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Für den HCOB-Chef ist Kostendisziplin das oberste Gebot

Ohne Kostendisziplin ist alles nichts – das ist, frei übersetzt, der Rat von Ian Banwell, Chef der gesundgeschrumpften Hamburg Commercial Bank. Eine Aufwand-Ertrag-Relation oberhalb der Marke von 50% hält er für problematisch.

Für den HCOB-Chef ist Kostendisziplin das oberste Gebot

Für den HCOB-Chef ist Kostendisziplin das oberste Gebot

Ian Banwell hält Aufwand-Ertrag-Quote von mehr als 50 Prozent für ungesund – Schon bald will sich der Manager jenseits der Bank als Gründer verwirklichen

jsc Frankfurt

Nach ihrer Privatisierung und einem harten Sparkurs betont die Hamburg Commercial Bank (HCOB) die Bedeutung niedriger Kosten. „Cost discipline is paramount“ – Kostendisziplin ist das oberste Gebot –, sagte der US-amerikanische Bankchef Ian Banwell am Dienstagabend als Gast des Internationalen Clubs Frankfurter Wirtschaftsjournalisten (ICFW) in Frankfurt.

Die ehemalige HSH Nordbank, die 2018 als bislang einzige deutsche Landesbank privatisiert wurde, weist für das Jahr 2022 mit einem Verwaltungsaufwand von 332 Mill. Euro auf der einen Seite und Gesamterträgen von 673 Mill. Euro und einem sonstigen betrieblichen Ergebnis von 75 Mill. Euro auf der anderen Seite eine Aufwand-Ertrag-Relation von 44% aus. Darin sind einige Positionen wie Abgaben zur Einlagensicherung und „Restrukturierung und Transformation“ allerdings nicht berücksichtigt.

Cost-Income-Ratio unter 50 Prozent

„Wenn Sie keine verlässlichen Margen erzielen – in unserem Geschäftsmodell eine Aufwand-Ertrag-Quote von unter 50% – kommen Sie früher oder später in Probleme“, sagte Banwell. Mit der Zeit werde das Haus unter die Marke von 40% rutschen. Zum Vergleich: Die Deutsche Bank weist für das zurückliegende Jahr eine Aufwand-Ertrag-Relation von 75% aus, die Sparkassen-Finanzgruppe notiert annähernd bei 63%, die genossenschaftliche Finanzgruppe bei gut 78%. Die HCOB finanziert vor allem gewerbliche Immobilien, Schiffe, Infrastrukturvorhaben und Unternehmen und verfolgt somit ein schlankes Geschäftsmodell ohne komplexes Filialnetz.

Die Bank gehört heute zu Cerberus, J.C. Flowers und anderen Finanzinvestoren, die das Institut für damals 1 Mrd. Euro übernommen hatten. Hamburg und Schleswig-Holstein kamen im Rahmen der Vereinbarung für Altlasten auf. Die HCOB ist auch nach der Privatisierung vor bald fünf Jahren drastisch geschrumpft. Die Zahl der Beschäftigten fiel von Ende 2018 bis Ende 2022 von damals 2.021 auf nunmehr 906. Auch Kosten und Erträge sind heute geringer als damals.

Dividende ausgeschüttet

Der 59-jährige Manager sprach von einer „unique german success story“. Für 2022 weist die Bank ein Konzernergebnis von 425 Mill. Euro aus. Mittlerweile habe das Geldhaus die angekündigte Dividende in Höhe von 1,5 Mrd. Euro an die Eigner ausgeschüttet, sagte Banwell. Den finanziellen Erfolg will der Manager, der früher selbst für Cerberus und davor für die Bank of America tätig war, als Gemeinschaftsprojekt verstanden wissen. „People love winning. They love winning together“, sagte er über die Beschäftigten.

Für eine Bank sei es essenziell, Prozesse in eine Cloud auszulagern. Das Management sei dabei schwierig. Der Datenfluss durch die Bank dürfe niemals unterbrochen werden. Auch müsse ein Geldhaus auf der Hut sein, um sich nicht von Technologieriesen abhängig zu machen. HCOB operiere momentan mit drei Anbietern, sagte er.

Als Stärke der deutschen Kreditwirtschaft macht Banwell den Einlagenschutz aus, der weit über die gesetzliche Mindestschwelle von 100.000 Euro hinausgeht. Die HCOB habe davon profitiert, dass die Entschädigungseinrichtung der privaten Banken die Haftungssumme auf 50 Mill. Euro begrenzt habe. Denn Großkonzerne, die weitaus höhere Summen auf Geschäftskonten führten, hätten ihr Geld daraufhin auf viele Banken verteilt. Die HCOB habe so neue Kunden gewonnen.

Keine Rückkehr ins Bankgeschäft

Sein eigener Berufsweg führt ihn aber bald von der HCOB weg, wie Banwell bekräftigte. Der Manager, der 2019 zur Bank kam, war erst im Oktober 2022 auf den langjährigen CEO Stefan Ermisch gefolgt – voraussichtlich Ende März 2024 wird Banwell das Amt wieder aufgeben. Das habe er von Anfang an so geplant, auch die Eigentümer seien eingeweiht gewesen. Künftig wolle er sich als Firmengründer im Finanzsektor hervortun, ohne dabei ins reine Bankgeschäft zurückzukehren. Die HCOB übergebe er als geordnetes Haus: „My job is done.“

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