Kreditausfälle im Immobiliengeschäft belasten LBBW
Kreditausfälle im Immobiliengeschäft belasten LBBW
jsc Frankfurt
Nach der BayernLB und der Helaba weist auch die Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) eine erhöhte Risikovorsorge im ersten Halbjahr aus: Bis zur Jahresmitte reservierte Deutschlands größte Landesbank 118 Mill. Euro für mögliche Ausfälle, wie die LBBW am Montag mitteilte. Das ist mehr als im ersten Halbjahr 2023, als 86 Mill. Euro zusammenkamen, aber weniger als in der zweiten Hälfte 2023, als rund 168 Mill. Euro verbucht worden waren.
Doch während im Vorjahr vor allem pauschale Risikovorsorge über sogenannte Model Adjustments gebildet worden war, sind diesmal „konkrete Einzelfälle vor allem im Immobiliengeschäft“ prägend, schreibt das von Land, Sparkassen und der Stadt Stuttgart getragene Institut. Gerade in den USA, zum Teil aber auch in Deutschland, habe die Bank Risikovorsorge gebildet, sagte Finanzvorstand Stefanie Münz im Gespräch mit der Börsen-Zeitung.
Auch befürchtet das Geldhaus konzernweit offenbar weitere Kreditausfälle: Der Bestand an Model Adjustments blieb mit 925 Mill. Euro unverändert hoch. Zugleich stuft Finanzchefin Münz die neu verbuchte Risikovorsorge als „nicht besorgniserregend“ ein.
Optimistisch für die Baywa
Für den strauchelnden Agrarhandelskonzern Baywa hat die LBBW bislang keine Risikovorsorge reserviert, wie Münz ausführte. Der SDax-Konzern hatte jüngst von wesentlichen Banken ein Überbrückungsdarlehen in Höhe von 272 Mill. Euro erhalten. Neben der Landesbank haben auch DZ Bank und HypoVereinsbank der Baywa im großen Umfang Geld geliehen. Die LBBW gehe aktuell von erfolgreichen Sanierungsgesprächen aus, sagte Münz. Auch insgesamt lag die Risikovorsorge im Firmenkunden-Segment mit 10 Mill. Euro „auf sehr niedrigem Niveau“, wie die Bank festhält.
Mit einer gestiegenen Risikovorsorge liegt die LBBW im Branchentrend. Schon die BayernLB, die für das erste Halbjahr eine Risikovorsorge von 154 Mill. Euro ausweist, hatte unter anderem auf „Einzelfälle bei Projektentwicklungen in Deutschland und Bestandsbüroimmobilien in den USA“ verwiesen. Die Helaba hatte derweil im Firmenkundengeschäft (Corporate Banking) nach „einzelnen ausgefallenen Engagements“ mehr Risikovorsorge gebildet und konzernweit 173 Mill. Euro verbucht. Für Immobilien reservierte die Landesbank in Frankfurt dabei allerdings weniger als zuvor.
Milliardengewinn im Visier
Trotz der Belastung verdiente die LBBW gut: Vor Steuern blieb ein Konzernergebnis von 731 Mill. Euro stehen, womit sich die Bank hinter die BayernLB einreiht (944 Mill. Euro), aber vor die Helaba stellt (413 Mill. Euro). Im Jahr zuvor hatte die LBBW bis zur Jahresmitte 691 Mill. Euro vor Steuern verdient. Während der Zinsüberschuss im ersten Halbjahr um 9% auf 1,30 Mrd. Euro nachgab, verdoppelte sich das Handelsergebnis, getrieben von Zinsgeschäften, auf 331 Mill. Euro.
Die Bank bekräftigt ihr Ziel, im Gesamtjahr mehr als 1 Mrd. Euro Gewinn vor Steuern zu schreiben. Profitabel zeigt sich das Institut in allen vier Geschäftsfeldern, wobei das Segment Unternehmenskunden mit einem Gewinn vor Steuern von 307 Mill. Euro hervorragt, gefolgt von Immobilien (190 Mill. Euro), Kapitalmarkt (144 Mill. Euro) und Private Kunden/Sparkassen (105 Mill. Euro).
Cybersicherheit kostet Geld
Allerdings stiegen die Verwaltungskosten deutlich um 10% auf 1,15 Mrd. Euro. Münz verweist auf Investitionen in Wachstumssegmente und in IT-Infrastruktur. Vor allem Cybersicherheit falle ins Gewicht. Die Zahl der Beschäftigten stieg binnen sechs Monate um 1,6% auf rund 10.600. Hinzu kommen höhere Löhne nach Tarifsteigerungen.
Zugleich profitiert die Bank ähnlich wie auch andere Adressen vom Wegfall der europäischen Bankenabgabe. Im Vorjahr waren hier noch 112 Mill. Euro angefallen. Auch die zusätzliche Einlagensicherung der Finanzgruppe ist nur noch mit einem Beitrag von 52 Mill. Euro vermerkt nach 77 Mill. Euro im Vorjahr. Auch in diesem Topf sei das vorläufige Zielvolumen erreicht, schreibt die Bank.
Im Immobiliensegment spürt das Institut neben der hohen Risikovorsorge zugleich eine Erholung: Das Neugeschäft zog um 15% auf 6,2 Mrd. Euro an. Insgesamt werde das Segment auf Jahressicht „spürbar“ mehr zum Vorsteuerergebnis beitragen als erwartet, heißt es im Halbjahresfinanzbericht. In dem Segment ist auch der Beitrag der Berlin Hyp enthalten, die der Konzern vor zwei Jahren übernommen hatte.
Schwächeres Firmengeschäft
Im Segment der Unternehmenskunden erwartet die Landesbank einen geringeren Beitrag zum Konzernergebnis vor Steuern als ursprünglich veranschlagt. Neben fallenden Erlösen aus dem Einlagengeschäft verzeichnete das Institut eine schwache Kreditnachfrage im ersten Quartal, die sich im zweiten Jahresviertel etwas aufhellte. Die LBBW finanziert zahlreiche Branchen, vorneweg Konsumgüterhersteller, Energieversorger, Industriekonzerne, Elektronik- und IT-Firmen sowie die Automobilbranche.
Zwar investierten viele Unternehmen aktiv im Ausland, erklärte Münz. Doch bereite ihr die Konjunktur im Inland Sorgen. „Wir sehen eher pessimistisch auf den Standort Deutschland.“
Deutschlands größte Landesbank verzeichnet zunehmend Einschläge im Kreditgeschäft: Hatte die LBBW im vergangenen Jahr noch in großem Umfang pauschal vorgesorgt, fielen im laufenden Jahr bis zur Jahresmitte konkrete Finanzierungen aus, wie die Bank berichtet. Die Risikovorsorge stieg auf 118 Mill. Euro.