Kreditboom trägt russische Sberbank

Trotz unergiebigen Verkaufs der Denizbank baut Branchenprimus Gewinn aus

Kreditboom trägt russische Sberbank

est Moskau – Russlands Bankenriese Sberbank verdient dank des lebhaften Geschäfts weiter prächtig: Einen Tag nachdem die zweitgrößte russische Bank VTB eine Gewinnsteigerung von 13 % für 2019 bekannt gegeben hatte, teilte der Branchenprimus am Donnerstag einen Gewinnanstieg um 1,6 % mit. Unterm Strich erzielte die Sberbank einen Konzernüberschuss von beachtlichen 845 Mrd. Rubel (11,87 Mrd. Euro).Der Gewinn wäre noch höher ausgefallen, hätte die Sberbank nicht die türkische Denizbank verkauft. Das Institut, das 2012 von der belgischen Gruppe Dexia für 3,5 Mrd. Dollar erworben worden war, wurde im Juli vergangenen Jahres für 3,2 Mrd. an die Emirates NBD Bank abgestoßen. Der Grund waren die westlichen Sanktionen, die laut Sberbank-Chef Herman Gref dazu geführt haben, dass die Bank von ihrer Türkei-Tochter weder Dividenden beziehen noch sie finanzieren konnte. Um den Einmaleffekt herauszurechnen, hat die Sberbank auch das Ergebnis aus fortlaufender Tätigkeit angeführt. Dieses belief sich 2019 auf 914,8 Mrd. Rubel, was einem Plus von 10,1 % gegenüber 2018 entspricht. Unabhängig vom Verkauf der Denizbank betrug die Kapitalrendite 22,2 %.Die reinen Zinseinnahmen aus dem Kreditgeschäft stiegen um 1,4 % auf 1,4 Bill. Rubel, die Provisionseinnahmen um 13,6 % auf 497,9 Mrd. Rubel. Ähnlich wie bei der VTB-Bank legte das Privatkundengeschäft aufgrund des Kreditbooms deutlich zu, während das Firmenkundengeschäft jedoch schrumpfte. In Zahlen wuchsen die Retailkredite um 16,8 % auf 7,8 Bill. Rubel, die Kredite an Firmenkunden gingen um 3,2 % auf 13,8 Bill. Rubel zurück. Insgesamt wuchs das Kreditportfolio somit um 3,2 % auf 21,7 Bill. Rubel. Ein Techgigant entsteht Russlands größter Geldgeber, der mit 278 000 Mitarbeitern 95 Millionen Kunden im Inland und elf Millionen im Ausland bedient, expandierte in den vergangenen Jahren dank der Bankenkonsolidierung. Neben der Expansion treibt Gref über Zukäufe im Technologiesektor die Wandlung der Bank zu einem Tech- und E-Commerce-Konzern im Dienstleistungsbereich voran – bis hin zur Essenszustellung. Für Aufsehen sorgte Mitte Februar der Beschluss der Regierung, dass die Zentralbank, die Mehrheitseigner der Sberbank ist, ihren Anteil von 50 % plus einer Aktie an die Regierung verkauft. Finanziert wird die Transaktion mit den Geldern aus dem mit Öleinnahmen gespeisten staatlichen Wohlfahrtsfonds.