Kreditfonds verdrängen Banken aus dem Leveraged-Finance-Markt
Im Podcast: Thorsten Weber
Kreditfonds verdrängen Banken aus dem Leveraged-Finance-Markt
Debt Funds machen im ersten Quartal zwei Drittel aller deutscher mittelständischer Leveraged-Finance-Deals
Von Philipp Habdank, Frankfurt
Banken haben in Deutschland dieses Jahr gegenüber Kreditfonds klar das Nachsehen: Zwei Drittel aller mittelständischen Leveraged-Finance-Transaktionen wurden im ersten Quartal von Debt Funds abgeschlossen. Das zeigt der aktuelle „Midcap Monitor“ der Investmentbank-Boutique Houlihan Lokey, der vierteljährlich die Kreditvergabe von Banken und Debt Fonds an Unternehmen mit Private-Equity-Hintergrund misst. Dazu zählen sowohl Akquisitionsfinanzierungen für große Buyouts und kleine Add-ons als auch Refinanzierungen und Rekapitalisierungen von Portfoliounternehmen mit einem Finanzierungsvolumen von 10 bis 500 Mill. Euro.
Der hohe Marktanteil der Kreditfonds im ersten Quartal ist insofern erstaunlich, da sich der Markt zuletzt in etwa zu gleichen Teilen zwischen Banken und Fonds aufgeteilt hatte – mit einem leichten Überhang zu den Kreditfonds. Dass diese nun zwei Drittel des mittelständischen Leveraged-Finance-Markts kontrollieren, dürfte mit einem zweiten erstaunlichen Ergebnis zusammenhängen: Mehr als jede zweite abgeschlossene Transaktion (55%) erfolgte im ersten Quartal im Dienstleistungssektor. Ein Bereich, wo Debt Fonds besonders oft zum Zug kommen, wie Finanzierungsberater Thorsten Weber von Houlihan Lokey im Private-Markets-Podcast „Betting Billions“ erzählt.
Investoren lassen Dienstleister hochleben, und Industrieunternehmen fallen
Im Gegenzug sank der Anteil von Transaktionen im Industriesektor auf 9%. Nie seit Beginn der Datenreihe wurden weniger Industrieunternehmen finanziert. Ein Ausdruck von Furcht der Finanzinvestoren vor den drohenden US-Zöllen? Diese würden das produzierende Gewerbe deutlich stärker treffen als den Dienstleistungssektor. Weber hält das nicht für ausgeschlossen, würde allerdings noch die Ergebnisse des zweiten Quartals abwarten, ob sich diese Beobachtung auch bestätigt.
Stattdessen verweist der Finanzierungsberater auf die kreditnehmerfreundlichen Finanzierungskonditionen, die bei Debt Funds derzeit zu holen seien. Seit dem Sommer 2022 seien sowohl die Leitzinsen als auch die Margen spürbar gesunken, wodurch eine Finanzierung von einem Debt Fonds aktuell nur noch zwischen 7 und 7,5% kosten würde. „Das ist eine Größenordnung, die sehr attraktiv ist, verglichen mit vor 18 Monaten, wo so eine Finanzierung noch 2 bis 3 Prozentpunkte teurer war“, sagt Weber.
Zinssenkungen helfen aggressiven Private-Equity-Investoren
Für Private-Equity-Investoren, die am Höhepunkt Ende 2021 oder Anfang 2022 gekauft und ihre Übernahmen aggressiv finanziert hatten, sind das gute Nachrichten. Sofern sich die Unternehmen ergebnisseitig ordentlich entwickelt haben, können sie sich nun wieder zu ähnlichen Konditionen refinanzieren. Weber fürchtet daher aktuell keine gefährliche Refinanzierungs- oder gar Restrukturierungswelle. Die Zinsen seien rechtzeitig, schnell genug wieder gesunken.
Die Frage ist, ob sie das bleiben. Notenbanken stehen vor schweren Entscheidungen. Der eskalierende Konflikt im Nahen Osten zwischen Israel und Iran droht den Ölpreis zu verteuern, was inflationsfördernde Wirkung hätte und folglich Zinserhöhungen zur Folge haben könnte. Gleichzeitig dürfte unter einem hohen Ölpreis aber auch die Wirtschaft leiden, was wiederum für niedrigere Leitzinsen sprechen würde. Auch hier rät Weber dazu, die nächsten Wochen und Monate abzuwarten, wie sich die Lage wirklich entwickelt.
Viele Debt Funds kämpfen um wenige Deals
Die schwierigen Jahre 2023 und 2024 haben aber schon jetzt Opfer gefordert und zu einer kleinen Marktbereinigung unter Debt Funds geführt. Finanzinvestoren wie Robeco, Fidelity International oder die DWS mussten ihre Private-Debt-Pläne aufgeben oder anpassen. Gleichzeitig betreten aber auch neue Spieler den Markt und kämpfen um Transaktionen. Als Beispiele nennt Weber Morgan Stanley, Alpha Wave oder Golub Capital. Weber zufolge wird der Markt von einigen wenigen etablierten Häusern dominiert, die pro Quartal vier Transaktionen oder mehr machen würden. Die restlichen Kreditfonds kämpfen um den Rest – und jeden einzelnen Deal.