Rezession

Kreditgeschäft der Sparkassen in Baden-Württemberg bricht ein

Die Sparkassen in Baden-Württemberg haben im ersten Halbjahr deutlich weniger Kredite vergeben. Gleichzeitig gingen die Einlagen von Privathaushalten leicht zurück. Der regionale Sparkassenchef Peter Schneider beklagte die weiter erhöhten Eigenkapitalvorgaben.

Kreditgeschäft der Sparkassen in Baden-Württemberg bricht ein

Kreditgeschäft der Sparkassen bricht ein

Institute in Baden-Württemberg erwarten im laufenden Jahr aber wieder eine Normalisierung des Ergebnisses

spe Stuttgart

Die herrschende Rezession in der südwestdeutschen Wirtschaft schlägt voll auf das Kreditgeschäft der Sparkassen durch. So ist das Neugeschäft der 50 öffentlich-rechtlichen Institute in Baden-Württemberg im ersten Halbjahr 2023 um mehr als 40% auf 11,1 Mrd. Euro zurückgegangen. „Einen Einbruch in dieser Größenordnung hatten wir in Baden-Württemberg noch nie“, sagte Peter Schneider, Präsident des Sparkassenverbands Baden-Württemberg (SVBW), am Mittwoch bei der Vorlage der Zahlen des ersten Halbjahrs in Stuttgart. Beim privaten Wohnungsbau gab es im Berichtszeitraum sogar einen Rückgang um 60% auf 3,1 Mrd. Euro. Aufgrund der hohen Zusagen in den Vorjahren wuchs der Bestand an Immobilienkrediten allerdings dennoch – und zwar um 3,8% auf 88,9 Mrd. Euro.

Nach außergewöhnlich hohen Wertpapierabschreibungen in der Größenordnung von 1 Mrd. Euro im Vorjahr geht der Verband für 2023 wieder von rund 50 Mill. Euro Zuschreibungen aus. Bei der Risikovorsorge für mögliche Kreditausfälle planten die Sparkassen für das Gesamtjahr vorsichtig. Aufgrund der granularen, vorsichtigen Kreditvergabe gebe es zwar aktuell keine konkreten Anzeichen für deutlich höhere Kreditwertberichtigungen, so Schneider. Aber erfahrungsgemäß stiegen in einer Zeit des konjunkturellen Abschwungs die Insolvenzzahlen.  

Privatkunden sparen weniger

Während der Bestand an Kundeneinlagen weiter um 1,8% auf 169 Mrd. Euro gestiegen ist, gingen doch die Einlagen von Privathaushalten um 0,4% oder 500 Mill. Euro zurück – eine Entwicklung, die Schneider mit der rückläufigen Sparfähigkeit der Kunden begründet. Allerdings werden auch Spar- und Sichteinlagen in Termineinlagen und insbesondere festverzinsliche Wertpapiere umgeschichtet. Der Sparkassenchef hob in diesem Kontext hervor, dass die Zahl der Wertpapierdepots bei den Sparkassen im Südwesten im Berichtszeitraum um 4,5% auf mehr als eine Million gestiegen ist.

Der Sparkassenpräsident beklagte indessen einen ständigen Anstieg der regulatorischen Anforderungen an die Eigenkapitalunterlegung der Banken. „Das verteuert zwangsläufig die Kredite und droht die Möglichkeiten zur Kreditvergabe abzuwürgen“, so der SVBW-Präsident. Dabei schränkten die seit Februar 2023 geltenden Kapitalpuffer der Finanzaufsicht BaFin den Spielraum für die Kreditvergabe der baden-württembergischen Sparkassen um bis zu 35 Mrd. Euro ein. Die aktuelle Eigenkapitalanforderung für die 50 Sparkassen im Südwesten liegt laut Verband bei 12,6% – ein Wert, der von der tatsächlichen durchschnittlichen Eigenkapitalquote von 16,3% deutlich übertroffen wird.

Saftiger Zinsüberschuss erwartet

Unterm Strich erwarten die Sparkassen für 2023 wieder eine Normalisierung des Ergebnisses. Dazu dürfte vor allem der Zinsüberschuss beitragen, der um rund 600 Mill. Euro auf dann 4 Mrd. Euro zulegen soll. „Damit bekommt unser Hauptergebnisträger wieder Aufwind“, sagte Schneider. Nachdem die LBBW, an der der SVBW knapp 40% hält, 2022 den Immobilienfinanzierer Berlin Hyp übernommen hatte, sieht der Sparkassenpräsident angesichts rückläufiger Immobilienpreise keine Krisensituation bei der neuen Tochter. „Wir sind aufmerksam, aber nicht alarmiert“, sagte er. Selbst ein Preisabschlag am Markt von 20% würde die Berlin Hyp nicht schrecken. „Wir haben hohe Puffer für Abschreibungen“, sagte Verbandsgeschäftsführer Ralf Bäuerle zu dem inzwischen integrierten Immobilienfinanzierer, durch den die LBBW ihr Finanzierungsvolumen auf rund 53 Mrd. Euro verdoppelt hat.

Mit Blick auf die Fusion der Landesbausparkassen LBS Südwest und LBS Bayern zur LBS Süd zum 30. August 2023 sagte Schneider, dass es im Anschluss „weitere strukturelle Schritte“ in Richtung einer bundesweit einheitlichen Bausparkasse im Sparkassenlager geben werde.

Die Sparkassen in Baden-Württemberg haben im ersten Halbjahr deutlich weniger Kredite vergeben. Gleichzeitig gingen die Einlagen von Privathaushalten leicht zurück. Der regionale Sparkassenchef Peter Schneider beklagte die weiter erhöhten Eigenkapitalanforderungen, die das Neugeschäft einschränkten.

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