Kriminelle hoffen auf Quantencomputing
Kriminelle hoffen auf Quantencomputing
Kriminelle hoffen auf Quantencomputing
BaFin: Künftige Entschlüsselungsmöglichkeiten sind Gefahr für Finanzindustrie
fir Frankfurt
Die BaFin warnt die Finanzindustrie vor Gefahren durch Quantencomputing. Banken müssten ihre Systeme, Hardware und Software quantensicher machen, bevor die Technologie so weit gediehen sei, bislang sicher geglaubte Verschlüsselungen zu knacken. Hier entstünden erhebliche neue Risiken, sagte der für Bankenaufsicht zuständige Exekutivdirektor Nikolas Speer am Donnerstag bei der virtuellen BaFin-Veranstaltung „IT-Aufsicht im Finanzsektor“.
Hacker horten Daten
Kriminelle witterten bereits ihre Chance, auch wenn die Technologie aktuell noch nicht so weit ist, in ihrem Sinne zum Einsatz gebracht zu werden. „Nach dem Prinzip ,Harvest Now – Decrypt Later' sammeln ,bad actors' schon heute verschlüsselte Daten, um sie dann später mit Hilfe von Quantentechnologie zu entschlüsseln“, warnte Speer. Darauf gelte es sich jetzt vorzubereiten, und zwar „ohne genau zu wissen, wann eine praktische Nutzung realistisch ist“.
Das Thema beschäftige Politik wie Aufsicht, machte Speer deutlich. So plane die Europäische Kommission im nächsten Jahr die Einführung eines Quantengesetzes, und auch die BaFin werde sich 2026 intensiver damit auseinandersetzen, wie sie Quantencomputing aufsichtlich zu behandeln hat.
Auch klassische IT-Probleme und Cyberattacken beschäftigen die Aufseher weiter. Seit dem Start des neuen Regulierungswerks Digital Operational Resilience Act (Dora) am 17. Januar dieses Jahres seien der BaFin mehr als 600 schwerwiegende IT-Vorfälle gemeldet worden, sagte Speer. Dabei handelt es sich in der Regel um IT-Fehler und menschliches Versagen und vergleichsweise nur in wenigen Fällen um Cyberattacken. Dora verpflichtet etwa Banken, Versicherungen, Kryptoverwahrer und Börsen, solche Vorfälle der BaFin als zentraler Meldestelle mitzuteilen, wenn sie bestimmte Schwellenwerte und damit eine gewisse Größenordnung erreichen. Viele Vorfälle und damit Attacken bleiben somit unter dem Radar.
Cyber-Lage „angespannt“
Kein Grund zur Entwarnung also. Die Situation bleibe „angespannt“, sagte Speer. Angriffe auf die deutsche Wirtschaft und die Schadenshöhe nähmen zu, im Finanzsektor ist ihm zufolge zuletzt die Zahl der Vorfallsmeldungen zur Cybersicherheit gestiegen. Dass bisher im Finanzsektor größere Schäden ausgeblieben seien, führt er auf das im Vergleich mit anderen Branchen hohe Sicherheitsniveau des Finanzsektors zurück. „Finanzunternehmen sind ein attraktives Ziel für Cyberangriffe“, zumal sie über Geld und einen Datenschatz verfügten. „Wir fragen uns nicht, ob es zu größeren Schäden kommt, sondern eher wann es soweit sein wird“, mahnte der Bankenaufseher.
