Fast 1 Mrd. Dollar Verlust

Fehlüberweisung kurz vor Archegos-Kollaps

Tage vor dem Zusammenbruch leistete sich Archegos Capital Management eine kostspielige Panne zugunsten von Goldman Sachs. Das kam jetzt im Betrugsprozess gegen Firmenchef Bill Hwang heraus.

Fehlüberweisung kurz vor Archegos-Kollaps

Fehlüberweisung Tage vor Archegos-Kollaps

Bloomberg New York

Kurz vor dem Kollaps leistete sich Archegos Capital Management noch eine Überweisungspanne in dreistelliger Millionenhöhe. Das kam jetzt im Prozess gegen den Firmenchef Bill Hwang ans Licht, der in den USA wegen Betrugs und Marktmanipulation vor Gericht steht.

Überweisung statt Abhebung getätigt

Als die als Hwangs Family Office deklarierte Investmentgesellschaft im März 2021 in die Krise geriet, versuchte sie demnach überschüssiges Geld von Handelskonten an der Wall Street abzuziehen. Darunter auch 470 Mill. Euro, die sich bei Goldman Sachs befanden. Statt das Geld jedoch abzuheben, überwies ein Archegos-Mitarbeiter versehentlich einen Betrag in dieser Höhe an Goldman, und die Bank gab ihn nicht sofort zurück.

Zusammenbruch kostete Gegenparteien 10 Mrd. Dollar

Während sie um Liquidität kämpfte, hatte die Gesellschaft dadurch einen Verlust von fast 1 Mrd. Dollar zu beklagen. Massive Nachschussforderungen sorgten dafür, dass Archegos Tage später kollabierte. Der Zusammenbruch kostete die Gegenparteien letztlich 10 Mrd. Dollar. Zu den Geschädigten gehörte auch die Credit Suisse.

„Es war ein sehr chaotischer Tag“

Der frühere Chef des Archegos-Risikomanagements, Scott Becker, berichtete über die Fehlüberweisung, als er durch Hwangs Anwalt Barry Berke im Zeugenstand ins Kreuzverhör genommen wurde. „Es war ein sehr chaotischer Tag“, erinnerte sich Becker mit Blick auf den 24. März 2021, an dem es zu der Überweisung an Goldman kam.

Goldman spielte offenbar auf Zeit

„Archegos hatte aufgrund dieses Fehlers etwa 1 Mrd. Dollar weniger auf seinem Betriebskonto bei der Bank of America“, führte Becker aus. Goldman habe zunächst zwar angedeutet, das Geld zurückzugeben. Dann jedoch habe ein Kundenbetreuer der Bank zuerst mit Archegos-Chefhändler William Tomita sprechen wollen. Dazu kam es dann nicht, so Becker.

Tomita ist der andere Hauptzeuge der Anklage. Sowohl er als auch Becker haben sich im Rahmen von Kooperationsvereinbarungen schuldig bekannt und sagen in der Hoffnung auf eine mildere Strafe aus.

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