Three Arrows Capital

Krypto-Hedgefonds vor dem Aus

Der von Singapur nach Dubai umgesiedelte Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC) befindet sich in Insolvenzgefahr, nachdem mindestens 400 Mill. Dollar an Krediten fällig gestellt wurden und Gegenparteien zusätzliche Sicherheiten anforderten.

Krypto-Hedgefonds vor dem Aus

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Der von Singapur nach Dubai umgesiedelte Krypto-Hedgefonds Three Arrows Capital (3AC) befindet sich in Insolvenzgefahr, nachdem mindestens 400 Mill. Dollar an Krediten fällig gestellt wurden und Gegenparteien zusätzliche Sicherheiten anforderten. Spekulationen über eine Schieflage von Three Arrows hatten schon die Tage auf Social Media die Runde gemacht, Mittwochfrüh be­stätigte Gründer Su Zhu in einem Tweet, dass man mit allen relevanten Akteuren in Kommunikation stehe und mit großem Engagement an einer Lösung arbeite. Three Arrows hatte mit eigenem und geliehenem Geld in großem Stil in Bitcoin, Alt­coins, Stablecoins und NFTs investiert, was in der Annahme geschah, dass sich der Kryptomarkt in einem anhaltenden Superzyklus befinde.

Diese These ist mit den jüngsten Kurseinbrüchen geplatzt. Die Anleger haben in einen Risk-off-Modus geschaltet, was mit den Abverkäufen zu Kaskadeneffekten führt. So war Three Arrows auch in großem Stil in dem Stablecoin Terra und dem daran geknüpften Token Luna investiert. Als Terra die Dollar-Bindung verlor, wurde auf eine Rettung durch Investoren wie Alameda und Three Arrows gehofft – doch die waren offenbar selbst in die Bredouille gekommen.

Da Three Arrows Kryptowährungen wie Bitcoin und Ether als Collateral hinterlegt hatte, wurden dafür mit dem Kursverfall dieser Token weitere Sicherheiten angefordert – ein Ab­wärtssog, dem man sich nur mit dem Beschaffen weiterer Liquidität entziehen kann, sofern die Kurse nicht steigen. Dafür hat Three Arrows offenbar, wie über einige Wallets bei Handelsplätzen einsehbar ist, große Bestände an Ether verkauft, was den Abwärtsdruck auf diese Notiz in den vergangenen Tagen beschleunigte.

Three Arrows hatte zuletzt Assets von 18 Mrd. Dollar ausgewiesen, wobei die sofort verfügbare Liquidität von Experten auf bestenfalls 2,7 Mrd. Dollar geschätzt wird. Three Arrows hat auch ein großes Exposure bei Celsius Network, die kürzlich einen Stopp der Auszahlungen an Einleger verfügte und sich ebenfalls mangels Li­quidität in Insolvenzgefahr befindet. Celsius hatte mit hohen Zinsen um Krypto-Einlagen geworben und dann mit den Mitteln in großem Stil mit „Staked Ether“ (sETH) auf der Lido-Blockchain spekuliert. Das funktioniert wie ein Derivat, wo auf eine Preisdifferenz zum Spotmarkt von Ether spekuliert wird – und da war Celsius offenbar zu optimistisch positioniert.

Bei Celsius ergibt sich ein bitterer Beigeschmack, hatte Gründer Alex Mahinsky doch bis zuletzt behauptet, die Einlagen („we have billions of liquidity“) seien sicher – um dann doch den Stecker zu ziehen. Aus Deutschland sind Anleger betroffen, die über die Neobank Nuri Token an Celsius gaben. Celsius hat die auf Re­strukturierungen spezialisierte Kanzlei Akin Gump Strauss Hauer & Feld angeheuert. Man wird bald erfahren, ob Celsius ihre Forderungen begleichen kann oder abgewicklung gehen muss.

Der Stablecoin-Emittent Tether (USDT) beeilte sich am Dienstag mitzuteilen, dass er sein Celsius-Exposure ohne Verluste abgestoßen habe. Zudem sei der Bestand an Commercial Papers in der Reserve von 20 Mrd. Dollar (per Ende März) auf 11 Mrd. Dollar reduziert worden und solle bis Ende Juni auf 8,4 Mrd. Dollar abgeschmolzen werden. Im Gegenzug werden US-Staatsanleihen gekauft bzw. Erlöse wurden für USDT-Auszahlungen verwendet. Tether hatte vor einigen Tagen innerhalb von 24 Stunden 7 Mrd. Dollar an Anleger ausgezahlt – was zeigt, dass Tether für diesen Bank Run gut gerüstet war. Die Gesellschaft dementierte am Mittwoch, dass sie Kreditexposure gegenüber Three Arrows habe.

Das Desaster von Krypto-Bullen wie Su Zhu dürfte nun regulatorische Konsequenzen haben. Three Arrows war schon als Regulierungsarbitrage nach Dubai geflüchtet – doch Anbieter mit solchen Lizenzen dürften in Zukunft schlechte Karten haben, Mittel von Institutionellen zu erhalten bzw. kaum Akzeptanz für ihr Collateral finden. In den USA hat SEC-Chef Gary Gensler, den die Kryptobranche gerne verlacht hatte, keinen Zweifel gelassen, dass die Kryptofirmen sich bei der SEC registrieren und damit die US-Wertpapiervorschriften erfüllen müssen. Anbietern wie Blockfi wurden hohe Strafen aufgebrummt.

Wertberichtigt Seite 6

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