Streit um Bitcoin-ETFs

Krypto-Investor Grayscale klagt gegen US-Aufsicht

Die SEC hat einen Antrag des Krypto-Investors Grayscale auf Zulassung für einen spotbasierten Bitcoin-ETF abgeschmettert. Nun klagt der Assetmanager gegen die US-Börsenaufsicht.

Krypto-Investor Grayscale klagt gegen US-Aufsicht

Von Alex Wehnert, Frankfurt

Der weltgrößte Krypto-Investor Grayscale hat Klage gegen die SEC eingereicht. Der Vermögensverwalter reagiert damit auf die Weigerung der US-Börsenaufsicht, die Umwandlung des Grayscale Bitcoin Trust in einen spotbasierten Exchange Traded Fund zuzulassen. Die Behörde hatte ihr ablehnendes Urteil am Mittwochabend damit begründet, dass die Pläne für ein Listing an der auf börsengehandelte Produkte spezialisierten NYSE Arca nicht genügend Vorkehrungen gegen Betrug und Marktmanipulation enthielten.

Streit um Investorenschutz

„Wir sind tief enttäuscht über, und keineswegs einverstanden mit der Entscheidung der SEC, Spot-Bitcoin-ETFs weiter den Weg an den US-Markt zu versperren“, sagte Grayscale-CEO Michael Sonnenshein. Zuletzt hatte sich der Manager bezüglich einer Zulassung noch optimistisch gezeigt und dabei auch auf SEC-Chef Gary Gensler verwiesen, der im Vergleich zu seinem Vorgänger Jay Clayton eine deutlich progressivere Haltung gegenüber dem Kryptomarkt einnehme. Allerdings hatte Gensler bereits in den vergangenen Monaten wiederholt betont, dass spotbasierte Bitcoin-ETFs aufgrund der hohen Volatilität der Kryptowährung und der illiquiden Struktur des Segments keinen ausreichenden Investorenschutz böten.

Grayscale und andere Produktanbieter halten diese Position allerdings für widersprüchlich. Schließlich habe die SEC im vergangenen Oktober futuresbasierte Bitcoin-Indexfonds zugelassen. Diese sind für Anleger laut Sonnenshein aber mitnichten sicherer als Spot-Vehikel – schließlich wirke sich die hohe Volatilität des Basiswertes auch auf den Terminmarkt aus.

Zudem verstoße die US-Börsenaufsicht mit ihrer Haltung gegen den Administrative Procedure Act, gemäß dem US-Bundesbehörden deckungsgleiche Situationen auch einheitlich behandeln müssten. Die Aufsicht hatte Futures-ETFs unter Berufung auf Wertpapiergesetze von 1940 die Zulassung erteilt, Anträge verschiedener Vermögensverwalter auf spotbasierte Indexfonds in den vergangenen Jahren aber wiederholt mit Verweis auf Regulierungen von 1934 abgelehnt.

Dass diese Diskrepanz für Grayscale auch vor dem US-Berufungsgericht für den District of Columbia, an dem der Vermögensverwalter nun seine Klage eingereicht hat, die zentrale Argumentationsgrundlage darstellen dürfte, lässt auch ein Statement von Star-Anwalt Donald Verrilli vermuten. Der Investmentanbieter hatte den Rechtsexperten Anfang Juni an Bord geholt. Verrilli vertrat die US-Regierung während der Präsidentschaft Barack Obamas als Solicitor General vor dem Obersten Gerichtshof und argumentierte dort mehrfach erfolgreich mit dem Administrative Procedure Act.

Die Analysten von Bloomberg Intelligence halten den Verweis auf die inkonsistente Behandlung ähnlicher Investmentvehikel in der Auseinandersetzung mit der SEC zwar durchaus für erfolgversprechend. Allerdings gilt derzeit als völlig unklar, wie lange der Rechtsstreit andauern dürfte. Für Grayscale zieht die Planungsunsicherheit erhebliche Probleme nach sich. Denn bis zur Umwandlung in einen ETF stellt der Bitcoin Trust des Hauses de facto einen geschlossenen Fonds dar. Damit steht ihm kein Creation-Redemption-Mechanismus offen, mittels dessen je nach Nachfrageentwicklung Fondsanteile kreiert oder eingezogen werden können.

In der Folge ergeben sich deutliche Abweichungen zwischen der Wertentwicklung des Bitcoin Trust und dem Net Asset Value – zuletzt wurde das Vehikel mit einem Abschlag von mehr als 30% zum Basiswert gehandelt. Eine Umstellung des Vehikels würde laut dem Vermögensverwalter bis zu 8 Mrd. Dollar an Wertschöpfung freischalten. In der Zwischenzeit stellen Anteilsrückkäufe durch die Grayscale-Mutter Digital Currency Group laut Insidern die einzige aktive Möglichkeit dar, um den Discount gegenüber dem ohnehin stark unter Druck stehenden Bitcoin-Spotkurs zu verringern.

BZ+
Jetzt weiterlesen mit BZ+
4 Wochen für nur 1 € testen
Zugang zu allen Premium-Artikeln
Flexible Laufzeit, monatlich kündbar.