Florian Döhnert-Breyer

Krypto-Manager mit großen Plänen

Als Bitcoin Natives waren die Gründer von F5 eine der allerersten Adressen, die bei der BaFin wegen einer KVG-Lizenz vorstellig wurden. CEO Döhnert-Breyer kennt sich aus im Token-Universum.

Krypto-Manager mit großen Plänen

Von Björn Godenrath, Frankfurt

Auch wenn die Kryptomärkte schwächeln, ergeben sich für findige Investoren doch immer Gelegenheiten für profitable Trades. Und ein ganz spezielles Ereignis Mitte September erlaubte gezielte taktische Positionierungen. Die Rede ist von „The Merge“, der Umstellung des Konsensmechanismus der Ethereum-Blockchain auf Proof of Stake (PoS). Dabei hatte die Notiz in Erwartung einer gelungenen Migration in den Tagen vor der Umstellung deutlich angezogen und befindet sich seitdem auf dem Rückzug. Ein Szenario, das Florian Döhnert-Breyer, CEO von F5 Crypto, und sein Anlageteam des Berliner Kryptofonds genau so auf dem Zettel hatten: „Wir hatten sechs Wochen vor dem Merge eine Strategie festgelegt, und die sah so aus, dass wir rund die Hälfte unserer Position von 40% im Fonds kurz vor dem Ereignis verkaufen, da wir antizipierten, dass alle positiven News dann eingepreist sind. Wir hatten zwei Monate davor die Allokation erhöht, das hat also gut geklappt. Jetzt stocken wir wieder auf, denn wir sind mit den nun folgenden Upgrades sehr positiv gestimmt für Ethereum.“

Nachdem mit dem Merge der Konsensmechanismus auf Proof of Stake umgestellt wurde und Ethereum damit ESG-freundlicher ist, steht für 2023 The Surge an. Damit wird Sharding über sogenannte Sidechains ermöglicht, was die Skalierbarkeit von Transaktionen erhöht. Später folgen dann Verkle Trees zum Ausbau der Dezentralität und Single-Slot-Finalität zur Optimierung der Sicherheit, heißt es im Research von F5 Crypto. In voller Blüte soll Ethereum aus bis zu 64 Blockchain-Teil­stücken (Shards) bestehen, die mittels PoS-Konsensus bis zu 100000 Transaktionen pro Sekunde verarbeiten können – das eröffnet eine Perspektive als grundsätzliche Infrastruktur für eine voluminöse Token-Finanzindustrie.

Für den Fondsmanager bei F5 Crypto ist „Bitcoin immer noch der Blue Chip unter den Kryptowährungen“ mit den meisten Währungspaaren für das Trading, auch wenn die Weiterentwicklung der Blockchain ein wenig stockt. Kunden von F5 Crypto sind semiprofessionelle und professionelle Markteilnehmer aus Deutschland wie Family Offices und vermögende Privatkunden, denen sage Bitcoin als Store of Value mit sicherer Verwahrung zu, sagt Döhnert-Breyer. Über Wrapped Bitcoin und DeFi-Zinsmodelle („Yield Farming“) könnte zwar noch zusätzliche Rendite erwirtschaftet werden, aber das sei nichts für einen deutschen Kryptofonds. Weitere investierbare Coins sind Döhnert-Breyer zufolge Avalanche (Avax) als Ethereum-Konkurrent und Polygon (Matic) für Gaming.

F5 Crypto ist ein als KVG registrierter Kryptofonds, der long-only in liquide Kryptowerte investiert, seit einem Jahr am Markt ist und „nichts Verrücktes macht“. Staking und Lending gehören nicht zur Anlagestrategie, wobei ein eigener Staking-Fonds auf der Agenda steht, auch weil zu registrieren sei, dass die BaFin dafür inzwischen offener ist. Die Brutto-Staking-Yields sehen jedenfalls verlockend aus: Sie liegen in einer Spanne von 5 bis 15 %, Ethereum liegt derzeit am unteren Ende, Polkadot am oberen Ende. Jeder Coin hat allerdings seine eigene Inflationsrate, deshalb zählt immer die adjustierte Rendite – wobei Polkadot zum Beispiel auf 10 % Inflation kommt und Ethereum perspektivisch sogar deflationär werden könnte. Zur Basisanalyse der Tokenomics gehört für F5 Crypto zudem ein Blick darauf, wie viele Coins schon in Umlauf sind und wie Haltefristen für VCs aussehen.

Viel BaFin-Dialog

F5 Crypto wurde im Jahr 2018 gegründet und hat sich zunächst in Liechtenstein und auf Gibralter nach einer Lizenz erkundigt, sich dann aber dagegen entschieden, als sich in Deutschland die Tür öffnete. „Wir haben dann als einer der ersten registrierten Spezialfonds eine KVG-Lizenz erhalten, wobei vom Antrag bei der BaFin bis zur Bewilligung neun Monate vergingen.“ Es habe viele Diskussionen mit der BaFin gegeben, die sich vor allem darum drehten, wie genau „liquide“ zu definieren sei für ein Token-Investment und bis zu welcher maximalen Allokation ein Coin im Portfolio gehalten werden dürfe. Die Einigung habe bei 45 % gelegen. Begleitet wurde der regulatorische Prozess von der Kanzlei YPOG, ein Spezialist für digitale Assets in der Finanzwirtschaft.

Als Early Mover im deutschen Kryptoanlagemarkt erhalte man auch heute noch viele Anfragen der BaFin in Form des Auskunftsersuchens, berichtet Döhnert-Breyer – offenbar will die Aufsicht das Geschehen eng begleiten, auf dass ja nichts schiefgeht. Dabei ist F5 Crypto schon voll integriert in das Token-Wertpapier-Ökosystem: Die Verwahrung findet über Tangany, Coinbase und Finoa statt, die Abwicklung über die Baader Bank/Clearstream. Das Fondsvolumen ist für ein lediglich registriertes Vehikel wie den „F5 Crypto Fonds 1“ auf 100 Mill. Euro begrenzt – einer der Gründe, weshalb Döhnert-Breyer für 2024 eine Vollregulierung anstrebt. Er schätzt, dass es etwa ein Jahr vom Antrag bis zur Lizenzerteilung dauern werde.

Als weitere Weichenstellung ist in Arbeit, dass F5 Crypto einen strategischen Partner für den Vertrieb findet. Außerdem in der Pipeline: Neben einem separaten Staking-Fonds würde F5 Crypto gerne einen Small-Cap Fonds (also weniger liquide Werte) auflegen sowie einen ETP aufsetzen, da die Grundlagen bereits geschaffen seien. Zudem steht der Aufbau einer hochkarätigen Krypto-Research-Abteilung analog zum US-Pionier Mes­sari im Fokus, auch da ist der Berliner Kryptofonds schon in kleinem Maßstab tätig. Aber all das würde natürlich einen erheblichen Kapazitätsaufbau bedeuten für den Acht-Mann-Betrieb – und außerdem müsste sich F5 Crypto dann wohl für externe Investoren öffnen.

Das wäre ein signifikanter Schritt für die bislang komplett eigenfinanzierte Gesellschaft. Döhnert-Breyer hat schon früh in Krypto investiert und dabei erhebliche Gewinne erzielt. Zudem hat er zwei Start-ups gegründet und jeweils einen erfolgreichen Exit vollzogen. Auch seine Mitgründer hatten ein gutes privates Investment-Timing. Für F5 Crypto dürfte es nun aber an der Zeit sein, die nächsten Schritte zu gehen mit Expansion und Diversifikation, schließlich steht die Vision, größter Krypto-Asset-Manager in Deutschland zu werden, am Anfang.

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