Innovation

Kryptowertpapiere gehen auch ohne Token

Die landläufige Auffassung, dass sich das Wertpapiergeschäft in Zukunft in eine traditionelle und eine Kryptowelt unterteilen wird, ist nach Auffassung der Gesellschaft für Kryptoregisterführung nicht zwingend richtig.

Kryptowertpapiere gehen auch ohne Token

Die Zukunft der Wertpapierindustrie sieht nach allgemeiner Auffassung so aus, dass es zwei Parallelwelten geben wird. Die eine ist die traditionelle und die andere ein auf dezentraler DLT-Infrastruktur beruhendes Ökosystem, in dem elektronische Wertpapiere und Token verwahrt und gehandelt werden. Dafür wurde Mitte 2021 das Gesetz über elektronische Wertpapiere (eWpG) verabschiedet. Teil davon ist die Kryptowertpapierregisterführung, die als neue Finanzdienstleistung in das KWG aufgenommen wurde. Wer Dienstleistungen dafür erbringen will, benötigt eine Erlaubnis der BaFin.

Überraschenderweise tauchen im Gesetzestext des eWpG die Begriffe Token und Blockchain nicht auf. Möglicherweise steckt dahinter die Absicht des Gesetzgebers, einen technologieoffenen Ansatz zu fördern. Auch die Finanzmarktaufsicht BaFin legt ja Wert darauf, dass Regulatorik technologieneutral sein soll. Für Kryptowertpapiere ergibt sich daraus, dass sie im elektronischen Wertpapierregister nicht zwangsweise als Token verwahrt werden müssen – egal, ob es sich um ein zentrales oder ein dezentrales Register handelt.

"Kryptowertpapiere lassen sich nicht nur in Einzeleintragung, bei der der Inhaber direkt im Register steht, sondern auch in der sogenannten Sammeleintragung zugunsten eines Verwahrers begeben."

Thomas Kramer

Von Depot zu Depot

Auf diesen Umstand macht Thomas Kramer von der Gesellschaft für Kryptoregisterführung aufmerksam. „Wir können Kryptowertpapiere auch ohne Token registrieren. Zudem lassen sich Kryptowertpapiere nicht nur in Einzeleintragung, bei der der Inhaber direkt im Register steht, sondern auch in der sogenannten Sammeleintragung zugunsten eines Verwahrers begeben“, sagt er.

Damit könne jede Bank Kryptowertpapiere verwahren und von Depot zu Depot überweisen. „So fließen diese nahtlos in bestehende Prozesse und Systeme ein und eine Kryptoverwahrung ist nicht nötig – weder technisch noch regulatorisch“, ergänzt Kramer.

Alte und neue Wertpapierwelt verbunden

Damit wäre dann im Grunde die Verbindung von alter und neuer Wertpapierwelt geschaffen, sozusagen eine harmonisierte Prozesslandschaft. Die Gesellschaft für Kryptoregisterführung führt mit diesem Setup nun eine erste Transaktion zusammen mit der V-Bank aus. Kunden der V-Bank haben damit die Möglichkeit, Kryptowertpapiere direkt zu kaufen und in ihrem Depot zu halten. Die V-Bank ist auf die Depot- und Kontoführung nebst Wertpapierabwicklung für unabhängige Vermögensverwalter und Family Offices spezialisiert.

Worauf alle Marktteilnehmer noch warten, ist die erste endgültige BaFin-Lizenz für die Kryptowertpapierregisterführung. Die Aufsicht sei derzeit wohl noch mit den Kryptoverwahrlizenzen beschäftigt, vermutet Kramer. Da sich die Aufsicht in ihren Prüfprozessen nicht an verbindliche Fristen halten muss, könne sich das noch ziehen.

Großes Marktwachstum

Die Gesellschaft für Kryptoregisterführung sieht sich mit ihren Fähigkeiten in guter Ausgangsposition, den Zukunftsmarkt für Kryptowertpapiere schnell zu erschließen. Die Berater von ZEB prognostizieren, dass der Markt für Kryptowertpapiere 2024 ein Volumen von 63 Mrd. Euro umfasst und bis 2026 auf 200 Mrd. Euro anwachsen wird.

Schon einige Start-ups haben sich in Stellung gebracht, um an dem Wachstum zu partizipieren. So ist die Gesellschaft für Kryptoregisterführung etwa in einer Partnerschaft mit dem Fintech 21Finance verbunden. 21Finance baut einen regulierten Handelsplatz für digitale Assets auf und beteiligt sich am DLT-Pilotregime der EU.

Einen Verband gibt es auch schon

Die Gesellschaft für Kryptoregisterführung ist von Matthias Albrecht gegründet worden, der in der Bankenszene als Macher der BIW Bank (später Xcom) sowie von einigen Fintechs bekannt ist. Die Xcom wurde 2015 von Flatex übernommen. Mit der FlatexDegiro-Tochter Cryptoport ist die Gesellschaft für Kryptoregisterführung auch zusammen im Bundesverband der Kryptowertpapierregisterführer vertreten.

Als assoziiertes Mitglied wurde auch der WM Datenservice aufgenommen, der wie die Börsen-Zeitung Teil der WM Gruppe ist. Der Verband setzt sich insbesondere für die Verbesserung der maßgeblichen Rahmenbedingungen für Kryptowertpapiere im Sinne des eWpG ein.

Kryptowertpapiere brauchen keine Token

Gesellschaft für Kryptoregisterführung kommt mit Neuheit an den Markt - Sammeleintragung beim Verwahrer öffnet Option

Von Björn Godenrath, Frankfurt

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