L & G schielt auf Prudentials Annuitätengeschäft

Konsolidierung kommt in Schwung

L & G schielt auf Prudentials Annuitätengeschäft

Von Andreas Hippin, LondonLegal & General (L & G) hat ein Auge auf einen 10 Mrd. Pfund schweren Teil des Annuitätengeschäfts des Rivalen Prudential geworfen. Wie die “Sunday Times” unter Berufung auf Insider berichtet, hat der Versicherer intern bereits Mittel dafür vorgesehen. Ein offizielles Angebot könne innerhalb weniger Wochen folgen.Über einen Verkauf des insgesamt 45 Mrd. Pfund schweren Annuitätenbuchs wird nicht zum ersten Mal spekuliert. Annuitäten sind Verträge, in denen sich Versicherungsgesellschaften zur Auszahlung lebenslanger Renten gegen die Einzahlung des Pensionsvermögens angehender Rentner verpflichten. Früher mussten sie Annuitäten kaufen, aber Schatzkanzler Philip Hammonds Vorgänger George Osborne hob diese Pflicht im Namen der Eigenverantwortung auf. Seit April 2015 können sie über ihre Altersversorgung frei entscheiden.L & G hatte bereits bei Bekanntgabe der Geschäftszahlen für die ersten sechs Monate Interesse an einem Teil von Prudentials Portfolio signalisiert. Wie Annuitäten unter Solvency II behandelt werden, hat dazu geführt, dass sich einige Versicherer aus diesem Geschäft verabschiedeten. L & G nahm ihnen die Lasten gerne ab. Im vergangenen Jahr übernahm die Gesellschaft von der niederländischen Aegon ein milliardenschweres Annuitätenpaket (vgl. BZ vom 24.5.2016). Es war einer der bislang größten Deals dieser Art. “Wir gehen davon aus, dass es weitere Konsolidierungsmöglichkeiten geben wird, und werden diese prüfen, wenn sie sich abzeichnen”, hieß es im Halbjahresbericht.Prudential bestätigte zuletzt, dass man über den Verkauf eines Teils des Geschäfts nachdenke. Man wolle aber nicht das ganze Annuitätenbuch loswerden, sagte CEO Mike Wells. Neben L & G gelten auch Aviva, Pension Insurance Corporation, Rothesay Life und Scottish Widows als mögliche Interessenten. Am Markt wird zudem spekuliert, dass Standard Life nach Abschluss der Übernahme von Aberdeen Asset Management einen Teil des Annuitätengeschäfts zum Verkauf stellen wird. Lockerung der VorgabenIm ersten Halbjahr profitierte L & G davon, dass die Lebenserwartung offenbar doch nicht so schnell steigt wie angenommen, was die Auflösung von Reserven möglich machte. Der Beitrag des Geschäfts mit Annuitäten zum operativen Gewinn stieg um zwei Fünftel auf 566 Mill. Pfund. Nigel Wilson, der CEO von L & G, gehörte zu den Brexit-Befürwortern in der City und mag auf eine Lockerung der Vorgaben der Aufseher hoffen. Die Bank of England machte aber bereits klar, dass mit einem Fegefeuer der Vorschriften nicht zu rechnen ist.Prudential kündigte bei Bekanntgabe der Halbjahreszahlen an, ihr europäisches Versicherungsgeschäft mit dem Assetmanager M & G zusammenzulegen. Dadurch entsteht eine stark auf Großbritannien fokussierte neue Geschäftseinheit mit sechs Millionen Kunden und einem verwalteten Vermögen von 332 Mrd. Pfund. Anne Richards wird M & G weiter führen und wird auch stellvertretende Chefin der Sparte, an deren Spitze John Foley stehen wird, der Chef des britischen Lebensversicherungsgeschäfts. Während eine ganze Reihe anderer mittelgroßer Vermögensverwalter mit Hilfe von Fusionen versucht, auf die nötige kritische Masse zu kommen, kann man sich bei M & G vorerst zurücklehnen. Prudential wächst stark in Asien und auch in den Vereinigten Staaten. Die neue Struktur ließ jedoch auch Spekulationen über eine mögliche Zerschlagung der Gruppe aufkommen.