Mittelstandsfinanzierung

Creditshelf steht das Wasser bis zum Hals

Creditshelf verbrennt Geld, weil die Plattform die hohe Kreditnachfrage investorenseitig nicht bedienen kann und muss nun die Hälfte der Mitarbeiter entlassen. Alles hängt an einem verschleppten Deal mit Goldman Sachs und Rolf Elgeti.

Creditshelf steht das Wasser bis zum Hals

Creditshelf steht das Wasser bis zum Hals

Noch keine Gelder aus Deal mit Goldman Sachs – Mittelstandsfinanzierer will Belegschaft halbieren

phh Frankfurt

Creditshelf will seine Belegschaft um die Hälfte reduzieren. Wie aus dem diese Woche veröffentlichten Halbjahresbericht des alternativen Mittelstandsfinanzierers hervorgeht, soll die Mitarbeiterzahl durch ordentliche Kündigungen bis November von derzeit 70 auf dann nur noch rund 35 sinken. Creditshelf muss Kosten sparen einerseits wegen der "herausfordernden finanziellen Situation", andererseits aufgrund der "anhaltenden Funding-Restriktionen".

Die finanzielle Situation ist heikel: Der Umsatz von Creditshelf ging im ersten Halbjahr verglichen mit dem Vorjahreszeitraum um über ein Viertel auf rund 2,8 Mill. Euro zurück. Ursache hierfür sei die starke Abnahme des arrangierten Kreditvolumens von 65,9 Mill. auf 42,5 Mill. Euro gewesen. Dem Gewinn vor Zinsen und Steuern (Ebit) aus dem Vorjahr über 1,5 Mill. Euro folgte in diesem Jahr rund 1 Mill. Euro Verlust. Creditshelf verbrennt also wieder Geld: Der operative Cashflow betrug im ersten Halbjahr −969.000 Euro.

Creditshelf kann Kreditnachfrage nicht bedienen

Bereits Anfang August hatte Creditshelf eine Umsatz- und Gewinnwarnung für das Gesamtjahr herausgegeben. Das Unternehmen korrigierte die eigentliche Umsatzprognose von 8 bis 10 Mill. Euro auf 5 bis 7 Mill. Euro nach unten und kündigte an, im Gesamtjahr voraussichtlich rote Zahlen zu schreiben. Die Ebit-Prognose drehte von 1 Mill. Gewinn in 1 bis 2 Mill. Euro Verlust.

Creditshelf hat das Problem, dass es zwar viel Kreditnachfrage generiert. Das Volumen angefragter Kredite erhöhte sich im ersten Halbjahr gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 8% auf rund 1 Mrd. Euro. Der Plattform fehlt jedoch das nötige Kapital, um diese Nachfrage bedienen zu können. Der Ausfall eines wesentlichen Investors im zweiten Quartal 2022 hätte auch in diesem Jahr noch erhebliche Auswirkungen auf das Geschäft, schreibt Creditshelf.

Deal mit Goldman Sachs und Rolf Elgeti hakt

Das Problem schien zwar im vergangenen Jahr gelöst, als der Mittelstandsfinanzierer mitteilte, einen Deal mit Goldman Sachs eingetütet zu haben. Die Vereinbarung sah vor, dass Goldman bis zu 100 Mill. Euro an besicherter Refinanzierung für Kredite bereitstellt, die Creditshelf über die Plattform für kleine und mittlere Unternehmen (KMU) arrangiert. Die Mittel können "ab sofort" genutzt werden, hieß es unmissverständlich in der Mitteilung von Creditshelf. Nur: Dieses Geld fließt bislang nicht.

Im Halbjahresbericht heißt es dazu: "Ein Vertrag für eine neue Quelle für die Finanzierung der über die Creditshelf-Plattform arrangierten Kredite konnte zwar im November 2022 mit Goldman Sachs unterzeichnet, aufgrund von nachgelagerten Bedingungen und vertraglich zwar zugesicherten, aber bis zur Aufstellung dieses Halbjahresabschlusses nicht geleisteten Einzahlungen durch den Junior Lender Obotritia Capital KGaA noch nicht genutzt werden."

Hinter Obotritia Capital steht der Unternehmer Rolf Elgeti, der auch Großaktionär von Creditshelf ist. Im Zuge des Goldman-Deals hatte Elgeti Creditshelf 40 Mill. Euro zugesagt, diese aber noch nicht ausgezahlt. Die Goldman-Linie steht nur zur Verfügung, wenn Obotritia dabei ist.

Seit Januar 2021 besteht mit Obotritia außerdem ein unbefristeter Gesellschafterdarlehensrahmenvertrag von bis zu 8 Mill. Euro. Davon werden Creditshelf zufolge aktuell 4,3 Mill. Euro genutzt. Im ersten Halbjahr hatte Creditshelf eine Tranche über 1,75 Mill. Euro gezogen. Das Darlehen kann beiderseitig bis Ende dieses Jahres mit einer Frist von zwölf Monaten gekündigt werden, ab dem nächsten Jahr verkürzt sich die Kündigungsfrist auf drei Monate. Zum Zeitpunkt der Aufstellung dieses Halbjahresabschlusses sei das Darlehen ungekündigt gewesen.

Fortbestand gefährdet

Creditshelf geht davon aus, das Refinanzierungsproblem "im näheren Verlauf des zweiten Halbjahres 2023" lösen zu können. Gelingt das nicht, drohen ernste Konsequenzen. Hierzu heißt es im Risikobericht erneut, dass der Unternehmensfortbestand gefährdet sei, sofern sich das Funding-Problem wider Erwarten nicht lösen lasse. Erfolgskritisch hierfür sei vor allem der Start des Goldman-Vehikels und die Zahlungen aus dem Gesellschafterdarlehensrahmenvertrag, der zudem nicht gekündigt werden dürfe, damit Creditshelf die darauf aufbauenden geplanten Umsätze realisieren könne.

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