Vorstände von NRW.Bank und IBB über Hebel und privates Kapital

Landesförderbanken wollen mehr Wirkung

Die Förderbanken aus NRW und Berlin haben deutlich gemacht, dass es jetzt weniger um einzelne Kredite, sondern um deren Wirkung geht.

Landesförderbanken wollen mehr Wirkung

Landesförderbanken wollen mehr Wirkung

Vorstände von NRW.Bank und IBB sprechen über Hebel und privates Kapital

wbr Frankfurt

Die Spitzen der Förderbanken aus NRW und Berlin haben auf der Veranstaltung der Börsen-Zeitung deutlich gemacht, dass es im kommenden Jahrzehnt weniger um einzelne Kredite, sondern um deren Wirkung im Gesamtsystem geht. Johanna Antonie Tjaden-Schulte, Vorständin der NRW.Bank, beschrieb ihre Bank als „Zukunftsgestalterin“ für das Land Nordrhein-Westfalen. Ausgangspunkt ist die politische Zielsetzung, NRW zur ersten klimaneutralen Industrieregion Europas zu machen. Dafür reiche es nicht, einzelne Investitionen zu finanzieren, betonte sie. Förderpolitik müsse entlang von Wertschöpfungsketten und in Transformationspfaden denken – vom E-Auto über Photovoltaik und Ladeinfrastruktur bis zu Speichern oder von der Windanlage über Netze bis hin zur gesicherten grünen Energie für Unternehmen.

Maximale Transformationswirkung

Jeder knappe Förder-Euro solle dort eingesetzt werden, wo er maximale Produktivitäts- und Transformationswirkung entfaltet. Die NRW.Bank verstehe sich als Plattform für Innovation: Jede zukunftsweisende Idee solle Kapital finden, auch über Beteiligungen. Besonders im Deep-Tech-Bereich sieht Tjaden-Schulte öffentliche Mittel in der Frühphase als Voraussetzung, damit Unternehmen überhaupt in Lage kommen, in der klassische Fremdfinanzierung möglich wird.

Zugleich verschiebe sich das Kreditgeschäft in Richtung digitaler Vertriebskanäle und Plattformen. Für gewerbliche Kunden gebe es hier aber noch keinen Durchbruch, so Tjaden-Schulte. Die NRW.Bank setze auf Kooperationen, um Förderung stärker über digitale Marktplätze zu steuern und neue Produkte schnell an Marktbedürfnisse anzupassen.

Berlin hebelt bei VC kräftig

Hinrich Holm, Vorstandschef der Investitionsbank Berlin (IBB), richtete den Blick auf die Hebelwirkung öffentlicher Mittel. Bei 5.000 Mrd. Euro Investitionsbedarf für die Transformation gebe es 500 Mrd. Euro Bundesmittel, von denen die ersten Milliarden bereits weitgehend als direkte Zuschüsse in Länderhaushalte geflossen seien. „Da wird nichts gehebelt“, kritisierte Holm: Förderbanken blieben häufig außen vor, obwohl sie mit Finanzinstrumenten aus einem Euro Steuergeld ein Mehrfaches an Investitionen auslösen könnten.

Holm verwies auf das Berliner Venture-Capital-Geschäft, bei dem über europäische Haushaltsmittel und Kofinanzierung der IBB ein Vielfaches an privatem Kapital mobilisiert werde. In der Start-up-Finanzierung erreiche Berlin Hebel bis zum Zwölffachen, bei KMU-Programmen von rund dem Fünffachen. Entscheidend sei, öffentliche Mittel so zu strukturieren, dass sie privates Kapital anziehen, statt es zu verdrängen.

Als Beispiel nannte Holm Modelle im Schulbau, bei denen die IBB Infrastruktur vorfinanziert. Solche Strukturen schafften Werte in den öffentlichen Bilanzen und erhöhten zugleich die Investitionsfähigkeit. Insgesamt, so Holm, werde es ohne eine deutlich stärkere Wirkungs- und Hebelorientierung der öffentlichen Hand nicht gelingen, das notwendige Transformationsvolumen zu erreichen.