Lateinamerika rettet Santander

Spanische Großbank verdient bis September 35 Prozent weniger

Lateinamerika rettet Santander

ths Madrid – Santander hatte bereits Ende September Abschreibungen von fast 1,5 Mrd. Euro für die Tochter in Großbritannien angekündigt. Der Grund waren die neuen regulatorischen Auflagen, die eine stärkere Trennung des Retailgeschäfts von anderen Bereichen verlangen, sowie die Risiken des Brexits. Dennoch sank der Aktienkurs von Spaniens größter Bank nach Bekanntgabe der Quartalszahlen am Mittwoch deutlich. Der Reingewinn fiel in den ersten neun Monaten des Jahres gegenüber dem Vorjahreszeitraum um 35 % auf 3,73 Mrd. Euro.Die außerordentlichen Aufwendungen von fast 2,5 Mrd. Euro beinhalteten neben den Abschreibungen der britischen Tochter auch Umstrukturierungskosten von 724 Mill. Euro infolge der Übernahme von Banco Popular in Spanien. Ohne diese Sondereffekte wäre der Gewinn bis September um 2 % auf 6,2 Mrd. Euro gestiegen, versicherte Santander. Im dritten Quartal erzielten die Spanier einen Reingewinn von 500 Mill. Euro, was über den Erwartungen des Analystenkonsens von Reuters lag.Santander profitierte einmal mehr von seiner geografischen Diversifizierung, wie die Bankchefin Ana Botín in einer Mitteilung unterstrich. Denn 46 % des Gewinns fielen in Lateinamerika an, 8 % in den USA und der Rest in Europa. Trotz der Nullzinsen im Euroraum wuchs der Zinsüberschuss der Bank bis September verglichen mit 2018 um 4,6 % auf 26,4 Mrd. Euro. Das Wachstum geht zum guten Teil auf Zugewinne im Kundengeschäft zurück. So erhöhte Santander die Zahl der Kunden um sechs Millionen auf 144 Millionen. Die Einlagen legten um 4 % und die Kredite um 6 % zu. Wachstumstreiber BrasilienEinmal mehr war Brasilien im dritten Quartal der Wachstumstreiber der Spanier. Der Reingewinn stieg um 19 % und machte fast ein Drittel des Ergebnis der Gruppe aus. Auch in Mexiko, wo Santander unlängst den Anteil an seiner Tochter auf 92 % erhöhte, wurde ein zweistelliger Gewinnzuwachs verzeichnet.Im spanischen Heimatmarkt konnte die Bank nach schwierigen Jahren wieder einen Gewinnanstieg von 3 % auf knapp 1,2 Mrd. Euro verbuchen. Das Ergebnis war jedoch vor allem Folge der Einsparungen durch die Eingliederung von Banco Popular, dem ehemalige Mitbewerber, der 2017 abgewickelt und an Santander verkauft wurde. Die Fusion ist mittlerweile so gut wie abgeschlossen. Bank-CEO José Antonio Alvarez schloss wie die meisten seiner Kollegen aus, dass sich die Negativzinsen auf Privatkunden umlegen lassen. “Beim aktuellen Zinsniveau kann ich nicht mir nicht vorstellen, dass dies den Retailbereich betreffen könnte”, so die Nummer Zwei von Santander. Geschäftskunden werden dagegen bereits zur Kasse gebeten.Der Gewinn von Santander Consumer Finance verblieb mit 995 Mill. Euro auf dem Vorjahresniveau, wobei Deutschland mit 248 Mill. Euro den Hauptteil beisteuerte. Wie erwartet schlecht lief es dagegen in Großbritannien, vor allem aufgrund neuer regulatorischer Auflagen und der harten Konkurrenz, wie Santander versicherte. Der Gewinn der britischen Tochter fiel bis September um 19 % auf 828 Mill. Euro. Nach den hohen Abschreibungen im dritten Quartal erwartet der Finanzvorstand von Santander Jaime García Cantera keine weiteren Belastungen mehr bei der britischen Tochter.