LBBW sieht sich auch für Stressfall gewappnet
Neske sieht LBBW auch für Stressfall gewappnet
Landesbank Baden-Württemberg bestätigt Ergebnisziel von mehr als einer Milliarde Euro für 2025 – Risikovorsorge zum Halbjahr leicht rückläufig
Die Landesbank Baden-Württemberg führt ihr schlechtes Abschneiden im jüngsten Stresstest der Europäischen Bankenaufsicht insbesondere auf dessen Methodik zurück. Wie CEO Rainer Neske erläutert, unterschätze eine starre Betrachtung die kurzfristigen Reaktionsmöglichkeiten, die sein Institut im Stressfall habe.
spe Stuttgart
Wie alle anderen Finanzinstitute auch hat die LBBW „Stress im Kreditbuch“ erfahren, sagt Rainer Neske. Alles andere wäre angesichts der Schwäche der deutschen Wirtschaft und dem Szenario der Europäischen Bankenaufsicht EBA auch überraschend, gesteht der LBBW-CEO anlässlich der Veröffentlichung der Halbjahresergebnisse der Börsen-Zeitung zu. Was die Bank aber nach seinen Aussagen besonders hart trifft, ist die Annahme einer statischen Bilanz durch die EBA – eine Sichtweise, die die Reaktionsmöglichkeiten der LBBW unterschätze.
Neske begründet diese Einschätzung mit dem relativ hohen Anteil seines Instituts an risikolosem, kurzfristigem Geschäft. „In der Praxis würden wir kurzfristig reagieren können und diese Geschäfte auslaufen lassen“, macht der CEO mit Blick auf mit Blick auf Repo-Geschäfte zum Jahresende klar. Das sei aber unter den EZB-Annahmen nicht möglich.
Eine Frage der Methodik
Erschwerend komme hinzu, dass von der zusätzlichen Vorsorge der LBBW nur ein Teil im Stresstest berücksichtigt worden sei. Bei einer vollständigen Berücksichtigung läge die Kapitalquote knapp vier Prozentpunkte höher. Damit wäre das Ergebnis des Stresstests der LBBW unauffällig. Es liege also auch an der Methodik, dass die Risikosituation der Bank schlechter scheine als sie in Wirklichkeit sei. „Wir fühlen uns daher mit unserem Geschäftsmodell und unserer Kapitalausstattung weiterhin ausgesprochen wohl“, so Neske. Bekanntlich hatte der jüngste Stresstest der EBA der LBBW ein schwaches Abschneiden attestiert. Im härtesten Szenario der Bankenaufsicht würde die LBBW im Jahr 2027 noch eine harte Kernkapitalquote von 5,5% erreichen.
Ausfallquote bleibt niedrig
Für das erste Halbjahr 2025 weist die Bank eine harte Kernkapitalquote von 16,6% aus. Den Anstieg gegenüber dem Vorjahreswert von 14,6% führt die LBBW im Wesentlichen auf einen Rückgang der Risikoaktiva infolge methodischer Änderungen durch den Wechsel der aufsichtsrechtlichen Vorschriften von CRR II auf CRR III zurück. Ansonsten kennzeichnet Neske die Risikolage seines Instituts trotz der schwachen Konjunktur und der schwierigen Lage an den Immobilienmärkten weiterhin als robust.
Die Risikovorsorge lag mit 107 Mill. Euro leicht unter dem Vorjahreswert (118 Mill. Euro) und bewege sich damit auch im langfristigen Vergleich auf einem moderaten Niveau. Sie geht im Wesentlichen auf konkrete Einzelfälle im Immobiliengeschäft zurück, hinzu kommen vereinzelte Fälle bei Unternehmenskunden. Die insgesamt „hohe Qualität des Portfolios“, wie Neske sagt, spiegelt sich in der im Branchenvergleich nach wie vor niedrigen Ausfallquote von 0,6% (NPE-Ratio) wider. „Der Anteil von Problemkrediten ist damit im Branchenvergleich weiterhin sehr ordentlich“, so Neske. Zudem verfüge die Bank nach wie vor über konstant 880 Mill. Euro an zusätzlicher Vorsorge.
Integration der Berlin Hyp abgeschlossen
Indessen wurde mit Wirkung zum 1. August 2025 die im Sommer 2022 erworbene Berlin Hyp rechtlich integriert und mit dem eigenen gewerblichen Immobiliengeschäft der LBBW zusammengelegt. Durch die neue Struktur unter der Marke Berlin Hyp sollen Prozesse und die Steuerung der Geschäftsaktivitäten weiter vereinfacht werden. So habe man in den vergangenen Monaten Doppelstrukturen reduziert, die Neuaufstellung organisatorisch abgeschlossen und die IT-Landschaft harmonisiert. Parallel dazu wurden rund 300 Stellen, jeweils hälftig in Stuttgart und Berlin abgebaut.
Bis 2028 geht Neske davon aus, dass sich die Synergien durch die Integration der Berlin Hyp, die bereits heute zur Hälfte zum Neugeschäft der Immobilienfinanzierung beiträgt, auf 100 Mill. Euro per anno addieren.
Milliardengewinn im Gesamtjahr angepeilt
Unterm Strich weist die LBBW zum Halbjahr einen um Aufwendungen aus der Integration der Berlin Hyp bereinigten operativen Gewinn vor Steuern von 759 Mill. Euro aus (+4%). Auch einschließlich der Integrationseffekte lag das Vorsteuerergebnis mit 705 Mill. Euro nur leicht unter dem Vorjahreswert. Vor diesem Hintergrund hält der Vorstand an seinem Ergebnisziel für das Gesamtjahr von mehr als einer Milliarde Euro fest.
Der CEO führte die Entwicklung auf ein starkes operatives Kerngeschäft mit steigenden Erträgen und einer stabilen Risikolage mit einer leicht rückläufigen Risikovorsorge zurück. Trotz des unsicheren geopolitischen und wirtschaftlichen Umfelds weisen die vier operativen Segmente Unternehmenskunden, Immobilien, Kapitalmarktgeschäft und Privatkunden gesteigerte Erträge aus.
In Gesprächen mit Stadtwerken
Wie Neske weiter sagte, kommen die Pläne, kommunalnahen Unternehmen bei der Finanzierung der Energie- und Mobilitätswende unter die Arme zu greifen, voran. Zusammen mit den Sparkassenverbänden von Baden-Württemberg und Rheinland-Pfalz sowie Versicherungen entwickelt die LBBW Eigenkapitallösungen mit Volumina von 50 bis 500 Mill. Euro für Stadtwerke, die eigenkapitalähnliche Instrumente wie Genussrechte zur Verfügung stellen. „Denn diese ermöglichen es, Verschuldungsgrade gezielt zu stärken und gleichzeitig neue Investitionspotenziale zu erschließen“, so Neske. Inzwischen habe man mit 30 kommunalnahen Unternehmen Erstgespräche geführt. In zwei Fällen arbeiten die Beteiligten bereits an einer maßgeschneiderten Finanzierungsstruktur.