Libyscher Staatsfonds zerrt Goldman Sachs vor Gericht

Schadenersatz für Verluste mit Derivaten gefordert

Libyscher Staatsfonds zerrt Goldman Sachs vor Gericht

hip London – Führende Banker von Goldman Sachs werden sich in den kommenden Wochen vor dem Londoner High Court zu den Vorwürfen der Libyan Investment Authority (LIA) äußern müssen. Der vor einem Jahrzehnt von Muammar al-Gaddafi ins Leben gerufene Staatsfonds macht die US-Investmentbank für Verluste aus Derivategeschäften verantwortlich, die sich auf 1,2 Mrd. Dollar summierten. An den Transaktionen habe das Institut mehr als 220 Mill. Dollar verdient, behaupten die LIA-Anwälte. Ein Mitarbeiter von Goldman Sachs habe die jungen und leicht zu beeindruckenden Mitarbeiter des Staatsfonds für sich gewonnen und ihnen komplexe Produkte verkauft. Sie hätten geglaubt, auf diesem Wege strategische Beteiligungen an Firmen wie Citigroup und dem französischen Energieversorger EDF zu erwerben. Am Ende habe es sich jedoch nur um riskante Wetten gehandelt.Die von den Klägern geschilderten Details der Geschäftsanbahnung wurden in der City of London gierig aufgesogen. So habe man Haitem Zarti, dem jüngeren Bruder des stellvertretenden Chefs der LIA, ein Praktikum bei der Wall-Street-Bank ermöglicht. Er sei nach Marokko und Dubai geflogen und in Fünfsternehotels untergebracht worden. In dem arabischen Emirat habe ein Mitarbeiter der Bank dann eines Abends zwei Prostituierte für ihn und für sich selbst bezahlt. LIA-Mitarbeiter seien zu “Fortbildungen” nach London geflogen, in Luxushotels untergebracht und in die besten Restaurants ausgeführt worden. Zu den Bankern, deren Auftritt in London erwartet wird, gehört Andrea Vella, Co-Head of Investment Banking für Asien. Goldman Sachs wies die Vorwürfe zurück. “Die Behauptungen entbehren jeder Grundlage und wir werden uns weiterhin vehement dagegen zur Wehr setzen”, sagte ein Sprecher der Bank. Für gewöhnlich können Staatsfonds (Souvereign Wealth Fonds, SWF) wie die LIA nicht für sich in Anspruch nehmen, sich in der Finanzwelt nicht auszukennen.Die Kanzlei Enyo Law geht im Auftrag der LIA auch gegen Société Générale vor. Von der französischen Großbank fordern sie 2,1 Mrd. Dollar. Auf die Mittel des Staatsfonds, der von der Regierung in Tobruk kontrolliert wird, erheben auch andere Parteien im libyschen Bürgerkrieg Anspruch. Seit Gaddafi 2011 von der NATO gestürzt wurde, kämpfen diverse islamistische Milizen wie der Islamische Staat und andere bewaffnete Gruppen um die Herrschaft in dem nordafrikanischen Land.