Linzer Oberbank wagt sich in den Iran vor

Finanzierungsabkommen soll am 21. September unterzeichnet werden - Hürden bleiben

Linzer Oberbank wagt sich in den Iran vor

Reuters Wien – Die österreichische Regionalbank Oberbank will noch in diesem Monat als erstes europäisches Finanzinstitut nach der Aufhebung der Sanktionen ein Abkommen mit dem Iran unterzeichnen. Österreichs siebtgrößte Bank wagt damit einen Schritt, vor dem die großen Finanzhäuser Europas derzeit noch zurückscheuen.”Wir haben das Finanzierungsabkommen jetzt eineinhalb Jahre mit den Iranern verhandelt, am 21. September wird es unterzeichnet”, sagte Oberbank-Chef Franz Gasselsberger am Donnerstag der Nachrichtenagentur Reuters. Zur Vertragsunterzeichnung am Firmensitz in Linz erwartet die Bank hochrangige Vertreter der iranischen Notenbank, des iranischen Finanzministeriums sowie von bis zu zwölf iranischen Banken.Nach dem Abschluss des Atomabkommens – auf das sich die fünf UN-Vetomächte und Deutschland sowie der Iran 2015 geeinigt hatten – und der Aufhebung der meisten westlichen Strafmaßnahmen wittern viele Unternehmen gute Geschäftsmöglichkeiten im Iran. Genau da will die Oberbank ansetzen und Projekte von österreichischen Firmen finanzieren. “Dabei handelt es sich um Finanzierungen in Euro mit Laufzeiten von über zwei Jahren”, sagte Gasselsberger. Europäischer VorreiterDer Chef der oberösterreichischen Bank mit einer Bilanzsumme von rund 20 Mrd. Euro sieht sich innerhalb seiner Branche als europäischen Vorreiter. “Ich glaube, wir sind mit einem solchen Abkommen die erste europäische Bank. Zumindest ist das der Informationsstand, den die Iraner uns geben.” Allerdings dürften auch schon einige deutsche und italienische Finanzhäuser sowie die dänische Danske Bank ihre Fühler ausstrecken, sagte er. Auch die österreichische Raiffeisen Bank International bemüht sich um eine Reaktivierung der Geschäftsbeziehungen. “Wir arbeiten nach wie vor mit einigen iranischen Geschäftsbanken an der Erfüllung des Compliance-Prozesses”, sagte eine Raiffeisen-Sprecherin.Als Beispiele für die von der Oberbank finanzierten Kredite nannte Gasselsberger Projekte aus den Bereichen Infrastruktur, Eisenbahnbau, Anlagenbau, Krankenhausbau, Fotovoltaik und Wasserkraft. Ein Projektvolumen wollte er nicht nennen. Die Nachfrage sei hoch und die Unternehmen teilweise auch schon sehr ungeduldig. Doch die “Iran-Euphorie”, die es nach der Aufhebung der Sanktionen gegeben hatte, sei “ein bisschen verflogen”. Die Exportfinanzierungen der Oberbank sind zu 99 % von der Oesterreichischen Kontrollbank abgesichert. Unternehmen preschen vorDer Iran hat nach Jahren der wirtschaftlichen Isolation einen erheblichen Nachholbedarf und muss für seine rund 80 Millionen Einwohner viele Produkte importieren. Große internationale Konzerne drängen daher euphorisch auf den Markt. Doch die Banken ziehen dabei noch nicht mit. Einige von ihnen, darunter die Deutsche Bank und die Commerzbank, haben Schwierigkeiten bekommen und mussten wegen Verstößen gegen frühere US-Sanktionen hohe Strafen zahlen. Strenge ÜberwachungAuch derzeit gebe es noch viele Hürden, sagte Gasselsberger. “Das Land ist kein Land wie jedes andere.” Jede Bank die dort tätig ist, müsse strenge Regeln einhalten und werde laufend überprüft. “Wir werden nicht jedes Geschäft durchwinken, wir wissen genau, was erlaubt und was verboten ist.”Zusätzlich prüfe die Oberbank, ob bei Geschäften der Kunden ein Bezug zu den Vereinigten Staaten vorliege, um nicht indirekt US-Rechtsvorschriften zu verletzen. Ein Vorteil sei, dass die Linzer bereits vor der Aufhebung der Sanktionen erlaubte Geschäfte wie zum Beispiel Nahrungsmittelexporte abgewickelt haben. “Da haben wir gewisse Erfahrungen gesammelt. Wichtig ist im Iran, dass man sich kennt.”