Liquide Rohstoffinvestments - attraktiv bei Niedrigzinsen

Die Integration von Rohstoffen in ein Portfolio verbessert die strategische Vermögensallokation - Aktuell besteht ein interessantes Zeitfenster

Liquide Rohstoffinvestments - attraktiv bei Niedrigzinsen

Der Ölpreis hat bei Investoren in den vergangenen Monaten für Aufsehen gesorgt. Nach einem zwischenzeitlichen Hoch am Jahresanfang ist die Notierung des schwarzen Goldes vor wenigen Tagen unter die Marke von 45 US-Dollar je Barrel (159 Liter) gerutscht. Vor rund fünf Jahren kostete das Fass Öl in der Spitze fast dreimal so viel. Das Beispiel zeigt: Starke Preisschwankungen sind bei Rohstoffen nichts Ungewöhnliches. Preise von energetischen Rohstoffen und Industriemetallen sind beispielsweise meist zyklischer Natur, weil die Produzenten oftmals erst mit Zeitverzögerung auf eine sich verändernde Nachfrage und damit auf Preisverschiebungen reagieren. Verstärkt im FokusDie hohen Preisschwankungen haben viele Anleger bislang von einem Rohstoffinvestment abgehalten. Doch angesichts der anhaltenden Tiefzinsphase rückt diese Anlageklasse verstärkt in den Fokus von Investoren. Denn die anhaltenden Niedrigzinsen stellen sowohl für institutionelle Investoren als auch für Privatanleger eine Herausforderung dar. Bei als besonders sicher geltenden Anlageformen bewegen sich die Renditen seit geraumer Zeit nahe der Nulllinie, teilweise sogar im negativen Bereich.Das zwingt auch defensiv agierende Anleger zum Umdenken und erfordert die strategische Neuausrichtung ihres Portfolios. Zum Beispiel durch die Erhöhung des Anteils risikoreicherer und renditestärkerer Anlagen. Der starke Anstieg der Aktienkurse in den vergangenen Wochen reflektiert diesen Umschichtungsprozess. Wichtige Aktienindizes, wie etwa der Dow Jones und der Deutsche Aktienindex (Dax), notieren nahe ihren Allzeithochs. Forciert wurde und wird diese Hausse durch die bislang ultralockere Geldpolitik der großen Notenbanken. Sie hat dazu geführt, dass die Preise fast aller realen Vermögenswerte deutlich zugelegt haben.So haben viele Anleger Wohnimmobilien als Alternative zu Zinsanlagen in Betracht gezogen. Die Folgen sind auch hier unübersehbar. Eine rapide steigende Nachfrage hat zu starken Sprüngen bei den Immobilienpreisen vor allem in Ballungsgebieten und Großstädten geführt. Da die Chancen dort zunehmend ausgereizt erscheinen, rücken Beteiligungen an Holzplantagen, Ackerland und Infrastrukturprojekten in den Fokus von Investoren. Der Nachteil bei diesen Investments ist jedoch die sehr eingeschränkte Handelbarkeit und die Tatsache, dass es keinen offiziellen Markt gibt und die Preisbildung damit oft wenig transparent ist. Ein kurzfristiger Verkauf des Investments zur Beschaffung von Liquidität ist vor allem unter Zeitdruck dann in vielen Fällen nur mit erheblichen Preisabschlägen möglich. Risiken streuenDiese Nachteile bestehen bei der Anlage in klassischen Rohstoffen nicht. Rohöl, Gold und Kupfer – um nur einige Beispiele zu nennen – werden börsentäglich und hochliquide an den Terminbörsen gehandelt. Mit Exchange Traded Funds (ETF), Zertifikaten, Futures und Optionen können Anleger sehr gezielt und wahlweise mit großem Hebel auf einzelne Rohstoffe setzen.Strategisch orientierte Anleger indes sollten mit einem systematischen Handelsansatz in einen breit gestreuten Korb von Rohstoffen investieren und das Risiko streuen. Die Vorteile dieses Ansatzes liegen auf der Hand: Eine zusätzliche Anlageklasse im Portfolio verbessert die Diversifizierung und senkt damit das Gesamtrisiko. Darüber hinaus besteht speziell bei Edelmetallen eine Schutzwirkung vor realen Wertverlusten. Insbesondere Gold wird zudem als “sicherer Hafen” an den Märkten geschätzt, was dem gelben Metall einen Krisenbonus beschert. Dennoch sind auch bei Gold größere Preisausschläge keine Seltenheit. Was es zu beachten giltInvestoren sind daher gut beraten, die Preiszyklik vieler Rohstoffe in ihren Anlageentscheidungen zu berücksichtigen: Dazu gehört es, einen Blick auf das Verhalten der Rohstoffproduzenten zu werfen. Kür-zen sie ihr Angebot, oder weiten sie ihre Produktion aus? Genauso wichtig ist es allerdings auch, die Entwicklung der Nachfrage nach bestimmten Rohstoffen abzuschätzen. Makroökonomisch sind die Perspektiven für das laufende Jahr vergleichsweise gut. So gehen die Ökonomen des Internationalen Währungsfonds (IWF) davon aus, dass die Weltwirtschaft zwar nur moderat, aber dennoch robust wächst – 2017 sollen es 3,4 % und im nächsten Jahr 3,6 % sein.Der Blick allein auf das Wachstum der Weltwirtschaft greift allerdings zu kurz, um die Attraktivität der Anlageklasse Rohstoffe zu beurteilen. Vor allem in Industrienationen ist die Expansion nicht vollständig an eine höhere Rohstoffnachfrage gekoppelt, da dort ein großer Teil der Wirtschaftsleistung durch Dienstleistungen generiert wird, die nahezu keine Rohstoffe benötigen.Stattdessen kann es für Anleger sinnvoll sein, große Infrastrukturprojekte in ihre Überlegungen mit einzubeziehen: Denn diese Projekte können die Rohstoffnachfrage nachhaltig beeinflussen. Ein Beispiel dafür ist die “Neue Seidenstraße”. Hinter diesem Großprojekt verbirgt sich der Bau neuer Handelswege von China nach Europa und Afrika. Dies betrifft zum Beispiel neue Flug- und Seehäfen, Bahnlinien, Gas- und Stromleitungen – mit einem Investitionsvolumen in Höhe von insgesamt rund 1 Bill. US-Dollar. Ziel Chinas ist es, über die neuen Infrastrukturwege nicht nur Waren zu transportieren, sondern technologisch eine höhere Stufe zu erreichen und nicht mehr nur verlängerte Werkbank für einfache Produkte zu sein. Die positiven Effekte für die Weltwirtschaft – und damit die Rohstoffnachfrage – sind derzeit nur grob abzuschätzen, aber sie wären bei einer Realisierung des Projektes zweifellos erheblich. Strukturelle ÄnderungenNeben Infrastrukturmaßnahmen sollten Anleger auch strukturelle oder bevorstehende technologische Änderungen beachten. Vor Jahren hat die in den USA neu angewandte Fracking-Methode für einen Förderboom bei Rohöl und Gas gesorgt, was die Preise stark unter Druck gebracht hat. Nun bieten sich durch neue Technologien bei der Gasverflüssigung Chancen beim Transport von Flüssiggas, von denen vor allem die USA profitieren würden, die über erhebliche Vorräte verfügen. Dies dürfte mittelfristig Einfluss auf die Entwicklung des US-amerikanischen Gaspreises haben.Gerade beim Thema Energieversorgung sind allerdings auch die politischen und wirtschaftlichen Interessen zu berücksichtigen – zum Beispiel in Europa und den USA. So positionieren sich derzeit die US-Regierung, aber auch Teile der EU gegen die unter anderem von Deutschland und Russland befürwortete Nord-Stream-2-Pipeline. Dadurch würde der Anteil russischer Gaslieferungen in die EU-Länder nochmals steigen. Die USA dagegen würden es befürworten, wenn die EU künftig verstärkt Flüssiggaslieferungen auf dem Schiffsweg aus Amerika beziehen würde. Auch wenn bereits erste Flüssiggaslieferungen aus den USA in Europa angekommen sind, ist derzeit noch unklar, wie sich die Kräfteverhältnisse der konkurrierenden Gaslieferanten verändern werden. Dass es die Gaspreise in Europa beeinflussen kann, erscheint dagegen sehr wahrscheinlich. Unbegründete ÄngsteAuch die Fortschritte in der Elektromobilität dürften dazu führen, dass sich die partielle Rohstoffnach-frage aller Wahrscheinlichkeit nach verlagern wird. China zum Beispiel plant, bis zum Jahr 2020 zwei Millionen Elektroautos pro Jahr zu produzieren. Statt fossiler Brennstoffe könnten zunehmend Industriemetalle, wie zum Beispiel Lithium und Kobalt, gefragt sein, die für die Produktion von leistungsfähigen Akkus benötigt werden. Ängste, dass viele klassische Rohstoffe, die in herkömmlichen Autos verbaut sind, nicht mehr benötigt werden, sind unbegründet.Im Gegenteil: Die Wahrscheinlichkeit ist hoch, dass klassische Rohstoffe eine Renaissance erleben wer-den. Nickel zum Beispiel kann auch für leistungsfähige Akkus verbaut werden und wird heute schon als ein Substitut von Kobalt verwendet. Für die Vernetzung der benötigten Ladestationen dürften große Mengen an Kupferkabeln benötigt werden. Karosserien werden zunehmend aus Aluminium gefertigt, um das Gewicht der Elektroautos zu reduzieren und größere Reichweiten zu ermöglichen.Aktuell besteht ein attraktives Zeitfenster für Rohstoffinvestments. Die Preise vieler Rohstoffe bewegen sich nahe ihren Tiefständen aus den Jahren 1998/99. Gleichzeitig zieht die Nachfrage durch die robuste Weltkonjunktur und den Ausbau der weltweiten Infrastruktur an. Eine Anlage in Rohstoffen ist zweifellos anspruchsvoll, bietet aber große Chancen.Für Anleger, die den Aufwand ständiger Marktanalysen scheuen und sich nicht selbst um das Identifizieren von Preistrends und das laufende Management ihres Rohstoffportfolios kümmern möchten, sind aktiv gemanagte Rohstofffonds eine Alternative. Erfolgversprechend erscheinen zum Beispiel Fondskonzepte, die regelbasiert entsprechend dem aktuellen Marktszenario auch unter Zuhilfenahme von Absicherungsinstrumenten in die jeweils aussichtsreichsten Rohstoffe investieren, zum Beispiel der LBBW RS Flex. So ist der Anleger in Aufwärtsphasen zu 100 % investiert, während in Phasen fallender Preise der Rohstoffanteil gesenkt wird. Mit einem solchen Ansatz können Anleger entspannt über Zeiträume mit fallenden Rohstoffpreisen hinwegsehen, aber dennoch vom langfristigen Auf-wärtstrend dieser Anlageklasse profitieren.