Im InterviewPaul Huelsmann

Listing soll Präsenz von Finexity am Kapitalmarkt stärken

In wenigen Tagen notiert die Privatmarktplattform Finexity am Mittelstandssegment der Börse München. Zwar beschränken ausgedehnte Haltefristen die Handelbarkeit der Aktien, doch laut Gründungs-CEO Huelsmann reicht es für einen geordneten Handel.

Listing soll Präsenz von Finexity am Kapitalmarkt stärken

Im Interview: Paul Huelsmann

„Genug Liquidität vorhanden"

Der Gründungs-CEO der Privatmarktplattform Finexity über das Listing an der Börse München

In wenigen Tagen startet die Börsennotierung des Startups Finexity. Zwar werden nicht gleich alle Aktien handelbar sein, doch laut dem Gründungs-CEO reicht der Free Float für einen geordneten Handel. Die gewählte Finanzierungsform soll die Kapitalmarktpräsenz der Plattform stärken.

Herr Huelsmann, die Aktien der Finexity AG werden ab 5. September im Mittelstandssegment Börse München notiert sein. Warum gehen Sie diesen Schritt?

Wir wollen damit die Transparenz erhöhen und unsere Kapitalmarktpräsenz stärken. Die Notierung unterstreicht unseren Anspruch, uns weiter als eine der führenden Handels- und Abwicklungsplattformen für Digital Assets im privaten Kapitalmarkt in Deutschland und darüber hinaus zu etablieren.

Nun werden aber nicht alle der knapp 1,2 Millionen Aktien gleich handelbar sein...

Das ist richtig. Die von den Mitgliedern des Vorstands unmittelbar gehaltenen Aktien sowie die von ihnen über kontrollierte Gesellschaften gehaltenen Aktien unterliegen einer Lock-up-Verpflichtung von 30 Monaten. Strategische Aktionäre, Business Angels und VC-Gesellschaften haben sich ebenfalls zu einer Lock-up von 24 Monaten für den Großteil ihrer Aktien verpflichtet. Das zeigt, dass das Management und weitere Hauptaktionäre langfristig an die Firma gebunden sind – sie glauben an die langfristige Story von Finexity. Das ist ein wichtiges Zeichen für neue Aktionäre und die potenzielle Kursentwicklung.

Wie sieht es dann mit der Liquidität an der Börse aus?

Es gibt genug Liquidität für einen geordneten Handel. Wir haben einen Free Float von knapp über 30%.

Sie wollen noch in diesem Jahr eine so genannte DLT-TSS-Lizenz bei der BaFin beantragen. Was soll das bringen?

Damit wollen wir uns vom Over-the-counter-Handel zur Multilateral Trading Facility (MTF), einem börsenähnlichen elektronischen Handelssystem weiterentwickeln. Heute habe ich bei uns Kauf- und Verkaufsangebote von tokenisierten Wertpapieren, die sich genau matchen müssen, sprich als Käufer muss ich auf ein passendes Verkaufsangebot klicken. Ein MTF matcht Käufer und Verkäufer diskretionär miteinander. Eine Kauforder zum Preis von x wird also vom Handelssystem zu einem preislich passenden Verkaufsangebot geroutet….

....und das bedeutet...

… einen schnelleren Handel, eine schnellere Abwicklung und somit einen liquideren Markt. Die Emittenten müssen aber auch höhere Transparenzanforderungen erfüllen. Durch die Integration des gesamten Handels- und Abwicklungssystems fallen bislang zwischengeschaltete Intermediäre weg. Das spart noch mehr Kosten durch größere Effizienz. Damit habe ich schließlich eine Infrastruktur, die die gesamte Wertschöpfungskette abbildet. Bei größeren Emissionen von 100 oder 200 Mill. Euro ist eine solche MTF aus Gründen der Liquidität unverzichtbar.

Den Erwerb der DLT-TSS-Lizenz planen Sie schon seit vielen Monaten. Warum dauert das so lange?

Weil unsere Infrastruktur auch auf die nächsten Jahre halten soll. Seit Juni 2021 haben wir einen funktionierenden OTC-Sekundärmarkt für alle unsere tokenisierten Wertpapiere. Das hat bisher keiner so umgesetzt. Wir haben überlegt, wie tokenisierte Wertpapiere in fünf Jahren aussehen. Wie sieht der Kapitalmarkt dann aus? Wie kann ich heute die Infrastruktur für morgen bauen? Wir wissen jetzt, wie unsere Strategie für die Zukunft aussieht und wie die dazu passende Infrastruktur aussehen soll. Wir wollen es direkt richtig bauen.

Sie haben bereits die Schweizer Plattform Crowdli und das Haftungsdach Effecta übernommen. Welche weiteren Akquisitionen planen Sie?

Einer unserer beiden Geschäftsbereiche ist das Exchange Business. Dabei geht es um eine multitechnische Infrastruktur, die es ermöglicht, dass Emittenten ihre Privatmarkt-Produkte listen, tokenisieren und vertreiben können und die für die Abwicklung sorgt. In diesen Bereich wollen wir investieren. Dabei geht es zum einen um Tech-Unternehmen, die einen Teil der Wertschöpfungskette von tokenisierten Wertpapieren abdecken, und regulierte Institute, die in das Ökosystem eingebracht werden können, um das Vertriebsvolumen und die langfristige Liquidität des Handelsplatzes zu stärken.

Seit einiger Zeit sind Sie auch in den Vereinigten Arabischen Emiraten (VAE) aktiv. Was machen Sie dort?

Über unser Kapitalmarktteam betreuen wir dort schon erfolgreich Emittenten und platzieren Kapitalmarktprodukte. Jetzt wollen wir Private Market Fonds nur für professionelle Anleger auflegen, die als Teil ihrer Anlagestrategie in tokenisierte Wertpapiere investieren. Finanzkräftige VAE-Investoren erhalten also über regulierte Fonds Zugang zu Anlagen in Europa.

Das Interview führte Thomas List.