Lloyds spart sich weitere Rückstellung
Lloyds spart sich weitere Rückstellung
Quartalsergebnis der schottischen Großbank übertrifft Erwartungen – Dividende wird erhöht
hip London
Die Lloyds Banking Group hat mit ihren Geschäftszahlen für das zweite Quartal die Markterwartungen deutlich übertroffen. Das liegt unter anderem daran, dass die schottische Großbank ihre Rückstellungen für den branchenweiten Skandal um verdeckte Kommissionen bei Autofinanzierungen nicht weiter aufgestockt hat. Für mögliche Kreditausfälle legte das Institut weniger zur Seite als im Auftaktquartal. Dafür will Lloyds die Zwischendividende um 15% erhöhen.
Supreme Court entscheidet
Noch in diesem Monat will der Supreme Court zum Thema Autofinanzierungen entscheiden. Lloyds hat dafür bereits Rückstellungen in Höhe von 1,15 Mrd. Pfund gebildet. Der Court of Appeals hatte sich auf die Seite der klagenden Verbraucher gestellt.
Man habe für das Urteil und die regulatorische Antwort darauf eine Reihe von möglichen Szenarien geprüft, hieß es in der jüngsten Pflichtveröffentlichung, die allerdings keine weiteren Details enthielt. Lloyds ist mit einem Marktanteil von um die 14% einer der großen Anbieter in diesem Geschäft.

„Zeichen der Zuversicht“
Wie Lloyds mitteilte, stieg ihr bereinigtes Vorsteuerergebnis auf 2,03 (i.V. 1,74) Mrd. Pfund. Analysten hatten im Schnitt lediglich 1,7 Mrd. Pfund auf der Rechnung. Hatte das Institut, zu dem neben dem Hypothekenanbieter Halifax auch der Autofinanzierer Black Horse gehört, im ersten Quartal noch 309 Mill. Pfund für Problemkredite zurückgestellt, waren es im zweiten Quartal nur noch 133 Mill. Pfund. Am Markt hatte man mit 282 Mill. Pfund gerechnet.
„Die Risikovorsorge bleibt der Treibstoff der positiven Gewinnüberraschungen“, sagte der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. Die Kreditausfallquote sei niedrig, die Kunden zeigten sich robust. Vielleicht sei es ja ein „Zeichen der Zuversicht“, dass die Rückstellungen für den Skandal nicht erhöht wurden. Auch der Bankenexperte Edward Firth von Keefe, Bruyette & Woods notierte, dass die niedrigere Risikovorsorge den Großteil der positiven Überraschung ausmachten.

Barometer der Wirtschaft
Lloyds gilt als Barometer der britischen Wirtschaft. Die jüngst zu beobachtende Verlangsamung des Wirtschaftswachstums spiegelt sich in den aktuellen Zahlen noch nicht wider. Im vergangenen Dreimonatszeitraum stieg das Nettozinsergebnis um 2% zum Auftaktquartal, die Nettozinsmarge verbesserte sich um einen Basispunkt.
„Wir haben in unserer finanziellen Performance mit Ertragswachstum, Kostendisziplin und robuster Assetqualität im ersten Halbjahr anhaltende Stärke gezeigt“, sagte Chief Executive Charlie Nunn. Er bekräftigte die Ziele des Managements für das Gesamtjahr. Einige Marktteilnehmer hatten nach dem starken ersten Halbjahr auf eine Erhöhung gehofft. Lloyds profitiert davon, dass die Zinsen in Großbritannien langsamer sinken als noch zu Jahresanfang erwartet. Sowohl im Einlagen- als auch im Kreditgeschäft verzeichnete die Bank Wachstum.
Lloyds profitiert von Torschlusspanik
Sparkonten verzeichneten starkes Einlagenwachstum. Dazu dürfte der vom Schatzamt lancierte Testballon zu steuerbegünstigten Sparplänen (Individual Savings Account, ISA) beigetragen haben. Schatzkanzlerin Rachel Reeves deutete an, Cash ISAs künftig nicht mehr im gleichen Umfang fördern zu wollen wie ISA-Anlagen in Aktien und anderen Produkten. Prompt setzte bei den Sparern Torschlusspanik ein. Mittlerweile ist die Idee wieder vom Tisch.
Lloyds gehört zu den größten Hypothekenanbietern im Vereinigten Königreich. Zwar verlangsamte sich das Geschäft im zweiten Quartal, weil Kunden Immobilienverkäufe vorzogen, um die Stempelsteuer zu vermeiden. Doch wuchs das Hypothekenbuch immer noch um 0,8%. Im ersten Halbjahr schwoll es um 5,6 Mrd. auf 318 Mrd. Pfund an.
Lukrative Absicherungsgeschäfte
Absicherungsgeschäfte (Structural Hedge) trugen einen wesentlichen Teil zum Ergebnis bei. Im zweiten Quartal stieg ihr Nennwert um 2 Mrd. auf 244 Mrd. Pfund. Für das laufende Jahr erwartet das Management daraus um 1,2 Mrd. Pfund höhere Einnahmen als 2024, für 2026 um 1,5 Mrd. höhere Einnahmen als 2025. Die Zwischendividende von 1,22 Pence je Aktie lag etwas über den Erwartungen.
Die Lloyds Banking Group hat einen positiven Auftakt zur Quartalsberichterstattung der britischen Großbanken geliefert. Eine niedrigere Risikovorsorge und keine weitere Rückstellung für den Skandal um Autofinanzierungen sorgten dafür, dass der Gewinn über dem Durchschnitt der Analystenschätzungen lag.