Britische Großbanken

Lloyds überspielt Schwächen im Geschäft

Lloyds Banking Group hat sich im abgelaufenen Quartal nicht schlecht geschlagen. Doch die Nettozinsmarge des größten britischen Hypothekenanbieters ging zurück. Und die Bilanz schrumpfte, wenn auch nur geringfügig.

Lloyds überspielt Schwächen im Geschäft

Lloyds überspielt Schwächen im Geschäft

Britische Großbank erwartet höhere Nettozinsmarge im Gesamtjahr

hip London

Die Lloyds Banking Group ist von der wirtschaftlichen Stagnation in Großbritannien nicht verschont geblieben. Die schottische Großbank zeigte für das abgelaufene Quartal zwar ein bereinigtes Vorsteuerergebnis im Rahmen der Markterwartungen. Die Gruppe, die Marken wie Lloyds Bank und Halifax, den Kreditkartenanbieter MBNA und den herstellerunabhängigen Autofinanzierer Black Horse unter ihrem Dach vereint, steigerte es auf 2,24 (i.V. 2,12) Mrd. Pfund. Analysten hatten im Schnitt 2,19 Mrd. Pfund angesetzt. Doch die Nettozinsmarge ging von 3,22% im Auftaktquartal auf 3,14% zurück. Dazu trug unter anderem der intensive Wettbewerb auf dem Hypothekenmarkt bei. Der Jefferies-Bankenexperte Joseph Dickerson sprach gleichwohl von einem “soliden” zweiten Quartal und verwies darauf, dass das Management für das Gesamtjahr mit einer höheren Zinsmarge rechnet als bislang. Sie soll höher als 3,10% liegen. Bislang hatte es mehr als 3,05% in Aussicht gestellt. Zudem soll die Eigenkapitalrendite (RoTE) mehr als 14% erreichen. Bislang hatte es 13% als Ziel genannt.

Höhere Wertberichtigungen

Die Rückstellungen für Problemkredite schwollen auf 419 (i.V. 200) Mill. Pfund an. Analysten hatten im Schnitt lediglich 371 Mill. Pfund auf der Rechnung. Hier machten sich die stärker als erwartet gestiegenen Zinsen bemerkbar, die vor allem Eigenheimbesitzern zu schaffen machten, die ihre Immobilie mit einer variablen Hypothek finanziert haben. Die Bank hatte den Leitzins für 2023 bei 4,25% verortet. Mittlerweile liegt er bei 5,00% und dürfte von den Geldpolitikern der Bank of England bei ihrer nächsten Sitzung Anfang August weiter nach oben genommen werden. Das bedeutet höhere Monatsraten für Hypothekenschuldner. Wer eine Festzinshypothek refinanzieren muss, kann davon ausgehen, künftig mehr als doppelt so hohe Raten zu zahlen. Lloyds ist der größte Anbieter von Wohnimmobiliendarlehen im Vereinigten Königreich. “Wir wissen, dass sich steigende Zinsen, Druck seitens der Lebenshaltungskosten und ein ungewisser wirtschaftlicher Ausblick für viele Menschen und Geschäfte als Herausforderung erweisen”, sagte CEO Charlie Nunn. Man werde sich weiter darauf konzentrieren, proaktiv Kunden zu unterstützen und ihnen dabei zu helfen, durch das aktuelle Umfeld zu steuern.

Das Institut bekommt die wirtschaftlichen Probleme des Landes nicht nur im Hypothekengeschäft zu spüren. Im Geschäft mit Autofinanzierungen beliefen sich die Wertberichtigungen auf faule Kredite im ersten Halbjahr auf 43 Mill. Pfund. Ein Jahr zuvor hatten sie sich noch auf 7 Mill. Pfund belaufen. Darin sind auch die sinkenden Gebrauchtwagenpreise berücksichtigt.

Im Rückgang der Nettozinsmarge seit Ende März spiegelt sich unter anderem wider, dass Kunden von nahezu zinsfreiem Tagesgeld in höher verzinste Festgeldkonten umschichten. “Es waren ein paar harte Wochen für Bankmanager”, sagte der Analyst Matt Britzman von Hargreaves Lansdown. Die Regierung wolle den sich ausweitenden Abstand zwischen Spar- und Hypothekenzinsen verringern. Unterdessen schrumpfte die Bilanz, wenn auch nur geringfügig. Das Kreditbuch verringerte sich im ersten Halbjahr um 4,2 Mrd. Pfund. Kleine und mittelgroße Firmenkunden zahlten Darlehen zurück, darunter auch Mittel aus staatlichen Hilfsprogrammen. Das Einlagenvolumen ging seit Jahresbeginn um 5,5 Mrd. Pfund zurück. Das Institut nennt Steuerzahlungen selbständiger Kunden, höhere Ausgaben und einen intensiveren Wettbewerb als Gründe für diese Entwicklung.

Den Aktionären winkt eine Dividende von 0,92 Pence je Aktie – 15% mehr als ein Jahr zuvor. Der im Februar angekündigte Aktienrückkauf im Volumen von 2,0 Mrd. Pfund ist zu drei Vierteln abgearbeitet. Eine Aufstockung wäre möglich, würde aber den Eindruck erwecken, die Banken profitierten übermäßig von der Inflation.

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