Londoner Börse schlägt sich wacker

Abschluss der Refinitiv-Übernahme im Auftaktquartal 2021 angestrebt

Londoner Börse schlägt sich wacker

hip London – Die London Stock Exchange Group (LSE) ist im abgelaufenen Quartal zwar beim Umsatz kaum vom Fleck gekommen, hat aber dafür die Kosten deutlich senken können. Wie der Betreiber der Börsen von London und Mailand mitteilt, rechnet das Management für das Auftaktquartal 2021 mit dem Abschluss der 27 Mrd. Dollar schweren Fusion mit dem Finanzdatenanbieter Refinitiv. Aus dem Zusammenschluss wird ein Finanzmarktinfrastrukturbetreiber hervorgehen, der sich mit den beiden großen US-Börsen auf Augenhöhe unterhalten kann. “Wir machen gute Fortschritte bei der hochattraktiven Refinitiv-Transaktion und haben uns die Zustimmung weiterer Aufsichtsbehörden aus aller Welt gesichert”, ließ sich Chief Executive David Schwimmer in einer Pflichtveröffentlichung zitieren. “Wir führen weiterhin konstruktive Gespräche mit der EU-Kommission und gehen davon aus, dass der Verkauf von Borsa Italiana wesentlich dazu beitragen wird, deren wettbewerbsrechtliche Bedenken beizulegen.”Die LSE hatte die Muttergesellschaft der Mailänder Börse diesen Monat für 4,3 Mrd. Euro an Euronext verkauft (vgl. BZ vom 10. Oktober). Zu den Bedenken gehörte, dass Tradeweb (Refinitiv) und die elektronische Anleihenhandelsplattform MTS (Borsa Italiana) zusammen über erhebliche Macht auf dem Sekundärmarkt für EU-Staatsanleihen verfügen würden. An MTS war bereits die Übernahme der LSE durch die Deutsche Börse gescheitert.Im dritten Quartal stieg der Gesamterlös der Gruppe um 2 % auf 600 (i.V. 587) Mill. Pfund. Ihre Umsatzkosten schrumpften dagegen um 16 %. Analysten hatten im Schnitt beim Umsatz nur 582 Mill. Pfund auf der Rechnung. Sowohl das Primär- und Sekundärmarktgeschäft als auch die Sparte Post Trade entwickeln sich besser als am Markt erwartet. Das britische Einzelhandelskonglomerat The Hut Group (THG) hatte bei seinem Initial Public Offering im September 1,88 Mrd. Pfund eingenommen. Es war der bislang größte Börsengang einer E-Commerce-Firma in Europa. Zudem holte sich China Yangtze Power, die chinesische Betreibergesellschaft der Drei-Schluchten-Talsperre, mit Hilfe der Börsenverbindung zwischen London und Schanghai 1,83 Mrd. Dollar. Während das Primärmarktgeschäft um 8 % zulegte, gab das Sekundärmarktgeschäft mit Aktien und Anleihen um jeweils 4 % nach.Aus Sicht der Analysten von Morgan Stanley ist die LSE für das herannahende Ende der Brexit-Übergangsfrist gut positioniert, nachdem LCH als zentrale Gegenpartei (Tier-2-CCP) nach Emir 2.2 anerkannt wurde und von der EU-Wertpapieraufsicht ESMA bis mindestens Ende Juni 2022 aufsichtsrechtliche Äquivalenz attestiert bekam.