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Londoner Börse zeigt Xavier Rolet den Ausgang

Von Andreas Hippin, London Börsen-Zeitung, 30.11.2017 Xavier Rolet (57) hat den Machtkampf im Board der London Stock Exchange Group (LSE) verloren. Wie der Betreiber der Börsen von London und Mailand mitteilt, wird der CEO sein Amt "auf Wunsch des...

Londoner Börse zeigt Xavier Rolet den Ausgang

Von Andreas Hippin, LondonXavier Rolet (57) hat den Machtkampf im Board der London Stock Exchange Group (LSE) verloren. Wie der Betreiber der Börsen von London und Mailand mitteilt, wird der CEO sein Amt “auf Wunsch des Boards” mit sofortiger Wirkung niederlegen. Um ihm den beschleunigten Abgang zu versüßen, wird er weitere zwölf Monate voll bezahlt, erhält für 2017 einen Bonus, behält seine langfristigen Leistungsanreize und bekommt zudem 25 000 Pfund für seine Anwaltskosten bezahlt. “Alles geht einmal zu Ende”Rolet hatte vergangenen Monat angekündigt, den Chefsessel bis Ende 2018 zu verlassen, was eine 15 Monate lange Übergangsfrist für die Suche nach einem geeigneten Nachfolger eröffnet hätte. Der von Christopher Hohn gemanagte Hedgefonds The Children’s Investment Fund verlangte jedoch die Einberufung einer außerordentlichen Hauptversammlung, um Rolet zum Bleiben zu bewegen, nachdem er angeblich gegen seinen Willen aus dem Amt gedrängt worden sei. Eine ihm abverlangte Vertraulichkeitsvereinbarung halte ihn vom Reden ab. Hohn fand bei den Aufsichtsbehörden, die er zum Einschreiten aufgefordert hatte, jedoch nicht den erhofften Rückhalt. “Alles geht einmal zu Ende”, sagte Mark Carney, der Gouverneur der Bank of England, der sich von den Vorgängen befremdet zeigte. “Wir wurden über den Nachfolgeplan unterrichtet, bevor er veröffentlicht wurde – über den vereinbarten Nachfolgeplan.”Rolet, der bislang zu Hohns Vorgehen geschwiegen hatte, setzte sich nun mit der Aussage von ihm ab, seit der Ankündigung seines Fortgangs im Oktober habe es “eine Menge unwillkommene Publizität” gegeben, die dem Unternehmen geschadet habe. “Ich werde unter keinen Umständen in das Amt des CEO oder in den Board zurückkehren.” Unter seiner Führung schwoll der Börsenwert der Gruppe von 800 Mill. Pfund auf knapp 14 Mrd. Pfund an.”Wie ich letzten Monat sagte, erkennen wir Xaviers immensen – in der Tat transformativen – Beitrag zur Geschäftsentwicklung an”, ließ sich Rolets Widersacher, Chairman Donald Brydon (72), zitieren. Hohn hatte seinen Rücktritt gefordert. Brydon ging nicht ganz unbeschadet aus den Auseinandersetzungen hervor. Der Board will einen personellen Neuanfang. Er kündigte deshalb an, bei der Hauptversammlung 2019 nicht zur Wiederwahl anzutreten.Wie bereits in den Medien spekuliert worden war, wird Finanzchef David Warren Rolets Aufgaben übernehmen, bis ein geeigneter Nachfolger gefunden ist. Er kam im Juli 2012 von der Nasdaq, wo er neun Jahre lang als CFO fungiert hatte. Die mit einem Anhang zu den Vergütungsdetails ausgestattete Mitteilung der LSE hätte zu Zeiten der Sowjetunion dem Sender Frieden und Fortschritt zur Ehre gereicht. Zu den interessantesten Details gehört die Drohung, ein Aktionärsschreiben zu veröffentlichen, in dem “neben anderen Dingen” das Datum der von Hohn geforderten außerordentlichen Hauptversammlung zu finden sein würde, sollte dieser seine Forderung nicht zurückziehen. Seifert im VisierVor mehr als einem Jahrzehnt hatte der Hedgefonds den damaligen Chef der Deutschen Börse, Werner Seifert, aufs Korn genommen. Hohn war überzeugt, dass der Frankfurter Börsenbetreiber unter der damals schon einmal geplanten Übernahme der Londoner Börse leiden würde. Als Carsten Kengeter einen zweiten Anlauf unternahm, unterstützte Hohn den Merger. Brydon war als Chairman der fusionierten Gesellschaft vorgesehen, Rolet hatte bereits seinen Rückzug angekündigt (vgl. BZ vom 27.2.2016).