GesprächRalph Lochmüller, Lupus alpha

Lupus Alpha baut Geschäftsmodell aus

Vom Nebenwert-Spezialisten zum Anbieter von Overlay-Strategien: Lupus alpha baut das Angebot für Versorgungswerke und andere institutionelle Investoren kontinuierlich aus.

Lupus Alpha baut Geschäftsmodell aus

„Es gilt, prozyklische Abverkäufe zu vermeiden“

Lupus Alpha hat sich zu einem gefragten Anbieter von Overlay-Lösungen gemausert. Wie CEO Ralph Lochmüller im Gespräch der Börsen-Zeitung sagt, bietet der ursprünglich mit Nebenwerten groß gewordene Fondsgesellschaft diese auf Derivatestrukturen basierende Dienstleistung bereits seit 2016 an. In diesem Jahr habe das einstige Randgeschäft jedoch eine kritische Größe erreicht: Insgesamt 6,5 Mrd. Euro haben institutionelle Investoren Lupus Alpha zwecks Risikosteuerung ihrer Portfolios anvertraut. „Vor allem Versicherungen und größere institutionelle Investoren ab einer Portfoliogröße von 200 Mill. Euro nehmen diese Dienstleistung in Anspruch“, ergänzt er.

Risikoparameter einhalten

Versicherungen und Versorgungswerke unterliegen besonders strengen Anlagerichtlinien. „Für etwa 80% der Investoren in Deutschland ist das Risikomanagement deshalb zentral“, sagt Lochmüller. Sie müssen sicherstellen, dass die Perfomance ihrer in KVAs gemanagten Portfolios die vorgegebenen Renditen erreichen und zugleich die individuellen Risikoparameter einhalten. „Andernfalls können sie sich unter Umständen zu prozyklischen Abverkäufen gezwungen sehen“, sagt Lochmüller.

Kein Eingriff in die Portfoliostruktur

Um dies zu vermeiden, lassen sich die Overlay-Kunden von Lupus Alpha Strukturen aus Finanzderivaten bauen. Diese würden getrennt vom eigentlichen Portfolio verwaltet, sagt Lochmüller. Der Vorteil für die Investoren: „Sie müssen ihre strategische Allokation nicht ändern, weil wir nicht in die Portfoliostruktur eingreifen.“

Drei Komponenten

Die Lösung von Lupus alpha basiert auf drei Komponenten. Erstens einer „Drawdown“-Bremse, die den prozentualen Rückgang des Portfolios vom Höchststand zu einem definierten Tiefstand abbremst. Zweitens einem Tail-Management, um das Anlageportfolio vor Verlusten durch seltene, aber potenziell katastrophale Ergebnisse schützen. „Und drittens haben wir einen Ertragsbooster entwickelt, um mit dem Overlay auch stärker von der langfristigen Aufwärtsentwicklung der Märkte zu partizipieren“, sagt er. Bei Bedarf könne zusätzlich eine harte Wertuntergrenze mit ins Overlay einbezogen werden oder Währungsrisiken abgesichert werden.

Die Kombination der drei Hauptkomponenten unterscheidet die Lösung laut Lochmüller von vielen Wettbewerbern, deren Fokus darauf liegt, die Wertuntergrenzen einzuhalten. Denn dies berge ein latentes „Cash-Lock-Risiko". Das bedeutet, dass die Overlay-Struktur nicht mehr an steigenden Märkten partizipieren kann. „Unter dem Strich führt unser Ansatz zu niedrigen Drawdowns bei minimalen Kosten“, unterstreicht Lochmüller.

Spezialist für deutsche Themen

Es ist nicht das erste Mal, dass Lupus alpha versucht, Lösungen für hochregulierten Versorgungswerke und vergleichbare Anbieter von betrieblicher Altersvorsorge zu entwickeln. „Das sind typisch deutsche Themen“, sagt Lochmüller. Bereits 2007 begann die Gesellschaft, Expertise im Derivategeschäft aufzubauen, um diesen Kunden die erforderlichen Wertsicherungsstrategien anzubieten.

Der Grund liegt auf der Hand. Denn das Kundensegment bietet einem Nischenanbieter wie Lupus alpha Raum für Wachstum. Vorausgesetzt, er ist in der Lage, die besonderen Bedürfnisse zu erfüllen, die große Mainstream-Anbieter mit internationaler Ausrichtung nicht verstehen oder mangels Skalierbarkeit nicht bedienen können. Hier ist der Preisdruck geringer als in anderen Segmenten, was einem mittelständischen Assetmanager wie Lupus alpha entgegenkommt.

Veränderte Allokation

Aber auch die Bedürfnisse dieser Kundengruppe haben sich gewandelt, wie Lupus alpha anhand der Umfrageergebnisse auf der seit der Gründung jährlich durchgeführten Kundenveranstaltung „Investmentfokus" belegen kann. Vergleicht man das gemittelte Portfolio aus dem vergangenen Jahr mit dem aus dem Gründungjahr, sei eigentlich nur der Anteil der Immobilieninvestments mit rund 15% gleich geblieben. Die rund 250 Umfrageteilnehmer verwalteten zusammengenommen rund 600 Mrd. Euro. „Insgesamt ist die Allokation viel diversifizierter und globaler geworden“, konstatiert er.

Quantitativ habe sich auch am Aktienanteil nicht viel verändert, dafür aber qualitativ. „Im Jahr 2000 investierten Institutionelle fast ausschließlich in Large Caps. Heute sind auch Small- und Midcaps und Titel aus Schwellenländern unverzichtbarer Bestandteil des Portfolios“, sagt Lochmüller. Daran dürfte der Gastgeber der Veranstaltung nicht unbeteiligt sein. „Wir sind kein Vollsortimenter. Viele unserer Kunden halten sich bei Large Caps an Standardanbieter und nutzen unsere Expertise bei Spezialthemen“, sagt Nebenwertespezialist Lochmüller.

Flaggschiff auf Erholungskurs

Das Marktsegment hat 2024 allerdings schwer gelitten. „Erfreulicherweise hat sich das Sentiment seit Jahresbeginn spürbar verbessert", sagt Lochmüller. Die Umschichtungen der Investoren in europäische Aktien machten sich auch bei den Small Caps bemerkbar. „Die Abflüsse bei unserem Deutschland Flaggschifffonds sind definitiv gestoppt", betont er. Der vor 24 Jahren aufgelegte „Smaller German Champions" Fonds mit einem Volumen von 650 Mill. Euro habe seit Jahresanfang rund 100 Mill. Euro an Zuflüssen verbucht. Er erreicht nach Kosten eine durchschnittliche jährliche Rendite von 11% und ein Alpha von 2,5%, wie Lochmüller nicht ohne Stolz anmerkt.

Starkes Halbjahr

Insgesamt hat sich das Geschäft im ersten Halbjahr von Lupus alpha erfreulich entwickelt, wie Lochmüller anmerkt. Der Nettoabsatz machte demnach per Ende Juni einen Sprung auf 550 Mill. Euro von 350 Mill Euro per Ende 2024. Die Assets under Management seien derweil per Ende Juni auf 16,3 Mrd. Euro gewachsen von 15,4 Mrd. Euro per Ende 2024.

Mit Blick auf den Wandel der Asset Allokation sei die stärkste Veränderung im Fixed-Income-Bereich zu sehen, insbesondere beim rückläufigen Anteil von Staatsanleihen, nach 15 Jahren Zinstief. Neu hinzu gekommen sind die Alternativen Investments. „Wir haben uns in den vergangenen Jahren mit der Asset Allokation unserer Kunden bewegt und Teams in spezialisierten Assetklassen aufgebaut, wo neue Allokationen entstanden sind“, sagt er mit Blick auf die Volatilitätsstrategien, die Lupus alpha im liquiden Bereich anbietet sowie die Collateralized Loan Obligations (CLO) im Bereich Private Credit, Convertibles und das neue Geschäftsfeld Overlay-Lösungen für institutionelle Investoren.

Im Gespräch: Ralph Lochmüller

Der Gründer und CEO von Lupus Alpha erklärt das neue Geschäftsfeld der Overlay-Lösungen und die Wachstumsstrategie des Nischenplayers

Vor 25 Jahren als Spezialist für die damals kaum zugänglichen Neben-werte gegründet, hat Lupus Alpha ihr Geschäftsfeld konsequent erweitert. Im Kern gehe es immer darum, den Bedürfnisse der in Deutschland größtenteils besonders streng regulierten institutionellen Investoren gerecht zu werden.

Von Anna Sleegers, Frankfurt