Bankenkrise

Märkte für Bankanleihen öffnen sich langsam

An den Märkten für Bankanleihen weicht die Panik so langsam vorsichtigem Optimismus. Die gebeutelten Coco-Bonds haben es jedoch weiterhin schwer.

Märkte für Bankanleihen öffnen sich langsam

Märkte für Bankanleihen öffnen sich langsam

Coco-Bond-Investoren blicken gebannt auf die anstehenden Entscheidungen von Unicredit und Mitsubishi UFJ Financial Group

Ende März war der Markt für Neuemissionen von Bankanleihen tot, nachdem die Schweizerische Finanzmarktaufsicht Anleiheinvestoren der Credit Suisse mit einer Vollabschreibung geschockt hatte. Eine Studie von Scope zeigt, dass sich die Märkte so langsam wieder beruhigen. Mit Spannung wird eine Entscheidung der Unicredit erwartet.

Philipp Habdank, Frankfurt
phh Frankfurt

Nach dem Schock Mitte März scheint an Märkten für Bankanleihen wieder Ruhe einzukehren. Das zeigt eine neue Analyse der europäischen Rating-Agentur Scope. Die wilden Kursbewegungen nach den Zusammenbrüchen mehrerer US-Banken und der viel diskutierten Notübernahme der Credit Suisse durch die UBS seien über die letzten Tage im März mehr oder weniger verschwunden, schreiben Analysten von Scope. Gleiches gelte für die übertriebenen Ängste um die Gesundheit des europäischen Bankensektors.

Zwischen dem 11. und 27. März sei der Markt für europäische Bankanleihen geschlossen gewesen, doch nun öffne er sich wieder nach einem bekannten Schema nach einer Krise: So seien zunächst die gedeckten Schuldverschreibungen von Banken mit kurzer Laufzeit am Markt wieder aufgetaucht. Bis zum 12. April, hatten laut Scope bereits wieder 19 Emittenten den Markt für gedeckte Schuldverschreibungen in Euro angezapft und dabei fast 20 Mrd. USD aufgenommen. Weitere stünden in der Warteschlange. Als europäische Türöffner dienten die Emissionen von Stadshypotek, Swedbank, DZ Hyp, BPCE und Erste Bank.

Dosenöffner für den Markt für ungedeckte Schuldverschreibungen (Senior Unsecured Notes) war am 4. April BNP Paribas. Am selben Tag kehrte auch der Versicherungskonzern Axa an den Bondmarkt zurück. Es folgten die französische Bankengruppe BPCE, ABN Amro, Crédit Agricole und Rabobank mit weiteren Transaktionen bis zum 14. April. Die Konditionen dieser Transaktionen zeigen laut Scope wenig Anzeichen für Stress. BNP Paribas platzierte 1 Mrd. Euro für 4,5% – und damit sogar um 23 Basispunkte niedriger als ursprünglich geplant. Und auch Axa bezahlte letztendlich 35 Basispunkte weniger.

So weit sind die Coco-Bond-Märkte noch nicht. Seit die Schweizerische Finanzmarktaufsicht (Finma) mit ihrer Entscheidung, die Coco-Bonds der Credit Suisse komplett abzuschreiben, während die Aktionäre teilweise entschädigt wurden, die Investoren verschreckt hat, fand laut Scope keine einzige Neuemission in Europa statt (Stand 17. April). Die Diskussionen am Markt würden sich aber drehen. Wurde bislang darüber gesprochen, dass die Finma den Markt für Coco-Bonds zerstört habe, drehten sie sich nun darüber, was der richtige Preis für diese Papiere ist. Die Mitsubishi UFJ Financial Group hat ihre für die erste Aprilwoche geplante Coco-Bond-Emission zwar verschoben, sei sich aber sicher, dass sich der Markt wieder erholen werde.

Diskussionen gibt es um die sogenannten Call-Optionen. Diese geben Banken das Recht, die mit einer unbefristeten Laufzeit ausgestalten Coco-Bonds nach einem bestimmten Zeitraum zu kündigen – in der Regel nach fünf Jahren. Banken machen dies dann, sofern sich das Refinanzierungsumfeld zu ihren Gunsten verbessert. Auch ohne das Credit-Suisse-Drama war es laut Scope wahrscheinlich, dass die Banken ihre Call-Optionen nicht ziehen werden, da sich die Refinanzierungskosten an den Bondmärkten durch die eingeleitete Zinswende verschlechtert hätten.

Laut Bloomberg haben dieses Jahr europäische Coco-Bonds mit einem Gesamtvolumen von 18 Mrd. Dollar in diesem Jahr ihre „First Call Dates“. Sowohl die Aareal Bank als auch die Deutsche Pfandbriefbank haben sich dazu entschieden, ihre Anleihen später in diesem Monat nicht zu „callen” und begründeten die Entscheidung mit schlechten Marktkonditionen und hohen wirtschaftlichen Kosten. Mit Spannung blickt der Markt nun auf den 3. Juni. Dann steht laut Scope die Call-Entscheidung der Unicredit für deren 1,25 Mrd. Euro schweren Coco-Bond an.

Banken begeben Coco-Bonds (Contingent-Convertible-Anleihen), da diese aufsichtsrechtlich dem zusätzlichen Kernkapital (Additional Tier, AT1) anrechenbar sind. Im Krisenfall werden diese Anleihen in Eigenkapital umgewandelt. Sie dienen damit als zusätzlicher Verlustpuffer zum harten Eigenkapital.