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Manfred Schaudwet 75

ski - Die Geschichte lässt ihn nicht los, die Geschichte überhaupt, vor allem aber die Geschichte der Dresdner Bank und seit einigen Jahren natürlich verstärkt auch jene der Commerzbank. In deren historischem Archiv kann man Manfred Schaudwet nach...

Manfred Schaudwet 75

ski – Die Geschichte lässt ihn nicht los, die Geschichte überhaupt, vor allem aber die Geschichte der Dresdner Bank und seit einigen Jahren natürlich verstärkt auch jene der Commerzbank. In deren historischem Archiv kann man Manfred Schaudwet nach wie vor gelegentlich antreffen. Nach seiner Überzeugung ist die fusionierte Dokumentensammlung der grünen und der gelben Bank eine der ergiebigsten wirtschaftshistorischen Fundgruben überhaupt in Deutschland. Wobei Schaudwet persönlich gleichsam ein wandelndes Gedächtnis des Hauses ist. Wohl kaum einer kennt die vormalige Dresdner Bank besser als er. Gerade hat der frühere Generalbevollmächtigte das Manuskript für eine Biografie über Jürgen Ponto, den 1977 von Terroristen ermordeten Vorstandssprecher des Instituts, gegengelesen. “Das wird ein richtig gutes Buch”, sagt er. Das von zwei renommierten Historikern verfasste Werk soll zur diesjährigen Frankfurter Buchmesse erscheinen.Seiner einstigen Bank weint Schaudwet durchaus die eine oder andere Träne nach. Loyal, wie er ist, sagt er das nicht, aber vermutlich ist auch manche Träne der Wut auf die für den Untergang Verantwortlichen dabei. Das traurige Ende musste er aus dem Ruhestand, in dem er sich seit elf Jahren offiziell befindet, mitansehen. Seinen feinsinnigen Humor hat er dennoch nicht verloren. Überhaupt ist Schaudwet offenbar gut beieinander. Nach wie vor nimmt der promovierte Jurist zuweilen anwaltliche Mandate an, die ihm besonders reizvoll erscheinen. Nicht zuletzt ist er weiterhin Vorstandsmitglied der – nach einer Zustiftung der Commerzbank vor einigen Jahren – mit 12 Mill. Euro ausgestatteten Jürgen Ponto-Stiftung zur Förderung junger Künstler. Pontos Witwe Ignes und die Dresdner Bank haben die Stiftung 1977 als Erinnerung an Jürgen Ponto und zur Weiterführung seines Engagements auf diesem Gebiet gegründet. Das Stiftungsmanagement ist eine herausfordernde Aufgabe in diesen Zeiten, denn Stiftungen brauchen Erträge, aber wo sollen die im heutigen Zinsumfeld herkommen, wenn alte Investments fällig werden und die Gelder neu angelegt werden müssen?Nach dem Studium und der Tätigkeit als wissenschaftlicher Assistent an der Freien Universität Berlin war Schaudwet 1968 als Syndikus in die Dresdner Bank eingetreten. Später folgte eine Dekade im Wertpapiergeschäft. Dann, 1982, wurde er zum Geschäftsführer der Fondstochter Deutscher Investment-Trust (Dit), heute Allianz Global Investors, bestellt. Schaudwet hatte hohen Anteil daran, dass in jener Zeit unter Journalisten der Spruch kursierte, das Beste an der Dresdner Bank sei der Dit. 1985 übernahm Schaudwet die Leitung des Generalsekretariats der Bank mit einem riesigen Portfolio an Zuständigkeiten und dementsprechendem Einfluss: Beteiligungen, Volkswirtschaft, Vorstandssekretariat, Kunst und Wissenschaft, Presse, Werbung, nicht zuletzt eben das historische Archiv. An Schaudwet führte damals in der Dresdner Bank kaum ein Weg vorbei. Am heutigen Donnerstag vollendet er sein 75. Lebensjahr. Man merkt es ihm nicht an.