Marktrisiken im Wahljahr 2017 beherrschen

Was Anleger von professionellen Vermögensverwaltern lernen können

Marktrisiken im Wahljahr 2017 beherrschen

Gustav HoltkemperBereichsvorstand Private Kunden West CommerzbankIm Jahr 2017 stehen in Europa wichtige Wahlen an. Ihr Ausgang ist offen. Daran haben Brexit-Referendum und Trumps Wahlsieg im vergangenen Jahr erinnert. Noch ungewisser scheint die Reaktion der Märkte auf die Entscheidungen. Vorbereitung ist deshalb ein wichtiger Erfolgsfaktor für die erfolgreiche Vermögensanlage. Zwar kann niemand alle Unwägbarkeiten vorhersehen. Doch sind professionelle Vermögensverwalter darin geschult, langfristig zu denken und kurzfristige Marktrisiken wirksam einzudämmen. Sie stellen das Portfolio robust auf, indem sie diversifizieren, Risiken aktiv angehen und im Vorfeld von wirtschaftspolitischen Ereignissen taktieren. Diesen Ansatz sollten auch Anleger beherzigen, die selbst investieren. Worauf sollten Anleger im Wahljahr 2017 Wert legen? Erstens gründet ein robustes Portfolio auf einer breiten Verteilung des Vermögens auf verschiedene Anlageklassen. Dies ist heute leichter gesagt als getan, denn einige Anlageklassen, die sich in der Vergangenheit oft gegenläufig entwickelt haben, entwickeln sich heute viel paralleler. Vereinfacht gesagt: Gegen fallende Aktienkurse gab es traditionell einen Ausgleich über einen Anstieg der Rentenkurse. Doch bei einem Zins nahe null kann heute kaum ein Anleger auf angemessenen Ausgleich hoffen, ohne mehr Risiken einzugehen. Auch innerhalb der Anlageklassen gewinnt deshalb die Diversifikation an Bedeutung. Eine globale Aufstellung eröffnet die Möglichkeit, unterschiedliche Entwicklungen weltweit auszugleichen. Immer noch viel zu weit verbreitet ist der leicht zu korrigierende Fehler, sich sehr stark auf den heimischen Aktienmarkt zu konzentrieren und dabei Chancen anderer Märkte außer Acht zu lassen. Allerdings hat auch die Diversifikation angesichts der globalen Vernetzung ihre Tücken. So machen die im MDax vertretenen Unternehmen etwa zwei Drittel ihrer Umsätze außerhalb Deutschlands. Solche Verflechtungen machen eine globale Verteilung des Vermögens komplexer, als es auf den ersten Blick erscheint. Umso mehr gilt: Eine international gut diversifizierte Struktur trägt zur Stabilität bei, vor allem im Aktienbereich. Zweiter Baustein auf dem Weg zum robusten Portfolio ist für die Vermögensverwalter der Commerzbank das aktive Risikomanagement. Dabei geht es um mehr als nur die Auswahl und Gewichtung der geeigneten Anlagen. Es beginnt mit der Frage, wie viel Risiko ein Anleger bereit ist zu tragen. Und zwar nicht nur finanziell, sondern auch emotional. Dazu wird der Eintritt von hypothetischen Risikoszenarien und ihre Wirkung auf das Portfolio simuliert. Auf dieser Basis können Berater und Anleger die Schwankungsbreiten definieren, innerhalb derer sich das Portfolio bewegen darf. So lässt sich ein realistisches Risikoprofil entwickeln. Erst auf dieser Basis geht es um die Gewichtung der einzelnen Investments. Schließlich fließen in den Anlageprozess aktuelle Einschätzungen von wirtschaftlichen wie politischen Ereignissen ein. Dieses taktische Kalkül optimiert die strategischen Strukturen und hilft die Portfolioentwicklung – vor allem nach unten – zu glätten. Die Vermögensverwaltung der Commerzbank setzt dazu ein Indikatorsystem ein. So werden mögliche Risiken datenbasiert eingeschätzt und das Portfolio so aufgestellt, dass es auf Eintritt wie Ausbleiben des Risikos vorbereitet ist. Ein Beispiel dafür ist der Brexit. In den Umfragen zeichnete sich im Vorfeld deutlich ab, dass die Entscheidung knapp ausfallen würde. Unsere Experten hatten deshalb im Vorfeld des Referendums eine defensive Aufstellung bei Aktien gewählt, in Verbindung mit einer Short-Pfund-Position zur Absicherung. So war das Portfolio defensiv ausgerichtet und für beide möglichen Ausgänge des Referendums ausgearbeitet. Nach dem für viele überraschenden Brexit-Referendum haben unsere Vermögensverwalter die Währungsabsicherung im britischen Pfund aufgelöst und begonnen, die erhöhte Volatilität an den Aktienmärkten zu nutzen. Das Beispiel zeigt, wie mithilfe einer taktischen Analyse die Portfolien vorbereitet werden können, um in jedem Szenario handlungsfähig zu bleiben und Chancen zu nutzen. Ein solches Vorgehen kann zwar zeitweise auch Performance kosten. Es ist aber klar auf den langfristigen Erfolg fokussiert und spart so auf kurze Sicht Nerven. Diese Orientierung am langfristigen Erfolg ist auch das Geheimnis von nachhaltig erfolgreichen Vermögensverwaltungen. Nun stehen den wenigsten Anlegern ausgefeilte Instrumente zur Analyse und Bewertung zur Verfügung. Doch neben der breiten Diversifizierung können auch sie Sicherungsmechanismen ins Depot einbauen. Der einfachste ist sicher, in solchen Situationen der Unsicherheit zu deinvestieren. Das haben im Fall des Brexit auch viele Anleger getan. Wenn die Folgen zu überschauen sind, können sie dann gezielt wieder in aussichtsreiche Anlagen einsteigen. Das setzt die Bereitschaft voraus, ebenso aktiv zu handeln wie dies professionelle Marktteilnehmer tun. Dafür bieten sich Depotmodelle mit Pauschalentgelt an. So können Anleger, ohne über Transaktionskosten nachzudenken, im Vorfeld wie im Nachgang wirtschaftspolitischer Ereignisse aktiv werden. Und das ist die wichtigste Voraussetzung für den Umgang mit Marktrisiken – auch und gerade im Wahljahr 2017.