Digital Assets Survey für Deutschland

Marktteilnehmer zweifeln am DLT-Pilotregime

Wer wissen will, wie Marktteilnehmer den Stand der Dinge bei Digital Assets einschätzen, der wirft einen Blick in die neueste Studie der Berater von Wepex. Das DLT-Pilotregime kommt nicht sonderlich gut weg dabei.

Marktteilnehmer zweifeln am DLT-Pilotregime

Marktteilnehmer zweifeln am DLT-Pilotregime

Studie von Wepex und dem Frankfurt School Blockchain Center zeigt Fortschritte und Defizite auf im deutschen und europäischen Kontext

bg Frankfurt

Die Märkte für Kryptowerte wachsen – und wenn es einen breiten Konsens unter den Marktteilnehmern gibt, dann den, dass die EU-Gesetzgebung der Micar die institutionelle Adoption von Crypto Assets gestärkt hat. Das ist eine der zentralen Erkenntnisse des „Digital Assets Survey“ der zur Adesso-Gruppe gehörenden Frankfurter Beratung Wepex, welche die Studie in Zusammenarbeit mit dem Frankfurt School Blockchain Center erstellt hat.

Das EU-Pilotregime ist ein Rohrkrepierer

Mehr als 100 Marktteilnehmer wurden befragt bezüglich ihrer Einschätzung zu tokenisierten Wertpapieren, Kryptowährungen und -werten sowie dem digitalen Euro auf Basis des bestehenden Rechtsrahmens (Micar, eWpG, DLT-Pilotregime und digitaler Euro). Die Resultate spiegelten damit die Einordnungen der wichtigsten Akteure des deutschen Finanzmarktes wider, so die Autoren der Studie. Und während der Harmonisierung über die Micar ein gutes Zeugnis ausgestellt wird (84% sind bullish für die weitere Integration von Crypto Assets), zeigt sich beim DLT-Pilotregime ein ganz anderes Bild. 42% der Befragten geben an, dass das Pilotregime für DLT-Marktinfrastruktur in seiner gegenwärtigen Verfassung keine Relevanz habe.

Der Markt braucht ein dauerhaftes Regelwerk

Damit sei klar, dass das Pilotregime für die meisten Marktteilnehmer keine Relevanz besitze, so das Fazit der Studienautoren. Der Nutzen und damit der Return on Investment (RoI) des Pilotregimes seien unklar, einzig in den automatisierten Prozessen bis hin zum Settlement sei ein Wert zu erkennen. Die ESMA hatte kürzlich Nachbesserungen zum Pilotregime vorgeschlagen, was bei der EU-Kommission aber offenbar noch nicht beschlussfähig ist. Optional könne aus dem Piloten ein dauerhaftes Regelwerk für DLT-Marktinfrastruktur werden, heißt es in Branchenkreisen mit Bezug auf die ESMA-Vorlage.

Mangel bei Marktdaten und Sekundärmarktliquidität

Von den Befragten sind aber schon 40% selbst aktiv dabei, Micar-relevante Produkte oder Dienste zu implementieren. Zu den größten Herausforderungen zählt den Angaben zufolge auch die Bereitstellung von Marktdaten – ein Kernelement für zusätzliche Dienste. Zu den Befragten gehören viele Pioniere des eWpG, das als deutsche Gesetzgebung einen Anker darstellt für den entstehenden Markt der digitalen Wertpapiere. Mittlerweile würde aber die mangelnde Sekundärmarktliquidität ein Hindernis darstellen, ebenso die Fragmentierung von Blockchain-Lösungen, bemängeln die Befragten.

Es droht eine Doppelregulierung bei der Payment-Funktionalität

Eine interessante Beobachtung: Während drei Viertel der „eWpG-Pioniere“ das sofortige Settlement über DLT-Infrastruktur als wichtig oder sehr wichtig empfinden, ist das nur für ein Drittel der „Other Respondents“ elementar. Die Einführung eines digitalen Euro als Wholesale CBDC würden hingegen eigentlich alle begrüßen. Und so lange es den nicht gebe, werde man auf E-Money-Token und Euro-Stablecoins zurückgreifen. Derzeit wird die Branche aber mit zusätzlicher Regulierung konfrontiert, sollen für Stablecoin- und E-Money-Transaktionen doch auch die Regeln der EU Payment Service Directive (PSD3 entsteht derzeit) gelten.

Das wird von vielen als unnötig betrachtet, da sich die Situation einer Doppelregulierung ergäbe.

Die gesamte Studie steht hier zum Download bereit.

Die Frankfurt School of Finance and Management.
Andreas Arnold/dpa