Angst vor Cyberattacken

Flächendeckender Ausfall im polnischen Zahlungsverkehr

Eine massive Störung im polnischen Zahlungsverkehr hat die Angst vor Cyberangriffen auf die finanzielle Infrastruktur geweckt. Digitalminister Krzysztof Gawkowski sah sich genötigt, in einem Post klarzustellen, dass darauf bislang nichts hindeute.

Flächendeckender Ausfall im polnischen Zahlungsverkehr

Massiver Ausfall im polnischen Zahlungsverkehr

Von Sebastian Becker, Warschau

Nach wiederholten militärischen Provokationen aus Russland nährt eine Großstörung des polnischen Zahlungsverkehrs die Angst vor einem Angriff auf die finanzielle Infrastruktur. Die Ursache für den flächendeckenden Ausfall des bargeldlosen Verkehrs beim internationalen Zahlungsdienstleister eService an diesem Wochenende konnte bislang jedoch noch nicht geklärt werden. Das Unternehmen wickelt bargeldlose Transaktionen im E-Commerce und an Terminals ab. Von dem Ausfall am Samstag betroffen war die Kartenzahlung an Terminals.

Zahlreiche Banken betroffen

Mit Blick auf das Ausmaß der Probleme gehen die Darstellungen auseinander. Laut einem Bericht der Wirtschaftszeitung „Business Insider“ konnten fast drei Stunden lang an mehr als 400.000 Zahlungsstellen keine Transaktionen durchgeführt werden. Laut polnischen Medien betrafen die Ausfälle neben Visa- und Mastercard-Karten auch die Lebensmittelketten Lidl und Biedronka. Vom bargeldlosen Zahlungsverkehr abgeschnitten gewesen seien die Kunden verschiedener Banken, darunter PKO BP, Pekao SA, Santander sowie die Commerzbank-Tochter mBank. Auch beim polnischen Smartphone-Dienstleister BLIK lief demnach nichts mehr.

Zahlungsdienstleister wiegelt ab

Der mit Transaktionen von mehr als 100 Mrd. Euro im Jahr nach eigener Darstellung größte Zahlungsdienstleister in Mittel- und Osteuropa räumte das Problem zwar ein: „In den Mittagsstunden (ca. 12:34 Uhr) kam es zu erheblichen Störungen im Betrieb der Dienstleistungen, die die Annahme von Kartenzahlungen an POS-Terminals ermöglichen.“ Daher sei es in vielen Geschäften in ganz Polen auf nicht möglich gewesen, Kartentransaktionen durchzuführen. Doch dank des beherzten Einschreitens der konzerneigenen technischen Dienste sei die Funktionalität der Geräte schrittweise wiederhergestellt geworden, hieß es bei eService weiter.

Nach gut einer Stunde, so das mehrheitlich im Besitz des an der Nasdaq gelisteten Zahlungsdienstleisters EVO Payments International befindliche Unternehmen, seien alle Probleme vollständig behoben gewesen. Nun würden die Ursachen erforscht. Der Zahlungsdienstleister eService bietet Lösungen für bargeldlose Transaktionen an, darunter Zahlungsterminals, Online-Zahlungen für Online-Shops und Zahlungskartenabwicklungsdienste. Firmenangaben zufolge ist das Unternehmen in Ost- und Mitteleuropa der „größte Abrechnungsdienstleister“, der pro Jahr Transaktionen im Wert von „hunderten von Milliarden Złoty“ abwickelt. Das sind mindestens 100 Mrd. Euro.

Digitalminister sieht keine Anzeichen für externen Angriff

Wie hoch die Nervosität in dem von Luftraumverletzungen durch russische Drohnen betroffenen Nachbarland ist, zeigt ein Post des stellvertretenden Ministerpräsidenten Krzysztof Gawkowski, der gleichzeitig als Digitalminister agiert. „Heute gab es einen Ausfall bei einem der Zahlungsanbieter, was kurzfristig zu Problemen bei der Nutzung von bargeldlosen Zahlungen führte“, schrieb Gawkowski auf der Plattform „X“ und fügte hinzu: „Die Ursachen des Ausfalls werden analysiert, aber derzeit deutet nichts darauf hin, dass es sich um einen externen Angriff handelte.“