Neuordnung des italiensichen Bankwesens

Mediobanca mit Banca Generali-Übernahme gescheitert

Schwerer Rückschlag im Abwehrkampf von Mediobanca-CEO Alberto Nagel gegen die Monte-dei-Paschi-Offerte: Die Aktionäre der Investmentbank haben die Übernahme der Banca Generali abgelehnt.

Mediobanca mit Banca Generali-Übernahme gescheitert

Schwere Niederlage für Mediobanca-CEO Nagel

Übernahmeschlacht in Italiens Finanzsystem

Schwere Niederlage für Mediobanca-CEO Nagel

Aktionäre lehnen Übernahme der Banca Generali durch Mediobanca ab – Übernahme durch Monte dei Paschi rückt näher

Von Gerhard Bläske, Mailand
bl Mailand

Die Aktionäre der italienischen Investmentbank Mediobanca haben auf einer außerordentlichen Hauptversammlung in Mailand den Vorschlag des CEO Alberto Nagel abgelehnt, durch die Übernahme der Banca Generali einen großen Vermögensverwalter zu schaffen. Damit ist es deutlich wahrscheinlicher geworden, dass die teilstaatliche Monte dei Paschi di Siena (MPS), die ein bis zum 8. September laufendes Übernahmeangebot für die Mediobanca vorgelegt hat, diese übernimmt. Das könnte eine tiefgreifende Neuordnung in Italiens Bankensektor zur Folge haben.

Nagel enttäuscht

Bei einer Präsenzquote von 77,9% unterstützten nur 35% des Kapitals die Pläne Nagels. Dagegen stimmte der Bauunternehmer Francesco Caltagirone, der fast 10% der Mediobanca-Anteile hält. Enthalten haben sich 32% des Kapitals, darunter vor allem Delfin, die Holding der Familie Del Vecchio (20%), diverse Sozialversicherungskassen (5%), die Benetton-Holding Edizione (2%), Unicredit (2%) sowie Aktionäre wie Amundi und Anima (3%). Enthaltungen werden nach italienischem Übernahmerecht wie Ablehnungen gewertet.

Mediobanca-CEO Nagel zeigte sich enttäuscht. Die Offerte für die Banca Generali, die zu 50,2% von der Versicherung Generali kontrolliert wird, sei nun hinfällig. Er bezeichnete die Ablehnung als „verpasste Chance für die Entwicklung der Bank und des italienischen Finanzsystems“. Als Hauptgrund für die Ablehnung sieht er Aktionäre, die in einem klaren Interessenskonflikt stünden. Dieser Vorwurf bezieht sich insbesondere auf die Mediobanca-Aktionäre Caltagirone und Delfin, die zusammen etwa 30% des Mediobanca-Kapitals, aber auch knapp 20% der MPS-Anteile kontrollieren. Sie versuchen bereits seit Jahren, bisher vergeblich, Einfluss auf die Mediobanca zu gewinnen.

Aufstockung erwartet

Sie unterstützen die Übernahmeofferte der Monte dei Paschi. Delfin soll einen größeren Teil ihrer Mediobanca-Anteile von insgesamt 19,9% der MPS zum Kauf angeboten haben, aber auf eine Aufstockung des Angebots drängen.

Denn die Offerte ist für Mediobanca-Aktionäre derzeit finanziell immer noch unattraktiv. Sie müssten einen Abschlag von derzeit knapp unter 3% akzeptieren, würden sie ihre Aktien der Monte dei Paschi antragen. Der Abstand ist sogar gewachsen, weil die MPS-Aktien am Donnerstag stärker nachgaben als die der Mediobanca. Der bis zum 8. September laufenden MPS-Offerte haben bisher mehr als 20% des Mediobanca-Kapitals zugestimmt.

Generali im Visier

Nagel wollte mit der Übernahme der Banca Generali, die er durch die Abgabe der Beteiligung von 13,2% an der Versicherung Generali bezahlen wollte, einen großen Vermögensverwalter schaffen. Vor allem aber wollte er die Übernahme verhindern. Im Erfolgsfall wäre die Akquisition für MPS viel zu teuer geworden. Die MPS-Aktionäre Caltagirone und Delfin handeln weitgehend im Einklang mit der italienischen Regierung. Rom ist noch mit 11,7% an MPS beteiligt und unterstützt die Übernahme-Offerte für die Mediobanca.

Eine jetzt deutlich wahrscheinlicher gewordene Übernahme hätte sehr weitgehende Konsequenzen für Italiens Bankensektor. Denn damit würde die MPS künftig auch 13,2% der Generali kontrollieren. Caltagirone und Del Vecchio, die zusammen mit knapp 17% an der Generali beteiligt sind, versuchen seit Jahren CEO Philippe Donnet zu stürzen. Sie würden ihren Einfluss bei dem Versicherer deutlich verstärken. Indirekt gilt das auch für den italienischen Staat.

Caltagirone und Delfin könnten womöglich auch auf die Unicredit und die Familie Benetton zählen, die mit 6,6% bzw. 4,86% an der Generali beteiligt sind und mit ihrer Enthaltung bei der Mediobanca-Hauptversammlung wesentlich zu der Ablehnung der Banca-Generali-Übernahme beigetragen haben.