Fintech Ginmon startet neues Geschäftsfeld

Mehr Freiheit für Finanzberater

Drei Dinge hat das Frankfurter Fintech Ginmon für seine neue Berater-Plattform Apeiron Wealth Management zusammengebracht: Software für App-Anwendungen wie Portfolio-Management, die Lizenzen für Vermögensverwaltung sowie die Wertpapier-Infrastruktur für Handel und Verwahrung von Assets.

Mehr Freiheit für Finanzberater

Mehr Freiheit für Finanzberater

Ginmon gibt Finanzberatern in der Apeiron Wealth Cloud einen Anker für digitale Skalierung – Disruptiv für Intermediäre

bg Frankfurt

Das im digitalen Wealth Management tätige Fintech Ginmon hat mit der Apeiron Wealth Cloud ein neues Geschäftsfeld aufgemacht, das sich als Dienstleistungs-Infrastruktur an Finanzberater wendet. „Das setzt auf unserer bestehenden Tech-Plattform auf, die wir im Wertpapierbereich selbst aufgebaut haben plus die Anbindung an regulierte Depotstellen wie Upvest für die Verwahrung. Neu ist das B2B-Frontend, über das Berater auf alles von Regulierung, Depotbank-Anbindung, Abwicklung und Reporting zurückgreifen können,“ so Ginmon-Gründer Lars Reiner gegenüber der Börsen-Zeitung.

Den Beratermarkt strukturell verändern

Was sich zunächst unspektakulär anhören mag, kann eine disruptive Wirkung entfalten. Denn mit Apeiron Wealth Cloud zielen die Ginmon-Macher darauf, den Beratermarkt strukturell zu verändern. „Wir wollen echte Eigenständigkeit und Skalierbarkeit unterstützen und gleichzeitig unnötige Abhängigkeiten von Pools, Haftungsdächern und Lizenzgebern, hin zu echter Eigenständigkeit und Skalierbarkeit vermeiden.“ Die Anzahl der Intermediäre wird reduziert, dadurch die Wertschöpfungskette konsolidiert und so die Marge für Berater erhöht.

„In den USA ist mit Anbietern wie Altruist eine neue Beratergeneration entstanden, die sich bewusst mit digitalen Hilfsmitteln von klassischen Strukturen löst. Und wir sehen Apeiron als europäisches Pendant, das eine Mifid-konforme und skalierbare Lösung bietet.“

Die Inspiration für diese neue Plattform-Ökonomie der Beratung und Vermögensverwaltung hatte Lars Reiner zum einen schon vor langer Zeit mit seinem Co-Gründer Ulrich Bauer entwickelt, der selbst Oldschool-Finanzberater ist, und seine Erfahrungen daraus in das Fintech-Geschäft einbringt. Zum anderen hat sich in den USA mit den sogenannten „Breakaway Advisors“ ein Trend gebildet, der sich in Europa replizieren lässt. „In den USA ist mit Anbietern wie Altruist eine neue Beratergeneration entstanden, die sich bewusst mit digitalen Hilfsmitteln von klassischen Strukturen löst. Und wir sehen Apeiron als europäisches Pendant, das eine Mifid-konforme und skalierbare Lösung bietet.“

Geldanlage definieren

Der Ansatz: Was heute noch bei Finanzberatern über Pools, Haftungsdächer oder Lizenzmodelle läuft, kann ab jetzt direkt über Apeiron abgebildet werden. Reiner rechnet auch mit Widerstand von Verbänden und weiteren Besitzstandswahrern in der Wertschöpfungskette. Aber er vertraut darauf, dass die Berater selbst sehr schnell erkennen, welche Vorteile sich für sie über Apeiron realisieren lassen – und sieht auch Bedarf im gehobenen Retail-Bereich, sich solchen Modellen des „managed investing“ gegenüber dem Execution-only-Ansatz der Neobroker zu öffnen. „Da gibt es einen Mangel, den die Neobroker nicht allein lösen werden. Denn für ein sauber aufgestelltes Depot braucht es ein Modell, in dem Geldanlageziele definiert sind – und genau das orchestriert ein Vermögensmanager.“

Entlastung von administrativen Aufgaben

Die Zielgruppe für Apeiron ist breit: Bestehende Berater können ihre Strukturen digitalisieren und automatisieren, ohne in eigene IT oder Regulatorik investieren zu müssen. Das senkt den Aufwand – und mit Entlastung von administrativen Aufgaben bleibt mehr Raum für Kundenkontakt. Das dürfte viele reizen, die sich aus bestehenden Strukturen lösen und sich mehr Freiheit für unternehmerisches Handeln verschaffen wollen.

Apeiron in der Tablet-App.
GM

Auch die bislang in Banken und Finanzvertrieben tätigen Fachleute könnten versucht sein, sich eine solche Selbständigkeit mal näher anzugucken, wenn sie sehen, dass es mit dem ganzen Backoffice einer solchen digitalen Berater-Plattform zum einen mehr Spaß macht und zum anderen eine verbesserte betriebswirtschaftliche Perspektive für eine Beratertätigkeit liefert.

Für Menschen, die in dem Bereich tätig werden, ist das häufig eine Berufung – und in Deutschland wächst das Bewusstsein für eine organisierte Altersvorsorge über den Kapitalmarkt.

Ginmon-Chef Lars Reiner glaubt, dass mit fallenden Markteintrittsbarrieren bald auch immer mehr finanzmarktaffine Leute Schritt für Schritt ihre eigene Selbstständigkeit als Vermögensmanager aufbauen.

Die Plattform ist kein Greenfield Banking

Wie alle aus dem Wealth Management blickt Lars Reiner schon erwartungsvoll auf Frühstart-Rente und Altersvorsorge-Depot zum Jahreswechsel. „Die kapitalmarktgestützte Altersvorsorge in Deutschland kann einen Schub gut gebrauchen. Wir von Ginmon sind gerüstet dafür, da ab Tag Eins zu liefern – auch mit der Apeiron Wealth Cloud. Die Plattform ist ja kein Greenfield Banking. Und wir sind schon dabei, die ersten Finanzberater dafür aufzugleisen.“