Exklusive Verkaufsverhandlungen

Mercedes-Benz will Autoleasingtochter an BNP Paribas verkaufen

Mercedes-Benz steht vor einem Verkauf seiner Leasingtochter Athlon an die französische Großbank BNP Paribas. Beide Seiten verhandeln exklusiv. Dem Stuttgarter Autokonzern winkt ein Erlös in Milliardenhöhe.

Mercedes-Benz will Autoleasingtochter an BNP Paribas verkaufen

Mercedes will Leasingtochter loswerden

Stuttgarter Konzern verhandelt mit BNP Paribas über Athlon - Milliardenerlös in Sicht

sck München

Die Konsolidierung im europäischen Autoleasinggeschäft schreitet voran. Mercedes-Benz steht vor einem Verkauf ihrer Leasingtochter Athlon an BNP Paribas. Die französische Großbank meldet, exklusiv mit dem Stuttgarter Autohersteller zu verhandeln. Zusammen mit ihrer Autoleasingeinheit Arval (1,9 Millionen Fahrzeuge) würde BNP Paribas in Europa mit dem Neuerwerb im Vollservice-Segment zu den großen Adressen aufschließen. Athlon würde rund 400.000 Einheiten beisteuern.

Marktführer ist VW Financial

Marktführer in Europa ist Volkswagen Financial Services im Flottenmanagement und Dienstleistungsbereich mit rund 2,6 Millionen Leasingwagen. Die derzeitige Nummer 2 ist Ayvens (ehemals ALD Automotive und Leaseplan). Ayvens ist eine Tochter der Großbank Société Générale.

Die Gespräche zwischen BNP Paribas und Mercedes-Benz laufen bereits seit einigen Monaten. Anfang August dieses Jahres wurde bekannt, dass BNP Paribas für Arval bietet. Seinerzeit buhlten noch andere Konkurrenten um die Einheit von Mercedes-Benz. Im Sommer hieß es, Arval werde mit rund 1 Mrd. Euro bewertet.

Bewertung von 1 Mrd. Euro

Mercedes-Benz sortiert sich im Rahmen eines Sparprogramms neu. Die Luxusstrategie läuft schleppend, zuletzt brach der Konzerngewinn ein. Die Leasingflotte von Athlon umfasst Pkw und Vans verschiedener Marken. Die Firma ist in rund 20 europäischen Ländern aktiv. Athlon zählt rund 2.000 Mitarbeiter und Athlon bezeichnet sich als Vollservice-Dienstleister für Fuhrparkmanagement. Das umfasst auch Mietwagen und den Gebrauchtwagenverkauf für gewerbliche Fahrzeughändler.

Starker Wettbewerb

Vor neun Jahren hatte Mercedes-Benz, damals noch Daimler AG, den Leasinganbieter für 1,1 Mrd. Euro von der niederländischen Rabobank erworben. Daimler wollte seinerzeit mit der Akquisition ihr Leasingflottengeschäft erweitern. Das Fahrzeugleasinggeschäft in Europa ist sehr wettbewerbsintensiv, es ist viel Bewegung im Markt.

Der Autovermieter Sixt veräußerte vor knapp sechs Jahren seine Leasingaktivitäten an den südkoreanischen Autobauer Hyundai für 156 Mill. Euro. Im Jahr 2015 verkaufte VW ihren Anteil an Leaseplan für 2,2 Mrd. Euro an ein Investorenkonsortium. 2023 übernahm die SG-Tochter ALD Leaseplan. Seitdem firmiert die neue Einheit unter dem Markennamen Ayvens.

Einer Studie von Roland Berger zufolge wächst der europäische Markt für Fahrzeugleasing in den sechs Kernländern (Frankreich, Deutschland, Italien, Spanien, Niederlande und Großbritannien) um jährlich 8%. Die Unternehmensberatung rechnet bis 2030 mit einem Marktvolumen von 94 Mrd. Euro. Im Jahr 2022 waren es 55 Mrd. Euro. Nachfragetreiber ist laut Roland Berger eine steigende Nachfrage von Verbrauchern nach flexibleren Autonutzungsangeboten anstelle von Fahrzeugkäufen.

Restwerterisiko dämpft

Ein Geschäftsrisiko seien allerdings sinkende Restwerte für Elektroautos. Das setze Anbieter unter finanziellen Druck und sorge für Unsicherheit, räumt Roland Berger ein.

Dieses Problem machte zuletzt Sixt zu schaffen. Das SDax-Mitglied aus Pullach bei München musste hohe Abschreibungen auf E-Flottenfahrzeuge (insbesondere Tesla) vornehmen. Das verhagelte den Konzerngewinn. Sixt nahm daraufhin ihren Tesla-Bestand komplett aus dem Fuhrpark.