Hoeck wird Vorstandschef

Genoverband will zur Tagesordnung zurückkehren

Nach den Turbulenzen der vergangenen Monate hat der Verbandsratsvorsitzende Christoph Ochs die Führungskrise des Genoverbands für beendet erklärt. Neuer Vorstandsvorsitzender wird Michael Hoeck von der Vereinigten Volksbank in Simmern.

Genoverband will zur Tagesordnung zurückkehren

Genoverband-Kontrolleur will zur Tagesordnung zurück

Christoph Ochs erklärt Führungskrise für beendet – Ausbau der Bankenberatung bleibt

fir Frankfurt

Ein mit Vorwürfen gespicktes, rund 100-seitiges Dossier, Rücktritte des Vorstands- und des Verbandsratsvorsitzenden – der Genoverband hat chaotische Monate hinter sich. Jetzt versucht eine neue Führung, die Initiative zurückzugewinnen. Vorstandsvorsitzender wird am 1. September Michael Hoeck, wie der Prüfungs- und Beratungsverband am Dienstag mitteilte. Nach dem Abschluss einer Untersuchung der Vorfälle möchte der seit Ende März amtierende Verbandsratsvorsitzende Christoph Ochs jetzt einen Schlussstrich unter das Kapitel ziehen.

Prüfung von Vorwürfen abgeschlossen

Ende Januar hatte der plötzliche Rücktritt des Vorstandschefs Ingmar Rega dem Verband eine Führungskrise beschert. Zuvor waren unter anderem Rega und der damalige Vorsitzende des Verbandsrats, Peter Hanker, intern des Fehlverhaltens bezichtigt worden. An all dem sei nichts dran, zeige die mittlerweile abgeschlossene externe Prüfung, sagt Ochs im Interview der Börsen-Zeitung. „Es ist nichts Belastbares übrig geblieben.“

Ochs hatte Hanker abgelöst, nachdem dieser sich nach zwei Amtsperioden zurückgezogen hatte. Auf eigenen Wunsch, wie es hieß. Ochs verhehlt nicht, dass die Ereignisse im Genoverband Besorgnis in der Finanzgruppe ausgelöst haben. „Natürlich ist eine Unruhe dagewesen, da braucht man nicht drumherum zu reden.“ Er glaube aber, dass die Gruppe schnell wieder zur Tagesordnung übergehen wird: „Für uns ist das Thema jetzt abgeschlossen.“

Kein Kommentar zu Stegmüller

Das bedeutet auch, den bisherigen Wachstumskurs, den Rega unter der Ägide Hankers gefahren ist, nicht infrage zu stellen. Am Ausbau der Bankberatung hält er fest. Sie ist im Hause nicht unumstritten, nicht zuletzt, weil dafür ganze Beraterteams, etwa von ZEB, abgeworben worden waren. Von dort kam auch Thomas Stegmüller, der zwischenzeitlich Geschäftsführer der Awado Bankenberatung war. Er gilt als Verfasser des rund 100-seitigen Dossiers. Über ihn möchte sich Ochs nicht weiter äußern: „Ich glaube, es bringt nichts, da ins Detail zu gehen. Es gilt ja, Persönlichkeitsrechte zu wahren.“

Beratung innerhalb der Gruppe

Der Genoverband will mehr Beratungsleistungen innerhalb der Gruppe anbieten, statt sie von außen zu beziehen. Die angesichts des personellen Aufbaus bislang defizitäre Bankenberatung wird Ochs zufolge im kommenden Jahr ein positives Ergebnis erwirtschaften. Auf wie viele Beschäftigte die aktuell 50 Mitarbeiter zählende Sparte aufgestockt werden solle, vermag er nicht zu sagen: „Uns geht es nicht darum, besonders viele Mitarbeiter zu haben, sondern wir wollen den Bedarf decken und verhindern, dass zu viele Kenntnisse über die genossenschaftliche Familie abfließen. Denn wenn ein externes Beratungsunternehmen in Anspruch genommen wird, verlässt auch immer Wissen das Haus.“

Sowohl organisch als auch mitunter anorganisch hat der Verband in den vergangenen Jahren stark zugelegt, so in der Wirtschaftsprüfung, als Bildungsträger, in Kommunikations-, Steuer- und Rechtsberatung sowie in der regulatorischen Unterstützung. Die jüngste Akquise umfasste HmcS, eine Plattform zur Auslagerung von Kredit- und Immobilienprozessen.

Von 2018 bis Ende 2024 habe sich der Umsatz des Genoverbands, inklusive der bundesweit tätigen Tochtergesellschaft Awado-Gruppe und der Personalberatung Geno Personal Consult, von rund 140 Mill. auf etwa 270 Mill. Euro nahezu verdoppelt, hatte Rega im November im Gespräch mit der Börsen-Zeitung erklärt. Zugleich seien in diesem Zeitraum etwa 1.000 neue Beschäftigte eingestellt worden.

Fusion mit anderen Verbänden denkbar

Auch verstärkte Kooperationen oder sogar Fusionen mit anderen Genossenschaftsverbänden wie Weser-Ems hält Ochs für denkbar. „Wenn jemand mit uns spricht, können wir uns vorstellen zu fusionieren. Aber wir haben uns jetzt nicht das Ziel vorgenommen, mit Weser-Ems zu fusionieren oder mit dem Genossenschaftsverband Bayern“, sagt er.

Prüfung von Stützungsfällen ruft Kritik hervor

Was die mittlerweile vier Stützungsfälle in der genossenschaftlichen Finanzgruppe angeht, so glaubt Ochs, dass es am Ende glimpflicher kommt als erwartet. Auf potenziell 1,2 Mrd. Euro summiert sich der Finanzbedarf für VR-Bank Bad Salzungen Schmalkalden, Volksbank Düsseldorf Neuss, Volksbank Dortmund-Nordwest und Raiffeisenbank im Hochtaunus. Unter anderem für Letztere war der Genoverband als Prüfer tätig, was kritische Fragen in der genossenschaftlichen Finanzgruppe hat aufkommen lassen, weshalb die Risiken nicht entdeckt wurden. Von kolportierten Zahlen solle man sich nicht blenden lassen, sagt Ochs. „Wenn man eine Bank saniert, dann geht man natürlich sehr vorsichtig vor und überbewertet auch Risiken. Viel Risikovorsorge wird demnach wieder aufgelöst.“

Der Genoverband vertritt 2.600 Genossenschaften in 14 Bundesländern, darunter gut 300 Genossenschaftsbanken. Dem Vorstand gehören aktuell Peter Götz, Katja Lewalter-Düssel und Marco Schulz an. Letzterer führt den Verband seit Regas Rückzug kommissarisch, und er wird mit Amtsantritt Hoecks stellvertretender Vorstandsvorsitzender. Mit dem Einzug Hoecks wird der Vorstand des Genoverbands dann wieder vollständig sein. Der Co-Vorstandssprecher der Vereinigten Volksbank Raiffeisenbank mit Sitz in Simmern im Hunsrück ist Wirtschaftsprüfer und kennt den Genoverband durch seine Tätigkeit im Verbandsrat, dessen Mitglied er seit 2021 ist.

Im Interview Seite 4