Marktinfrastruktur

Microsoft steigt bei Londons Börsen­betreiber ein

Microsoft wird 4 % an der London Stock Exchange Group erwerben. Eine auf zehn Jahre angelegte strategische Partnerschaft könnte den Workspace-Terminals der Gruppe erheblichen Schub verschaffen.

Microsoft steigt bei Londons Börsen­betreiber ein

hip London

Die London Stock Exchange Group (LSEG) ist eine auf zehn Jahre angelegte strategische Partnerschaft mit Microsoft eingegangen, die vor allem den Work­space-Terminals des Marktinfrastrukturbetreibers zugutekommen dürfte. Wie einer Pflichtveröffentlichung der Gruppe zu entnehmen ist, hat sie sich darauf festgelegt, in diesem Zeitraum mindestens 2,8 Mrd. Dollar in Dienste des US-Softwarekonzerns mit Cloud-Bezug zu investieren. Teil der Übereinkunft ist zudem, dass sich Microsoft mit 4% am Londoner Börsenbetreiber beteiligt. Sie wird die Aktien von einem von Blackstone und Thomson Reuters geführten Konsortium erwerben. Zum Schlusskurs des Vortages war eine Beteiligung in dieser Größenordnung 1,6 Mrd. Pfund wert. Scott Guthrie, Executive Vice President Cloud & AI Group bei Microsoft, soll in den Board der LSEG einziehen. „Wir sind hocherfreut, Microsoft als Aktionär willkommen zu heißen“, sagte LSEG-Chef David Schwimmer.

„Alternative zu Bloomberg“

Zur Partnerschaft gehört die Entwicklung einer neuen Version von LSEG Workspace, die reibungslose Interoperabilität mit MS Teams (Chat, Anrufe, Konferenzen) sowie Microsoft 365 bieten soll – mit eingebauter Compliance. Im Blog von Microsoft heißt es, dass cloudbasierte Lösungen für die Datenanalyse und die Erstellung von Modellen entwickelt werden sollen.

„Das könnte die Anziehungskraft des Produkts in transformativer Weise verbreitern“, schrieben die Analysten der US-Investmentbank Jefferies. „Damit wäre potenziell erstmals eine überzeugende Alternative zu Instant Bloomberg verfügbar.“ Die Ankündigung fühle sich wie ein bedeutender Meilenstein auf dem Weg zum Fokus auf Daten an, auch wenn keine aussagekräftigen Angaben zum Umsatzwachstum gemacht worden seien.

Das Management des Börsenbetreibers geht davon aus, dass die Partnerschaft das Umsatzwachstum im Laufe der Zeit „bedeutend“ steigern wird. Die Kosten für die Jahre 2023 bis 2025 werden zwischen 250 Mill. und 300 Mill. Pfund erwartet. Darin sind Kapitalanlageinvestitionen von 100 Mill. Pfund enthalten. Die Auswirkungen auf die Ebitda-Marge bezifferte der Börsenbetreiber für diesen Zeitraum auf 50 bis 100 Basispunkte.

„Wie Finanzinstitutionen über Assetklassen hinweg Research betreiben, interagieren, Transaktionen tätigen und sich den sich verändernden Marktbedingungen anpassen, wird sich durch Fortschritte in der Cloud-Technologie und der künstlichen Intelligenz grundlegend verändern“, sagte Microsoft-Chef Satya Nadella. Die Partnerschaft soll die Pläne des Börsenbetreibers für die Migration in die Cloud beschleunigen. Die Datenplattform und weitere wichtige Komponenten der IT-Infra­struktur der Gruppe werden auf Microsoft Azure migrieren.

Wertberichtigt Seite 2