"Mifid II ist noch weit weg"

Studie des E-Finance Lab: Finanzbranche steckt mit ihrer Vorbereitung im Anfangsstadium

"Mifid II ist noch weit weg"

ck Frankfurt – Die deutsche Finanzindustrie befindet sich mit ihrer Vorbereitung auf Mifid II derzeit noch im Anfangsstadium. Das ist das Ergebnis einer Studie des E-Finance Lab des House of Finance der Johann Wolfgang Goethe-Universität Frankfurt am Main. “Mifid II ist noch weit weg”, fassen die Autoren der Studie, darunter Peter Gomber, Leiter der Professur für Betriebswirtschaftslehre mit Schwerpunkt E-Finance an der Frankfurter Universität, ihren Befund zum Vorbereitungsstatus der Finanzbranche zusammen. Nur ein Drittel hat begonnenZwar sammelten die Banken Informationen zum Thema Mifid II, jedoch habe erst ein Drittel der befragten Institute mit der Planung des Projektes begonnen und noch nicht einmal jedes zehnte Haus (7 %) habe bereits mit der Umsetzung begonnen. Eine Analyse der Auswirkungen auf die Strategie habe erst rund ein Fünftel (18,5 %) der Banken begonnen.Auch hat noch kein Institut eine Planung darüber aufgestellt, welcher Aufwand an internen und externen Mitarbeitern für die Implementierung der neuen Anforderungen benötigt werde. Allerdings betonen die Autoren, dass weder nationale Gesetzestexte feststünden, noch die Gesetzestexte auf europäischer Ebene finalisiert seien. Daher sind die noch nicht weit gediehenen Vorbereitungen der Branche ihrer Meinung nach nachvollziehbar.E-Finance Lab hat bereits in den Jahren 2006 und 2007 Studien zur Vorbereitung auf die Finanzmarktrichtlinie Mifid (Markets in Financial Instruments Directive) erstellt. Nun wurde eine entsprechende Untersuchung für Mifid II, mit der die Novellierung von Mifid und die Markets in Financial Instruments Regulation (Mifir) zusammengefasst werden, erstellt.Wie schon Mifid, so ein weiteres Ergebnis der Untersuchung, wird auch Mifid II von der Branche mehr als regulatorische Pflicht denn als eine Chance zur Hebung neuen Wettbewerbspotenzials empfunden. Lediglich zwei Studienteilnehmer hätten angegeben, dass Sie von Mifid II auch die Eröffnung von neuen Geschäftsfeldern oder Wettbewerbsvorteile erwarten. Geringer NutzenFerner erwarten die Institute im Vergleich zu Mifid von Mifid II höhere Kosten für die Umsetzung bei geringerem Nutzen und weniger stark ausgeprägten Wettbewerbspotenzialen. 64 % der befragten Banken erwarteten, dass die Kosten zur Umsetzung der Mifid-II-Anforderungen höher sein werden, als sie bei der Mifid gewesen seien, wohingegen nur 28 % der Beteiligten mit niedrigeren Kosten rechneten. Gleichzeitig erwarteten die Institute einen geringeren Nutzen von Mi-fid II für den Markt sowie, im Gegensatz zur Mifid, keine klaren Wettbewerbspotenziale wie Best Execution oder die Einführung von Multilateral Trading Facilities.Die Vorlaufzeit für die Umsetzung liege bei der Mehrheit der Wertpapierhäuser zwischen sechs und zwölf Monaten. Dies entspreche den Ergebnissen der Studie zur Einführung der Mifid im Jahr 2007.Interessantes wurde mit der Untersuchung zum umstrittenen Hochfrequenzhandel (HFT) zutage gefördert. Die Umfrageteilnehmer beurteilen die vorgesehen Vorschriften für den superschnellen Computerhandel überaus positiv. So sprächen sich 92 % für die Verpflichtung von HFT-Betreibern aus, sich als Wertpapierfirmen zu registrieren. Ebenso als sinnvoll erachteten 88 % die Voraussetzung von ausreichenden Systemen und Risikokontrollen bei Börsen, um ordnungsgemäßen Handel zu gewährleisten, und 84 % hielten die Voraussetzung von ausreichenden Systemen und Risikokontrollen bei Algo-Tradern bzw. Hochfrequenzhändlern als sinnvoll. Die Offenlegung von Algorithmen gegenüber den Aufsichtsbehörden erzielte mit 64 % eine geringere Zustimmung.