Mifid-Umsetzung bereitet Verdruss

Wiesbadener Volksbank kritisiert hohen Aufwand für Vertrieb und Kunden - Kreditgeschäft auf Hochtouren

Mifid-Umsetzung bereitet Verdruss

Die Wiesbadener Volksbank ächzt im Wertpapiergeschäft unter den neuen Vorgaben durch Mifid II. Dank eines starken Kreditgeschäfts fiel der Ergebnisrückgang moderat aus.sto Frankfurt – Die Wiesbadener Volksbank kämpft im Wertpapiervertrieb mit den neuen Vorgaben der EU-Richtlinie Mifid II. “Der Aufwand ist enorm für uns, aber ebenso für die Kunden, von denen ein Großteil diese deutlich kompliziertere Abwicklung ihrer Wertpapierorder und den Dokumentationsaufwand dafür gar nicht wollen – die Vorgaben sind wirklich nicht verbraucherfreundlich”, beklagte Vorstandsvorsitzender Matthias Hildner bei einem Pressegespräch anlässlich der Veröffentlichung der Geschäftszahlen für das zurückliegende Jahr. Es dauere durch die vielen neuen Schritte in der Bank viermal so lang, bis eine Kundenorder ausgeführt werden könne, hieß es. Dank eines exponentiell wachsenden Kreditgeschäfts konnte die bundesweit elftgrößte Volksbank den niedrigzinsbedingten Rückgang des Gewinns erträglich halten.Für die nun geltende Aufzeichnungspflicht der Beratungsgespräche hatte die Volksbank eine neue Telefonanlage anschaffen, die EDV umstellen und die Mitarbeiter schulen müssen. Konkret lasse sich nicht beziffern, wie teuer Mifid II die Bank komme, so Hildner, da auch der zusätzliche Zeitaufwand in die Rechnung einfließen müsste. Die bislang geschätzten Gesamtaufwendungen von 1 Mrd. Euro für die gesamte deutsche Kreditwirtschaft hält er jedenfalls für zu niedrig angesetzt. Den Kunden rät die Wiesbadener Volksbank, ein elektronisches Postfach für die Wertpapieraufträge einzurichten, was unabhängig vom Online-Banking möglich sei. Denn auf herkömmlichen analogen Wegen sei eine unmittelbare und schnelle Orderausführung nur noch schwer durchführbar. Bremsspuren möglichHildner wollte nicht ausschließen, dass Kunden vor Wertpapierkäufen angesichts der neuen Komplexität zurückschrecken könnten, was somit das Geschäft belasten könnte, ähnlich wie in der Einführungsphase der Wohnimmobilienkreditrichtlinie. Doch noch ließen sich die Auswirkungen auf das Wertpapiergeschäft nach so kurzer Zeit nicht absehen. Die erhöhte Kostentransparenz begrüßte Hildner ausdrücklich. Angesichts der vielen, teils widersprüchlichen Angaben durch die neuen Vorgaben wie etwa auch durch Priips sieht er die eigenen Berater in der Pflicht, dem Kunden die Kosten klar vor Augen zu führen.Im vergangenen Jahr sank das Ergebnis nach Bewertung im Jahresvergleich von 48,6 Mill. auf 44,9 Mill. Euro. Dies war ein Rückgang von 7,6 % – ähnlich schwächer wird den Erwartungen von Hildner zufolge auch das Ergebnis im laufenden Jahr ausfallen. Trotz des Drucks durch die lockere Geldpolitik der Europäischen Zentralbank zeigte er sich für die mittelfristigen Zukunftsaussichten seines Hauses angesichts eines attraktiven Geschäftsgebietes in der hessischen Landeshauptstadt mit solider Konjunktur und zahlungskräftiger Klientel sowie einer effizienten Aufstellung zuversichtlich.Sowohl bei den Einlagen als auch bei den Krediten wuchs die Wiesbadener Volksbank stärker als der Durchschnitt der Genossenschaftsbanken, die 2017 ohnehin das Wachstum der Sparkassen und privaten Banken im Schnitt mit einem Plus von 5,4 % bei den Krediten hatten überbieten können. Die Wiesbadener konnten den Kreditbestand sogar um 7,6 % auf 3,2 Mrd. Euro – erstmals auf mehr als 3 Mrd. Euro – ausweiten und die Einlagen um 7 % auf 3,5 Mrd. Euro. Die Dividende für die rund 67 000 Mitglieder soll mit 6 % stabil hoch bleiben. Zudem soll der Gewinn zur Stärkung des Kapitals und der Reserven genutzt werden. Die Gesamtkapitalquote ging leicht von 20 % auf 19,7 % zurück. Dies liege deutlich über den Anforderungen und biete auch Puffer für die neuen Vorgaben durch die Finalisierung von Basel III, die erhöhten Kapitalaufwand bei Immobilien- und Mittelstandskrediten mit sich bringen.