Milliarden-Emission des Messenger-Dienstes geplant
bg – Während bei Amazon und Facebook Pläne reifen für den limitierten Einsatz von Kryptowährungen, will der Messenger Telegram seine Plattform mit knapp 200 Millionen Teilnehmern als Basis für den Aufbau ein riesigen Blockchain-basierten Ökosystems nutzen. Unter Verwendung einer eigenen digitalen Währung soll es sich zu einem umfassenden Marktplatz wandeln und über eine App Payment-Funktionen bieten.Um diese Infrastruktur aufzubauen, will das vom russischen Unternehmer Pawel Durow (33) gegründete Start-up ein Initial Coin Offering (ICO) in Rekordhöhe durchführen: Einnahmen von 1,2 Mrd. Euro werden angestrebt, wobei eine erste Tranche von 600 Mill. Dollar traditionellen Venture-Capital-Investoren vorbehalten ist. Diese Transaktion soll noch im Februar über die Bühne gehen, bevor im März dann das breite Publikum den Utility Token zeichnen kann.Dass Nachfrage besteht, ist offensichtlich, wird Telegram doch vor allem in der Krypto-Szene als Nachrichtenkanal verwendet – Telegram ist Basis für Investorenkommunikation und Anbindung der freien Entwickler, die zur steten Verbesserung von Anwendungen beitragen. Den Ritterschlag erhielt der Token Sale bereits Ende Januar, als bekannt wurde, dass Kleiner Perkins, Benchmark und Sequoia Capital jeweils 20 Mill. Dollar der ersten Tranche zeichnen wollen – das ist die Mindestabnahmemenge für Profi-Investoren. Wenn drei erstklassige Adressen des Silicon Valley, die für das Aufgleisen globaler Geschäftsmodelle bekannt sind, solche Unterstützung bereit stellen, dann signalisiert das eine gewisse Glaubwürdigkeit des Geschäftsmodells.Dieses sieht die Schaffung des Telegram Open Network (TON) vor, das von einer außerordentlich schnellen Blockchain angetrieben werden soll, was über die duale Struktur einer dezentralen und einer zentralen Blockchain die parallele Verarbeitung von Prozessen wie Payment-Transaktionen in TON ermöglichen soll. Die dezentrale Struktur des Netzwerks erlaubt es, dass sich die Kapazitäten auf alle Rechner im Netzwerk verteilen. Für Bezahlvorgänge in der Chat App wird dann die hauseigene Kryptowährung “Gram” verwendet, die mit der Token-Emission entsteht. Früheren Berichten zufolge würde Telegram mit der Emission eine Unternehmensbewertung von 3 bis 5 Mrd. Euro zugestanden.Zentrale Figur bei Telegram ist Gründer Durow, der seit dem Verkauf seiner vorigen Gründung, des vom Kreml bedrängten sozialen Netzwerks VKontakte, staatenlos durch Welt zieht. Hauptquartier ist zwar Dubai, aber Durow ist mal hier und mal da – zuletzt twitterte er aus Zürich. Diese an Julian Assange erinnernde Mobilität hängt wohl auch damit zusammen, dass Telegram als komplett verschlüsselter Messaging-Dienst auch von Terroristen genutzt wird, was die Regierungen nach Zugriff auf den Dienst verlangen lässt.Diese Konstellation würde mit Aufbau des TON als breite kommerzielle Plattform noch pikanter, könnte doch eine Blockchain-Struktur entstehen, die als (anonymisierte) Parallelstruktur zum klassischen Internet fungiert und sich dabei jeglicher Besteuerung und sonstiger Kontrolle entziehen könnte.Wie auch immer man zu den gesellschaftspolitischen Implikationen von Telegram steht: Das mit dem ICO entstehende Geschäftsmodell ist sicher das aufregendste Projekt der Krypto-Welt.