Milliardenpleite von First Brands wirft ein Schlaglicht auf die UBS
Milliardenpleite von First Brands wirft ein Schlaglicht auf die UBS
Milliardenpleite von First Brands wirft ein Schlaglicht auf die UBS
Lieferketten-Finanzierungen à la Greensill wecken Déjà-vu
dz Zürich
Der US-Autoersatzteilhersteller First Brands hat eine Milliardenpleite hingelegt. Doch die bilanzielle Schuldenstruktur des Unternehmens deute nicht darauf hin, dass sich daraus ein größeres Problem für die kreditgebenden Banken entwickeln könnte. Die Ratingagentur Fitch schreibt stattdessen in einer Analyse: Die Probleme von First Brands scheinen auf Finanzierungen in Milliardenhöhe außerhalb der Bilanz zurückzugehen. Dazu gehören Vorfinanzierungen von verkauften Lieferungen und Leistungen sowie von Lagerbeständen.
Außerbilanzielle Risiken
Diese außerbilanziellen Finanzierungen können unter den Begriff „Privatkredite“ subsummiert werden, da die Verbindlichkeiten privat zwischen First Brands und seinen verschiedenen Kreditgebern eingegangen wurden. Sie unterscheiden sich jedoch von der traditionellen, direkten Kreditvergabe, die typischerweise auf der Bilanz steht und durch eine erstrangige, alle Vermögenswerte umfassende Sicherheit für die Kreditnehmergruppe abgesichert ist.
Doch die UBS scheint nicht zu diesen gewöhnlichen Kreditgebern von First Brands zu gehören. Nach dem bisherigen Kenntnisstand sind es amerikanische Anleger, die dem insolventen Unternehmen über spezielle Investmentfonds von UBS und Tochterfirmen von UBS Geld geliehen haben. Es geht um 516 Mill. Dollar, die Anleger über UBS-Fonds mit den Namen „UBS Hedge Fund Solutions“ oder „1977 O'Connor“ sowie über drei weitere Fonds von UBS Asset Management bei First Brands investiert haben.
Offenbar bestehen für die gewährten Kredite der beiden erstgenannten Fonds in Höhe von 351 Mill. Dollar keine Sicherheiten. Es soll sich bei diesen Krediten um die von Fitch beschriebenen, außerbilanziellen „Vorfinanzierungen" handeln. Diese Art von Kreditgeschäften hatte einst die Credit Suisse mit ihren Fonds für Lieferkettenfinanzierungen berühmt und berüchtigt gemacht. Die sogenannten Greensill-Fonds, mit denen die Credit Suisse bei rund 1000 Kunden insgesamt 10 Mrd. Dollar eingesammelt hatte, um mit dem Geld auch stark notleidende Firmen finanzierte, war einer der Gründe für den Untergang der Credit Suisse.
Es kam zu Klagen gegen die Bank, welche die Investments zu Unrecht als „risikoarm“ vermarktet hatte. Unter welchem Titel UBS nun die Fonds mit den First-Brands-Krediten vermarktet hat, ist nicht bekannt. Bekannt ist aber, dass die UBS den Investoren versprach, dass in den Fonds kein Einzelinvestments mehr als 20% der investierten Summe ausmache. Ein Artikel von „Financial Times“ weckt Zweifel, ob dieses Versprechen eingehalten wurde. UBS hat gegenüber der Zeitung aber beteuert, die Vorschriften eingehalten zu haben.
Geschäftsmodell im Fokus
Der Fall wirft ein Schlaglicht auf das Geschäftsmodell von UBS, das nach Aussagen der Bank wenig Risiken berge und deshalb auch weniger scharfe Kapitalvorschriften verdiene, als sie die Schweizer Regierung der Bank auferlegen will. Der Fall zeigt aber auch Risiken im Finanzsystem. Die UBS sagte auf Anfrage: „Dies ist ein branchenweites Ereignis mit Auswirkungen auf viele Anbieter von Private-Credit- und Working-Capital-Lösungen. Die Situation verändert sich laufend und wir analysieren die Auswirkungen auf unsere wenigen betroffenen Fonds."