Im DatenraumWertpapiergeschäft

Millionenpanne der DWP Bank hinterlässt Spuren im Handel

Eine verpatzte Zusammenlegung eines Wertpapiers kostete der DWP Bank viel Geld. Aus damaligen Handelsdaten lässt sich ableiten, weshalb das so ist.

Millionenpanne der DWP Bank hinterlässt Spuren im Handel

DWP Bank

61-Mill.-Euro-Panne hinterlässt Spuren im Handel

jsc Frankfurt

Das gehebelte Wertpapier mag etwas für Spekulanten sein, wird aber im Frankfurter Xetra-Handel kaum gehandelt. Der „Wisdom Tree Natural Gas 3x Daily Short“, der einen Index auf Gas-Futures gegenläufig um den Faktor 3 nachzeichnet, wechselt an den meisten Tagen mit kleinem Volumen den Besitzer.

Der Dezember 2022 sticht aber hervor: 86,9 Mill. Euro betrug das Handelsvolumen am Montag, 19. Dezember, 30,3 Mill. Euro wurden am Mittwoch erzielt, 122,6 Mill. Euro folgten am Donnerstag, einen Tag vor Heiligabend. Die Anomalie beschäftigt vermutlich bald die Justiz: Die DWP Bank, die Wertpapierdepots betreibt und Transaktionen abwickelt, klagt gegen den S Broker. Über die Klage hatte der „Platow Brief“ zuerst berichtet, während das betroffene Wertpapier von „Finanz-Szene“ genannt worden war.

Damals hatte das Papier, ein Exemplar der „Exchange-Traded Commodities“ (ETCs), konträr zum Gaspreis massiv an Wert verloren und daher einen „Reverse Split“ vollzogen: Aus jeweils 17.000 Stücken wurde eins. Ein Kunde des S Brokers sah im Depot den neuen Preis, aber noch immer dieselbe Stückzahl. Scheinbar zum Multimillionär aufgestiegen, verkaufte er. Die Transaktion wurde ausgeführt.

Kaufen, um zu verkaufen

Die skurrile Folge der Panne: Die DWP Bank sah sich gezwungen, die hohe Stückzahl bereitzustellen. Der Emittent reichte neue Stücke aus, die DWP Bank kaufte und stellte sie bereit, sodass die Verkaufsorder ausgeführt werden konnte. Der Millionenbetrag sei aber nicht an die Privatperson ausgezahlt worden.

Der Schaden, den die DWP Bank auf 61,1 Mill. Euro beziffert, ergibt sich vielmehr aus der Kursdifferenz: Denn zwischen der Verkaufsorder im S Broker und der Kaufaktion der DWP Bank stieg der Kurs. Mit 105,50 Euro startete das Papier am damaligen Montag in den Handel, ehe es bis Donnerstag in der Spitze bis 188,67 Euro stieg. Bezogen auf Hunderttausende gehandelte Stücke ergibt sich rasch eine Differenz in zweistelliger Millionenhöhe.

Heikel wäre eine Klage allemal: S Broker gehört zur DekaBank, die wiederum 2,5% an der DWP Bank hält und einen Anteil von 50% anstrebt. Die DWP Bank ginge gegen ihre Eigentümerin vor.

jsc Frankfurt
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