tkb – Bernardo Mingrone, der 41-jährige Finanzchef (CFO) des ältesten Bankhauses der Welt, Monte dei Paschi di Siena (MPS), wird am 25. September zurücktreten. Dies teilte die Bank am Freitag mit. Es wurde keine Begründung angegeben. Doch in Mailänder Bankkreisen herrscht seit Wochen die Gewissheit, dass Mingrone zu Unicredit zurückkehren wird. Die Mailänder Großbank dementiert nicht. Denn der dynamische Finanzexperte war vor seiner MPS-Erfahrung als Finanzchef für die Unicredit Tochter Pioneer Global Asset Management tätig. Der Rücktritt des ehemaligen Unicredit-Generaldirektors Roberto Nicastro hat bei Unicredit ein Erdbeben ausgelöst. Insider halten es für möglich, dass Mingrone früher oder später das Amt des Finanzchefs bei Unicredit übernehmen wird und sich die gegenwärtige CFO Marina Natale mit dem Posten des Vizegeneraldirektors begnügen muss.Erst am 6. August ist Präsident Alessandro Profumo von der Führung der Bank Monte dei Paschi zurückgetreten. Zu dessen Nachfolger soll bei der für den 15. September angesetzten MPS-Hauptversammlung der inzwischen zurückgetretene Präsident der Mailänder Börse, Massimo Tononi, ernannt werden. Wie es heißt, soll auch der Posten von MPS-CEO Fabrizio Viola wackeln. Mingrone, als Zögling von Profumo bekannt, hat in den letzten zwei Jahren Kapitalerhöhungen von insgesamt 8 Mrd. Euro erfolgreich durchgeführt und MPS vor der Pleite gerettet. Die Bankenaufsicht fordert seit Monaten, dass MPS sich mit einem Partner verbindet. Doch von einem Partner ist derzeit nichts zu sehen. Sämtliche Interessenten haben inzwischen abgewinkt. Ein Profumo-ZöglingDer 1974 in Rom geborene Bernardo Mingrone zählt zu den angesehensten Finanzexperten des Landes. Nach seinem Abschluss des Wirtschaftsstudiums an der London School of Economics and Political Science war Mingrone 13 Jahre lang im Investment Banking in London, vorerst bei Lehman Brothers, später bei J. P. Morgan und danach als Chartered Accountant bei PricewaterhouseCoopers tätig. 2008 berief ihn der damalige Unicredit-Chef Alessandro Profumo nach Mailand, wo Mingrone vorerst für Finanzen, Planung und Strategien zuständig war und zwei Jahre später zum Finanzchef von Pioneer avancierte.