Mini-Banklizenzen auf dem Vormarsch
Mini-Banklizenzen auf dem Vormarsch
Mini-Banklizenzen auf dem Vormarsch
US-Krypto-Firmen beantragen reihenweise OCC-Erlaubnisse – Es geht primär um Verwahrung und Investment Management
bg Frankfurt
Auch wenn noch über das Marktinfrastrukturgesetz gerungen wird, so können sich die US-Krypto-Firmen doch schon heute immer besser in den Regulierungskanon einfinden. Die Startups beantragen derzeit vor allem begrenzte Lizenzen für die Verbindung von Custody und Staking, was neue Perspektiven eröffnet.
Nach Coinbase, Paxos, Ripple und der zu Stripe gehörenden Bridge hat auch Crypto.com eine kleine Bankenlizenz beim OCC (Office of the Comptroller of the Currency) beantragt. Diese „National Trust Bank Charter“ erlaubt es Instituten, treuhänderische Aktivitäten wie die Verwahrung von Assets sowie Investment Management zu übernehmen. Klassisches Banking wie Depositen und Kreditgeschäft sind hingegen nicht erlaubt mit einer solchen Lizenz.
Aufholen bei Krypto-ETFs
Für viele Krypto-Firmen reicht das aber aus, da sie mit OCC-Lizenz Dienste wie Staking reguliert aufsetzen können. Crypo.com-CEO Kris Marszalek zufolge zielt man primär auf den Ausbau der Verwahrdienste - auch für Krypto-ETFs, wo bislang Coinbase deutlich die Nase vorn hat. Zuletzt hatte auch der Assetmanagement-Riese Vanguard die Aufnahme von Krypto-ETFs in den Geldanlage-Kanon angekündigt, was die Mittelzuflüsse in den USA beschleunigen dürfte. In Europa werden diese Finanzprodukte als ETPs (Exchange Traded Products) gehandelt.
Sogar Coinbase überholt
Die bislang über Singapur registrierte Crypto.com ist in den USA zuletzt zum größten Spothändler für Kryptowerte aufgestiegen vor Coinbase, zeigen Daten von „The Block“. Im September wurden über Crypto.com Spot-Kontrakte im Volumen von 83,9 Mrd. Dollar abgewickelt, im Oktober sind es schon 94,3 Mrd. Dollar. Coinbase hatte im September 80,5 Mrd. Dollar - wobei Coinbase als Konzern sehr viel breiter diversifiziert ist als Konkurrenten. So hat CEO Brian Armstrong über den Zukauf von Deribit ein großes Derivategeschäft. Hinzu kommen Initiativen wie die Base-Blockchain und die Verbindung zum Stablecoin-Spezialisten Circle.
Die Trump-Verbindung dürfte nützlich sein
Aber auch Crypto.com hat mir Cronos ein eigenes Layer-1 Blockchain-Projekt aufgesetzt. Die Trump Media & Technology Group hatte Anfang September CRO-Token im Wert von knapp 180 Mill. Dollar erworben. Der Plan ist, dass dieser Token auf der von US-Präsident Donald Trump mit Inhalten gefütterten Social-Media-Plattform Truth Social integriert wird als Teil eines Reward-Systems sowie als Zahlungsmittel.
Handschlag in Mar-A-Lago
Kris Marszalek und Donald Trump sind seit geraumer Zeit geschäftlich miteinander verbunden. Ende 2024 hatte der Crypto.com-Gründer Trump in Mar-A-Lago besucht. Im Rahmen der „Made in America“-Initiative wurde auch vereinbart, dass Crypto.com für Trump Media Krypto-ETFs auflegt und der Vertrieb über eine Plattform der Krypto-Firma erfolgen soll. Für die Aufnahme dieses Geschäfts hatte Crypto.com zuvor Foris Capital übernommen.
Neuer CFTC-Chef auserkoren
Mit der Deregulierung sind US-Regierung und Krypto-Firmen nun sehr nahe gerückt, was auf Seiten von Trump nicht im Einklang steht mit üblichen Governance-Vorgaben - was den US-Präsidenten bislang nicht weiter schert, auch wenn es Vorwürfe der Korruption gibt. Die Neubesetzungen von Aufsichtsbehörden mit krypto-freundlichen Personen haben jedenfalls dazu geführt, dass seit Verabschiedung des Genius Act für Stablecoins das Innovationstempo in den USA anzieht und immer mehr Kapital in den Sektor strömt. Mit Circle und Bullish gab es sehr erfolgreiche IPOs - und mit Michael Selig (bisher SEC) wurde von Trump ein neuer CFTC-Chef vorgeschlagen, der in der Krypto-Branche wohlgelitten ist.
Lösung für DeFi-Regulierung ist greifbar
Auch die ins Stocken geratenen Verhandlungen über das Marktinfrastruktur-Gesetz kommen wieder in Schwung. Mitte vergangener Woche waren Demokraten und Republikaner mit CEOs wie Brian Armstrong und Michael Novogratz (Galaxy) zusammengetroffen, um nach Lösungen zu suchen. Dabei war ein Senator der Demokraten Insidern zufolge laut geworden, als er den CEOs vorhielt, sich einseitig vor den Karren der Republikaner spannen zu lassen. Novogratz erklärte, das Treffen hätte einen guten Dialog gebracht. Knackpunkt ist die Regulierung von DeFi. Dafür kursiert als Lösung, dass dies bei den Intermediären geschieht.
