Private Markets Week 2025Infrastruktur und Immobilien

Mit dem richtigen Rahmen kommen die Investitionen von allein

Derzeit tragen deutsche Institutionelle ihr Geld noch ins Ausland, wenn es um Infrastrukturinvestitionen geht. Zu Beginn der Private Markets Week der Börsen-Zeitung zeigen sich Experten aber zuversichtlich, dass Anpassungen im Steuerregime dazu beitragen werden, dass sich das ändert. Dies helfe mehr als Förderprogramme.

Mit dem richtigen Rahmen kommen die Investitionen von allein

Mit richtigem Rahmen kommen die Investitionen

„Ungünstiges Steuerregime“ hemmt Infrastrukturfonds – Helaba-Vorstand Schmid kritisiert lange Genehmigungsprozesse – Doll rückt Kommunen in den Fokus

Derzeit tragen deutsche Institutionelle ihr Geld noch ins Ausland, wenn es Infrastrukturinvestitionen geht. Zu Beginn der Private Markets Week der Börsen-Zeitung zeigen sich Experten aber zuversichtlich, dass Anpassungen im Steuerregime dazu beitragen werden, dass sich das ändert. Dies helfe mehr als Förderprogramme.

hei/nb Kronberg

Wenn es um private Investitionen in Infrastruktur geht, ist das Rahmenwerk entscheidend. Darin sind sich Max Wirsching, Leiter Private Capital Solutions der KfW, und Frank Dornseifer, Geschäftsführer beim Bundesverband Alternative Investments, auf der Private Markets Week der Börsen-Zeitung einig. Dornseifer legt den Finger in die Wunde und sagt: „Bisher haben wir hier keine Erfolgsgeschichte.“ Er meint damit, dass die deutschen institutionellen Anleger in die Infrastruktur im Ausland investieren, nicht aber in Deutschland. Er ist jedoch optimistisch, dass sich an diesem gespiegelten „Home-Bias“ künftig etwas ändert. Dornseifer kritisiert: „Bisher war es in Deutschland nicht möglich, Infrastrukturfonds aufzulegen, zudem gab es eine schlechte Regulierung und ein ungünstiges Steuerregime.“

Das hätte die Investoren betroffen, weil sie durch unausgewogene Regulatorik im Rahmen eines Spezialfonds nicht in Infrastrukturprojekte in Form von Personengesellschaften investieren konnten, durch dieses Rahmenwerk wurden Investitionen unattraktiv. Zudem verweist er darauf, dass entsprechende Projekte fehlen.

Nachteil bald behoben

Wirsching betont überdies, dass manche Investoren wie zum Beispiel Stiftungen, Versicherungen oder Versorgungswerke zunächst an neue Assetklassen herangeführt werden müssten. Es gebe aber viel internationales Kapital, das den Weg nach Deutschland suche. Jetzt wurde aus seiner Sicht ein riesiger Wettbewerbsnachteil gegenüber dem Fondsstandort Luxemburg behoben: die Eliminierung der Umsatzsteuer auf die Management-Fee. Denn der Fondsstandort Deutschland müsse mit dem Investitionsstandort Deutschland in Einklang gebracht werden. „Das ist viel wichtiger als staatliche Investitionsprogramme."

Viel Aufmerksamkeit

Er verweist darauf, dass viele Investoren ihre Abhängigkeiten von China und den USA verringern wollten, wodurch Deutschland als Investitionsziel attraktiver werde, sofern „wir uns gut anstellen und Stabilität bieten“. Verena Kempe, Leiterin des Investment Management des staatlichen Fonds zur Finanzierung der kerntechnischen Entsorgung (Kenfo) für Public und Private Markets, erklärte, dass das Sondervermögen viel Aufmerksamkeit erregt hat: „Deutschland muss jetzt das Momentum nutzen, konkrete Möglichkeiten schaffen, Kapital mit renditegebundenen Vergütungen hier zu binden.“ So müssten Pensionsfonds jetzt vorangetrieben werden und Deutschland im Wettbewerb mit anderen Ländern das beste Angebot machen. Außerdem könne man sich hier an europäischen Nachbarn orientieren: Kenfo habe in Italien und dem Vereinigten Königreich in Infrastrukturprojekte investiert, die man als Vorbild nehmen könne. Für die Investoren seien vor allem die Kosten für die geplante Investition relevant. Laut Dornseifer sind die Reformen der Kapitalmarktunion in der EU „nicht die großen Gamechanger“. Es sei stattdessen wichtig, "dass Entbürokratisierung in der EU ernst genommen wird und die Prozesse vereinfacht werden“. Wenn das Rahmenwerk stimme, kämen die Investitionen von allein.

Helaba-Vorstand Christian Alexander Schmid verwies darauf, dass insbesondere bei der modernen Immobilienentwicklung die Einbindung von Infrastruktur wichtig sei. „Das gilt sowohl für die digitale Ausstattung, die Verkehrsanbindung und auch die Energieversorgung“, sagte der Manager, der unter anderem für die Bereiche Real Estate Finance, Asset Finance, Portfolio- und Immobilienmanagement zuständig ist. Dabei gelte es in der Immobilienentwicklung auch insbesondere, „ambitionierten Klimapfaden“ zu folgen, indem etwa Kreislaufkonzepte bei Baumaterialien ebenso mitgedacht würden wie E-Ladeinfrastruktur.

Mehr Finanzierungsinstrumente nötig

Als wesentlichen Hemmschuh für Immobilien- und Infrastrukturausbau nannte Schmid langwierige Genehmigungsverfahren. „Da müssen wir deutlich schneller werden“, forderte er. Trotz Bauturbos sei die Lücke zwischen Bedarf und Wohnraum immens. Angesichts des erheblichen Finanzierungsbedarfs bei Immobilien und Infrastruktur betonte der Manager, „Senior Loans werden das Rückgrat der Finanzierung bleiben“. Darüber hinaus bedürfe es aber weiterer Finanzierungsinstrumente, um für die Zukunft gerüstet zu sein.

Rückstand bei Straßen und Schulen

Der ehemalige Bahn-Manager und heutige Investor und Multi-Aufsichtsrat Alexander Doll hob in seiner Keynote hervor, dass trotz substanzieller Staatsverschuldung von offiziell rund 65% des Bruttoinlandsprodukts ein erheblicher Investitionsrückstand bei wesentlichen Infrastrukturinvestitionen festzustellen sei. Dieser werde insbesondere auf kommunaler Ebene erkennbar, wo Doll einen Rückstand von 215 Mrd. Euro ausmacht, schwerpunktmäßig bei Straßen und Schulen. „Das lässt viel Raum für private Investitionen.“ Niemand wisse genau, „wie viel die Energietransformation kostet“. Und auch hier liege ein großer Teil bei den Kommunen. Ihre Rolle „ist zentral“, wie das Kommunalpanel der KfW zeige. Auch Doll beklagte lange Genehmigungsverfahren. Ein Schienennetz von der Planung bis zur Umsetzung dauere zwölf bis 20 Jahre.

Aufgrund derart langer Planungsphasen ist in diesen Bereichen wenig Privatkapital investiert, dafür bräuchte es schnellere Planungsverfahren. Da die kommunalen Investitionen bisher kaum Privatkapital beinhalten, seien die Möglichkeiten hier „riesig“, sagt Doll. Er schlägt vermehrt öffentlich-private Partnerschaften (ÖPP) vor, um kommunale Aufgaben zu bewältigen. Solche Kooperationen zwischen der öffentlichen Hand und der Privatwirtschaft, um öffentliche Aufgaben zu erfüllen, sind unter anderem in den Bereichen Verkehr, Verwaltung und Bildung möglich und damit deckungsgleich mit den kommunalen Aufgaben. Der Anteil von ÖPPs sind im Vergleich zur Verschuldung im BIP noch sehr gering.