WERTBERICHTIGT

Mit offenem Mund

Börsen-Zeitung, 19.1.2017 Konjunkturdaten, Rhetorik von Notenbankern - und ein bisschen technische Analyse. Mit diesem Handwerkszeug konnte ein Währungshändler bislang seine Arbeit recht gut verrichten. Ab Freitag sollte jedoch ein weiteres Werkzeug...

Mit offenem Mund

Konjunkturdaten, Rhetorik von Notenbankern – und ein bisschen technische Analyse. Mit diesem Handwerkszeug konnte ein Währungshändler bislang seine Arbeit recht gut verrichten. Ab Freitag sollte jedoch ein weiteres Werkzeug hinzukommen: Twitter. Das rät jedenfalls David Woo, Stratege für Währungen, Zinsen und Schwellenländer bei der Bank of America, seinen Kollegen. Der neue US-Präsident äußert sich bekanntermaßen zu allem und jedem über den Mikro-Blogging-Dienst, während er den Kontakt mit Fragen stellenden Journalisten eher meidet. Woo erwartet künftig noch mehr Dampfgezwitscher Trumps in einer Länge von maximal 140 Zeichen in der Machart, der starke Dollar bringe die USA um. Sein Kollege Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank sieht in den “Umkleidekabinen-Gesprächen” von @realdonaldtrump gar ein Risiko für die Devisenmärkte. Wo einst Notenbanken mit Offenmarktoperationen den Devisenhandel bewegten, erfolgten nun Operationen mit offenem Mund (Woo: “Open Mouth Operations”). Da bleibt dem Beobachter vor Staunen der Mund offen stehen.sts