Monte dei Paschi sichert sich Angebote von Mediobanca-Investoren
Monte dei Paschi erhält Hilfe
Beobachter vermuten hinter Kaufangebot für Mediobanca-Aktien den Aktionär Delfin
bl Mailand
Die Chancen für die Monte dei Paschi di Siena (MPS), die Investmentbank Mediobanca übernehmen zu können, könnten gestiegen sein. Nach einer Mitteilung der italienischen Börse haben mehrere Mediobanca-Anteilseigner insgesamt 13,47% an die Monte dei Paschi abgetreten. Das ist erstaunlich – drei Wochen vor Ablauf der Frist, innerhalb derer die Mediobanca-Aktionäre das Übernahme-Angebot der MPS annehmen können. Dies gilt umso mehr, als der aktuelle Mediobanca-Aktienkurs über der Offerte der Monte dei Paschi liegt.
Finanzkreise in Mailand glauben, dass insbesondere der Mediobanca-Großaktionär Delfin, die Beteiligungsholding der Familie Del Vecchio, hinter den Verkäufen steht. Delfin kontrolliert 19,9% der Mediobanca-Anteile und gleichzeitig 9,9% an der Monte dei Paschi. Angeblich versucht Delfin, den Druck auf MPS zu erhöhen, das Angebot für die Mediobanca aufzustocken. Es ist jedoch fraglich, ob Delfin – sollte die Holding tatsächlich Aktien an die MPS abgetreten haben – damit wirklich im Interesse seiner Anteilseigner, also aller Familienmitglieder, handelt.
Rom steht hinter MPS
MPS-CEO Luigi Lovaglio hat bisher mindestens 30% des Mediobanca-Kapitals (Delfin, Caltagirone) hinter sich, kann aber auch auf die Unterstützung diverser anderer Aktionäre zählen. Er strebt einen Anteil von 66% bei der Mediobanca an, glaubt aber, schon mit 35% die Kontrolle ausüben zu können. Lovaglio fühlt sich sicher, weil er den italienischen Staat hinter sich hat: Rom hält 11,7% der Monte-dei-Paschi-Anteile und unterstützt das Übernahmevorhaben. Rom hat bereits die geplante Übernahme der BPM durch die HVB-Mutter Unicredit zu Fall gebracht. Beobachter sehen gute Erfolgschancen für die Monte dei Paschi, glauben jedoch, die Bank müsse ihre Offerte aufstocken.
Ausgang unsicher
Das Vorhaben ist eng verbunden mit einem anderen Übernahmeprojekt. Die Mediobanca lehnt die MPS-Offerte als feindlich ab und will sie durch die Übernahme der Banca Generali verhindern. Eine Hauptversammlung am 21. August soll dem Vorhaben zustimmen. Im Erfolgsfall erwarten Beobachter einen starken Kursanstieg bei der Mediobanca, womit das Übernahmevorhaben der MPS wohl vereitelt werden könnte.
Auch der Ausgang der Abstimmung bei der Mediobanca-Hauptversammlung ist mehr als unsicher. Auch Enthaltungen werden als Ablehnung gewertet. Es wird erwartet, dass Mediobanca-Aktionäre wie Edizione (Familie Benetton), Caltagirone, Delfin und Unicredit nicht zustimmen. Mediobanca-CEO Alberto Nagel braucht, je nach Anwesenheitsquote, eine Zustimmungsquote von um die 40%.
Institutionelle auf Seiten Nagels
Nagel kann bei der Hauptversammlung auf die Unterstützung traditioneller Aktionäre, internationaler institutioneller Aktionäre wie Norges, diverser US-Pensionsfonds sowie der Versicherung Unipol zählen, die nach derzeitiger Schätzung 32% der Anteile auf sich vereinen. Auch die Proxy Advisors empfehlen den Aktionären, der Übernahme der Banca Generali zuzustimmen. Damit entstünde ein großer nationaler Vermögensverwalter.