Monte dei Paschi verspricht Schrumpfkur
tkb Mailand – Die italienische Krisenbank Monte dei Paschi di Siena (MPS) verordnet sich ein weitreichendes Sparprogramm: Innerhalb der kommenden vier Jahre sollen 600 der rund 2 000 Filialen geschlossen werden und 5 500 der zuletzt 25 600 Arbeitsplätze wegfallen, wie Bankchef Marco Morelli am Mittwoch auf einer Pressekonferenz in Mailand erklärte. 2021 soll die Bank, die in den vergangenen Jahren mehrfach milliardenschwere Verluste angehäuft hatte, einen Nettogewinn von 1,2 Mrd. Euro einfahren, eine Eigenkapitalrendite von 10,7 % erreichen und auf eine harte Kernkapitalquote von 14,7 % kommen.Nachdem die EU-Kommission am Dienstag eine staatliche Beihilfe in Höhe von 5,4 Mrd. Euro genehmigt hatte, zog das Management von Italiens bislang drittgrößter Bank mit dem Geschäftsplan für 2021 nach. Künftig wird sich das Institut, das bereits heute vorwiegend im Inland tätig ist, sich auf Privatkunden sowie kleinere und mittelständische Unternehmen konzentrieren, während das Geschäft mit Großkunden weitgehend abgebaut wird. Im Ausland werden nur wenige Niederlassungen, etwa die Filiale in Schanghai, fortbestehen. Darüber hinaus will die weltweit älteste Bank ausländische Einheiten verkaufen. Abbau der ProblemkrediteWesentlicher Bestandteil der Sanierungsschritte ist der Abbau an notleidenden Krediten (Non-Performing Loans, NPL) in Höhe von 28,6 Mrd. Euro innerhalb des ersten Halbjahres 2018. Darlehen in Höhe von 26,1 Mrd. Euro sollen dabei an den Rettungsfonds Atlante abgegeben werden. Die Vereinbarung mit dem hauptsächlich von privaten Investoren finanzierten Fonds sei weitgehend ausgearbeitet. Insgesamt wies die Bank zum Jahresende 45 Mrd. Euro an faulen Krediten auf.Die Gesellschaft wird außerdem in wenigen Wochen eine vorsorgliche Kapitalerhöhung von 8,1 Mrd. Euro vornehmen. Abgesehen von den staatlichen Hilfen tragen Aktionäre und die Besitzer von nachrangigen Anleihen dabei zunächst 4,3 Mrd. Euro bei. In einem zweiten Schritt können Kleinanleger, die beim Kauf nachrangiger Anleihen mutmaßlich nicht angemessen über die Risiken informiert worden sind, für ihre Verluste eine Entschädigung beantragen. Dabei werden ihre umgewandelten Anteile gegen vorrangige Anleihen getauscht, wofür die Traditionsbank bis zu 1,5 Mrd. Euro einkalkuliert. Der Beitrag der Anleihegläubiger und Aktionäre an der Kapitalerhöhung würde somit unterm Strich entsprechend sinken.Der Stellenabbau wird laut Morelli bis 2021 rund 1,15 Mrd. Euro kosten. Dabei soll es keine Kündigungen und Frühpensionierungen geben. Die Bank verpflichtet sich außerdem, in den nächsten vier Jahren keine Übernahmen zu tätigen. Auch das Management soll die Sanierungsschritte spüren, denn Morelli und fünf weitere Spitzenmanager haben eine beachtliche Gehaltskürzung akzeptiert. Der Spitzenmanager darf künftig nur mehr das Zehnfache eines durchschnittlichen Bankgehaltes verdienen – dies kommt einer millionenschweren Kürzung auf jährlich rund 450 000 Euro gleich. Keine Dividende bis 2021Der Staat, der im Zuge des Sanierungsplans einen Anteil von 70 % an der Bank erhalte, werde bis spätestens 2021 aussteigen, sagte Morelli. Der Staat erhält die Aktien der Bank mit einem Preisabschlag von 25 %. Durch die Umwandlung von Anleihen in Aktien werde der Versicherer Generali, der mit 400 Mill. Euro als Anleihegläubiger betroffen ist, zu einem Großaktionär aufsteigen.Die Aktien der Bank, die zum Jahresbeginn vom Börsenhandel ausgesetzt worden waren, sollen in der zweiten Septemberhälfte wieder notiert werden. Auch für das laufende Jahr rechnet Morelli mit einem Verlust, nachdem 2016 ein Defizit von 3,4 Mrd. Euro verzeichnet worden war. 2018 soll ein Gewinn von 600 Mill. Euro erzielt werden. Eine Dividende ist bis 2021 nicht vorgesehen.—– Wertberichtigt Seite 6