Rückschlag für Private-Markets-Plattform

Moonfare wickelt Private-Equity-ELTIF wieder ab

Nach nur gut einem Jahr wickelt Moonfare seinen Private-Equity-ELTIF wieder ab. Offenbar mangels Nachfrage – eine herbe Niederlage für die defizitäre Private-Markets-Plattform.

Moonfare wickelt Private-Equity-ELTIF wieder ab

Moonfare wickelt Private-Equity-ELTIF wieder ab

Defizitäres Wealthtech zahlt Anlegern Investment plus Zinsen zurück – ELTIF-Boom im ersten Halbjahr davon unberührt

Von Philipp Habdank, Frankfurt

Nach nur gut einem Jahr hat die Private-Markets-Plattform Moonfare den Vertrieb ihres Private-Equity-ELTIF wieder eingestellt. Wie mehrere Marktteilnehmer berichten, ist das Produkt bei Privatanlegern durchgefallen. Auch Kooperationen mit Plattformen wie Nao brachten offenbar keinen Vertriebserfolg. Anfang 2024 hatte das Wealthtech eine Kooperation mit Moonfare bekannt gegeben, doch inzwischen ist der Private-Equity-Fonds auf der Plattform nicht mehr zu finden. 

Ein Sprecher von Moonfare bestätigte auf Nachfrage, dass der Vertrieb eingestellt und der Fonds abgewickelt werde. „Unsere Entscheidung basiert auf der Marktnachfrage, dem Feedback der Investoren und weiteren strategischen Überlegungen im Zusammenhang mit der Produktentwicklung", heißt es. Die Anleger sollen das gesamte investierte Vermögen und eine Zinszahlung von 12% erhalten.

Institutionelle Strukturen über Privatanleger gestülpt

ELTIF steht für European Long-Term Investment Fund. Dabei handelt es sich um eine Fondskategorie, die Privatanlegern den Zugang zum privaten Kapitalmarkt erleichtern soll. Denn dieser stand bislang fast ausschließlich institutionellen Investoren, Family Offices und vermögenden Privatpersonen offen. Wealthtechs wie Nao versuchen derzeit vor allem über semi-liquide Fondsstrukturen und niederschwellige Mindestinvestments auch Kleinanleger in diese Private Markets zu locken – was in der Branche durchaus kontrovers gesehen wird.

Moonfare hingegen soll mit seinem ELTIF-Angebot versucht haben, die institutionellen Fondsstrukturen auf den Privatanlegermarkt zu übertragen. Diese Strukturen sind vor allem durch geschlossene Fonds mit fester Laufzeit gekennzeichnet – die Möglichkeiten, gezeichnete Fondsanteile noch während der Laufzeit vorzeitig zurückzugeben, sind also beschränkt. Das geht eigentlich nur durch den Verkauf der Anteile gegen Abschlag am Sekundärmarkt an andere Investoren – ein Markt, der gerade stark wächst. 

Privatanleger fremdeln mit Illiquidität

ELTIF hingegen sind häufig als sogenannter Evergreen-Fonds ohne feste Laufzeit strukturiert und Anbieter werben damit, dass Anleger unter bestimmten Bedingungen ihre Fondsanteile teilweise zurückgeben können. Dafür müssen diese Fonds aber immer einen Liquiditätspuffer vorhalten, der nicht in Privatmarktanlagen investiert werden darf – was zulasten der Rendite geht, da liquide Produkte niedriger verzinst sind.  

Wenn man so will, wollte Moonfare Privatanlegern also das bessere, weil renditeträchtigere Privatmarktprodukt anbieten. Kleinanleger bevorzugen jedoch offensichtlich das vermeintlich liquidere Produkt mit weniger Rendite. Moonfare ist auch nicht der erste Assetmanager mit ELTIF-Anlaufschwierigkeiten. Auch Schroders Capital sammelte mit seinem ersten Private-Equity-ELTIF nur magere 64 Mill. Euro ein. Das Unternehmen wagt nun aber mit einem semi-liquiden Produkt einen zweiten Anlauf.   

Moonfare schreibt weiterhin rote Zahlen

Auch Moonfare könnte einen zweiten Anlauf nehmen. Man bleibe dem Ziel treu, die Privatmärkte besser zugänglich zu machen, so der Sprecher: „Wir sind jedoch der Überzeugung, dass andere Strukturen dafür derzeit besser geeignet sind. Semi-liquide Strategien scheinen ein besser geeignetes Einstiegsprodukt für Investoren zu sein, die mit Private Equity oder dem Konzept der Illiquidität noch nicht vertraut sind.“ Seit der Einführung des ELTIF habe der Markt für semi-liquide Strategien erheblich an Dynamik gewonnen und wachse kontinuierlich. Moonfare werde daher in den kommenden Jahren mehr entsprechende Strategien auf den Markt bringen.

Herbe Niederlage

Dass Moonfare seinen ELTIF nach so kurzer Zeit beerdigt, ist für die Plattform dennoch eine herbe Niederlage und könnte auch wirtschaftliche Ursachen haben. Es ist kein Geheimnis, dass die Plattform noch immer defizitär ist, wie auch Gründer Steffen Pauls unlängst im Podcast Beyond Billions sagte. Der Unterhalt eines ELTIF ist mit hohen Kosten verbunden. „Damit sich ein ELTIF aus Anbietersicht lohnt, sollte er nach ein bis zwei Jahren schon mindestens 100 Mill. Euro groß sein“, sagt Philipp Hemmersbach von Kapnative. Bei niedrigeren Summen arbeite man bestenfalls kostendeckend. 

Über 60 neue ELTIF im ersten Halbjahr

Privat- und Kleinanleger sind für große Private-Market-Manager so etwas wie der Heilige Gral. Ihre Hoffnung ist, die verwalteten Vermögen trotz des stark ausgereizten institutionellen Markts damit weiter nach oben treiben zu können und somit auch weiter üppige Gebühren zu kassieren. In den USA hoffen große Häuser wie Blackrock auf US-Präsident Donald Trump, der den 9 Bill. Dollar schweren Markt der sogenannten „401k-Plans“ für alternative Anlagen öffnen will. Das ist ein Teil des 43,4 Bill. Dollar großen Pensionsmarkts in den Staaten. Hierzulande können Assetmanager derlei politische Unterstützung nicht erwarten.

In Europa setzen Vermögensverwalter vor allem auf den ELTIF. Allein im ersten Halbjahr 2025 sind Scope zufolge mehr als 60 dieser neuen Fonds an den Markt gegangen. Anfang des Jahres hatte die Ratingagentur geschätzt, dass in den kommenden zwölf Monaten mindestens 80 neue ELTIFs anlaufen würden. Sie erwartet einen Anstieg der Volumina auf 65 bis 70 Mrd. Euro bis Ende 2027.

Der Markt für Europäische Langzeit-Investmentfonds (ELTIF) boomt. Allein im ersten Jahr gingen 60 dieser auf Privatanleger ausgerichtete Private-Market-Fonds an den Start. Das Wealthtech Moonfare hingegen muss seinen Private-Equity-ELTIF nach nur rund einem Jahr wieder einstellen. Was sind die Gründe dafür?