Morgan Stanley kauft Eaton

Investmentbank setzt zunehmend auf das Fondsgeschäft - Fusionsdruck steigt

Morgan Stanley kauft Eaton

Die US-Investmentbank Morgan Stanley strebt eine stärkere Rolle in der Vermögensverwaltung an: Die Bank kündigt den Kauf des Fondsanbieters Eaton Vance für 7 Mrd. Dollar an. Gelänge der Schritt, würde Morgan Stanley ein Vermögen von rund 1,2 Bill. Dollar verwalten. Der Fusionsdruck in der Branche steigt.nok New York – Die große amerikanische Investmentbank Morgan Stanley setzt ihre milliardenschwere Einkaufstour fort. Gut eine Woche nach dem Vollzug der Übernahme des Online-Brokers E-Trade kündigte Morgan Stanley jetzt den Kauf der Bostoner Fondsgesellschaft Eaton Vance für 7 Mrd. Dollar in Aktien und bar an. Der Kaufpreis entspricht 56,50 Dollar je Eaton-Vance-Aktie – ein Aufschlag von 38 % auf den Schlusskurs vom Mittwoch.Am Donnerstag reagierte der Aktienkurs von Eaton Vance im frühen Handel an der New Yorker Börse mit einem deutlicheren Aufschlag von 48 % auf mehr als 60 Dollar. Händler spekulierten also möglicherweise auf eine Nachbesserung des Kaufpreises oder auf einen anderen Bieter. Der Aktienkurs von Morgan Stanley notierte leicht im Plus.Morgan-Stanley-Chef James Gorman stärkt mit Eaton Vance die im Vergleich zum klassischen Investment Banking und Wertpapierhandel weniger schwankungsanfälligen Geschäftsbereiche der Bank. “Diese Transaktion treibt unseren strategischen Wandel hin zu mehr Einnahmen auf Gebührenbasis voran”, sagte Gorman. Kunden von Vermögensverwaltern zahlen in der Regel etwas beständige Managementgebühren für die Verwaltung ihrer Portfolios, auch wenn sich Marktschwankungen freilich auch in diesem Geschäftsfeld bemerkbar machen. Einnahmen aus der Beratung bei Fusionen und Übernahmen, dem Wertpapieremissionsgeschäft und dem Aktien- oder Anleihehandel hängen allerdings noch stärker von der jeweiligen Lage an den Finanzmärkten ab. Der seit 2010 amtierende Gorman hatte Morgan Stanley nach dem Schock der Finanzkrise im Jahr 2008 stärker auf Vermögensverwaltung ausgerichtet.Mit E-Trade, mit einem Kaufpreis von 13 Mrd. Dollar der größte Zukauf einer amerikanischen Bank seit der Finanzkrise, verstärkte Morgan Stanley sein Wertpapierangebot für Privatkunden. Morgan Stanley hatte nach der Finanzkrise etappenweise Smith Barney von der Citigroup übernommen und wurde damit zum größten US-Wertpapierbroker für Privatkunden – und nach Angaben von Gorman der größte Vertreiber von Eaton-Vance-Fonds.Eaton Vance verwaltet mehr als 500 Mrd. Dollar. Insgesamt wird Morgan Stanley nach Abschluss der Akquisition damit rund 1,2 Bill. Dollar für Pensionsfonds, Versicherer und andere Kunden managen. Der Morgan-Stanley-Chef sieht zudem Gelegenheiten, die Fonds von Eaton Vance stärker international zu vertreiben. Eaton Vance konzentriert sich derzeit vor allem auf den Heimatmarkt. Gorman bezeichnete die geplante Übernahme als “gewissermaßen offensichtlich”. “Hätten wir es nicht getan, hätte es jemand anderes getan”, sagte er. Eaton Vance galt zuletzt als eine der wenigen traditionellen Fondsgesellschaften mit starkem Wachstumspotenzial, da die auf nachhaltige Anlagen (ESG) spezialisierten Sparten Zuflüsse verbuchten. Fusionskarussell dreht sich Insgesamt steht die Branche der Vermögensverwalter angesichts des Siegeszuges billiger Indexfonds gerade in den USA unter Konsolidierungsdruck. Das beflügelt auch anderswo Fusionen und Übernahmen. Der Aktionärsaktivist Nelson Peltz hat sich mit seinem Hedgefonds Trian kürzlich zu jeweils knapp 10 % an den Fondsgesellschaften Invesco und Janus Henderson beteiligt und drängt auf eine Fusion der beiden Firmen. Unternehmen mit “beträchtlicher Größe und Produktbreite und der Fähigkeit, in Technologie, Wachstum und Innovation zu investieren, werden die besten Erfolgsaussichten haben”, hieß es in einer Meldung Trians an die Börsenaufsicht.Vertreter von Trian haben sich demnach mit Spitzenmanager und Verwaltungsräten von Invesco und Janus getroffen, um potenzielle Fusionen auszuloten. Invesco, die in den vergangenen Jahren mit Zukäufen größer geworden ist, verwaltet derzeit ein Vermögen von 1,2 Bill. Dollar. Janus, die 2017 mit dem Konkurrenten Henderson fusioniert war, kommt auf 330 Mrd. Dollar.Peltz war auch bei der im August vollzogenen Übernahme der US-Fondsgesellschaft Legg Mason durch den Konkurrenten Franklin Resources involviert. Franklin hatte Legg Mason, wo Trian einen Minderheitsanteil und zwei Sitze im Verwaltungsrat hielt, für 4,5 Mrd. übernommen. Die fusionierte Gesellschaft verwaltet jetzt ein Vermögen von 1,4 Bill. Dollar.