Munich Re peilt 2021 das Vorkrisenniveau an

Rückversicherer will den Gewinn nach einem Einbruch 2020 wegen Covid-19 im kommenden Jahr auf 2,8 Mrd. Euro steigern

Munich Re peilt 2021 das Vorkrisenniveau an

sck München – Eine Woche vor ihrem Kapitalmarkttag hat die Führung von Munich Re nach ihrer im Frühjahr kassierten Jahresprognose für das laufende Jahr wieder ein neues, indes drastisch reduziertes Gewinnziel genannt und zugleich für 2021 ein Ergebnis avisiert, das Vorstandschef Joachim Wenning ursprünglich im laufenden Berichtsturnus erreichen wollte. Der größte Rückversicherer der Welt zollt bei seinen Planungen den hohen Belastungen infolge der Corona-Pandemie Tribut.Das Dax-Unternehmen teilte ad hoc mit, nach einem erwarteten Einbruch des Konzernüberschusses 2020 auf 1,2 (i.V. 2,7) Mrd. Euro den Nettogewinn im kommenden Geschäftsjahr auf 2,8 Mrd. Euro steigern zu wollen. Damit befände sich der Branchenprimus 2021 um rund 100 Mill. Euro über dem Ergebnisniveau von 2019, also vor Ausbruch der weltweiten Seuche. Das am Dienstag kommunizierte Gewinnziel impliziert einen erwarteten Überschuss im laufenden Jahresschlussquartal von rund 200 Mill. Euro. In den ersten neun Monaten dieses Jahres schrumpfte der Konzerngewinn auf 1 (2,5) Mrd. Euro (vgl. BZ vom 6. November). Die Folgen der Pandemie setzten Munich Re zu. In den ersten neun Monaten dieses Jahres musste der Konzern 2,3 Mrd. Euro an Belastungen aus Covid-19 verdauen. Davon entfielen 800 Mill. Euro auf das Sommerquartal.Der Vorstand bekräftigte, dass auch im nächsten Jahr mit weiteren Kosten im Zusammenhang mit der Pandemie zu rechnen sei – allerdings den Angaben zufolge in “deutlich geringerem Umfang” als 2020. Aktie gewinnt 3,3 ProzentInsbesondere ausgefallene Kulturveranstaltungen, Betriebsunterbrechungen und Schäden bei Kreditversicherern infolge der Seuche schlagen ins Kontor. Munich Re tritt für solche Schäden ein, die über abgeschlossene Policen von Erstversicherern gedeckt sind. Das betrifft unter anderem Deckungen im Rahmen von Haftpflichtversicherungen.Die Anleger reagierten auf die jüngste Nachricht wohlwollend. Nach Veröffentlichung der Meldung setzten die Aktien von Munich Re ihre Erholung fort. Die Titel gewannen in der Spitze 3,9 % an Wert und beendeten den Xetra-Handel bei 242,50 Euro (+3,8 %). Im Frühjahr war das Papier in der damaligen Panik an den Märkten wegen Covid-19 auf bis zu 141 Euro abgestürzt.Ursprünglich wollte der Vorstand in diesem Jahr 2,8 Mrd. Euro nach Steuern erwirtschaften (vgl. BZ vom 19. März). Das Management musste dann aber wenig später dieses Ziel aufgrund der Pandemie begraben.Zur Vorlage des Zwischenberichts zum 30. September Anfang November wagte Finanzvorstand Christoph Jurecka noch keine neue Prognose. Er verwies seinerzeit noch auf die Unsicherheiten am Markt über die weiteren Folgen des Virus. Die nun für 2020 und 2021 ausgegebenen Gewinnziele liegen unter der Konsensusschätzung. Fürs laufende Jahr erwarten Analysten im Schnitt einen Überschuss von 1,4 Mrd. Euro, fürs kommende Jahr 2,9 Mrd. Euro. Beitragsrekord im Visier Im Detail peilt Munich Re 2021 einen Anstieg der Beitragseinnahmen auf 55 Mrd. Euro an, wobei das Kerngeschäft Rückversicherung 37 Mrd. Euro beisteuern soll. Auch hier liegt der Konzern unter der Marktschätzung von 56,5 Mrd. Euro. Für 2020 hat der Vorstand 54 (51,5) Mrd. Euro im Visier.Die Zuversicht des CEO, die Bruttoprämien deutlich steigern zu können, basiert darauf, dass nach einer langen Flaute bei den Preisen die Raten für Rückversicherungsdeckungen seit Anfang 2020 auf breiter Front deutlich zulegen. Das hilft dem Ergebnis. Allerdings ging Wenning zuletzt davon aus, dass wegen des Zinstiefs Überschüsse von mehr als 3 Mrd. Euro derzeit kaum zu erreichen seien (BZ vom 27.11.2019).