Rückversicherer

Munich Re setzt deutlich höhere Preise durch

Die Munich Re profitiert von dem Markttrend steigender Raten für Versicherungsdeckungen. Das verschafft dem größten Rückversicherer der Welt wachsende Margen im Kerngeschäft. In der jüngsten Vertragserneuerungsrunde zum 1. Juli setzte der Dax-Konzern um 5,1% gestiegene Preise durch.

Munich Re setzt deutlich höhere Preise durch

Preisschub hilft Munich Re

Raten für Naturkatastrophendeckungen steigen weiter an – Jahresgewinnziel bekräftigt

sck München

Der seit vier Jahren zu verzeichnende Trend steigender Preise im Rückversicherungsmarkt hat sich verfestigt. In der turnusmäßigen Vertragserneuerungsrunde zum 1. Juli konnte die Munich Re deutlich höhere Deckungsraten für sich herausholen. Zur Vorlage seiner Halbjahreszahlen berichtete der größte Rückversicherer der Welt am Donnerstag von einem um 5,1% erhöhten Preisniveau für das Portfolio. Das sei der größte Schub bei den Raten per Juli seit Jahren gewesen, sagte Vorstandschef Joachim Wenning in einer Telefonkonferenz mit Journalisten.

Er äußerte sich zuversichtlich, dass diese Marktlage andauert. Im Fachjargon nennt man das einen "harten" Markt. "Das günstige Umfeld wird sich nicht nur 2023 und 2024 fortsetzen, sondern voraussichtlich auch im Jahr 2025", prognostizierte der CEO. Als Preistreiber bezeichnete Wenning vor allem das Geschäft mit Naturkatastrophendeckungen. Das sorge für weiter wachsende Margen. Für die kommende turnusmäßige Erneuerungsrunde mit den Erstversicherern und Großkunden aus der Industrie zum Jahreswechsel zeigte er sich ebenfalls zuversichtlich.

Klimawandel als Treiber

Für steigende Preise sorgen seinen Worten zufolge der Klimawandel, ein allgemeiner Nachholbedarf bei den Raten und die Inflation, welche der Konzernchef als "immanent" bezeichnete. Der Klimawandel verursache hohe Schäden. "Dieser Trend verändert sich nicht." Die Nachfrage nach Deckungen gegen Naturkatastrophen sei weltweit weiterhin sehr hoch. Zum 1. Juli erneuerte die Munich Re vor allem Geschäfte in Nord- und Südamerika sowie Australien. Zuletzt berichten auch die Wettbewerber Swiss Re und Hannover Rück von steigenden Raten in ihren Portfolios.

Allerdings schrumpfte das zu erneuernde Geschäftsvolumen um 1,9% auf 3,6 Mrd. Euro. Wenning begründete das mit einer bewussten strategischen Entscheidung in der Zeichnungspolitik. Die Munich Re führe gezielt jene Aktivitäten nicht fort, die nicht den Preisen und Bedingungen entsprechen. "Wir sind nicht bereit, für Dinge zu zeichnen, die versicherungstechnisch keinen Sinn ergeben." In den anderen Geschäftsbereichen bezeichnete er das Bild daher als "etwas differenziert". Das betreffe insbesondere das proportionale Geschäft. Das sind jene Aktivitäten, bei denen Rück- und Erstversicherer das Risiko nach festen Prozentsätzen aufteilen.

Aktie gewinnt über 3 Prozent

Die Anleger reagierten auf die Nachricht wohlwollend. Die Aktie von Munich Re gewann im Xetra-Handel zeitweise 3,2% auf 356,10 Euro an Wert. Seit Sommer vergangenen Jahres legte der Titel um 60% zu. Das Kursniveau hatte das Papier vor 23 Jahren gezeigt.

Im zurückliegenden zweiten Quartal verzeichnete die Sparte Schaden/Unfall-Rückversicherung einen Zuwachs der Gesamtbelastung aus Großschäden auf 600 (i.V. 464) Mill. Euro. Davon entfielen 445 (156) Mill. Euro auf Naturkatastrophen. Die teuerste Naturkatastrophe für das Unternehmen waren die Unwetter in Italien, die Überflutungsschäden von rund 200 Mill. Euro verursachten. Die Schaden-Kosten-Quote verschlechterte sich von April bis Juni auf 80,5 (72,3)%. Im ersten Halbjahr waren es 83,5 (74,5)%. Übersteigt ein Versicherer die Schwelle von 100%, zeigt dies an, dass er Schäden und Verwaltungskosten nicht mehr aus den Beitragseinnahmen decken kann. Das versicherungstechnische Ergebnis der Sparte schrumpfte im zweiten Dreimonatsabschnitt auf 1,2 (1,7) Mrd. Euro, im ersten Halbjahr waren es 2,2 (3,1) Mrd. Euro. Auf Konzernebene ging das versicherungstechnische Ergebnis um 11% auf 4 Mrd. Euro zurück.

Gewinnrückgang

Das Ergebnis nach Steuern brach im ersten Halbjahr um ein Fünftel auf 2,4 Mrd. Euro ein. Das geht auf das Konto des Bereichs Rückversicherung. Das Geschäftsfeld verbuchte einen Überschuss von 2 (2,8) Mrd. Euro. Die Erstversicherungstochter Ergo trug 470 (303) Mill. Euro bei. Wenning erklärte den Gewinnrückgang mit geringeren Aufzinsungseffekten und niedrigeren Großschäden in der ersten Jahreshälfte 2022. Gleichwohl hält er am Ziel fest, in diesem Jahr einen Konzernüberschuss von 4 Mrd. Euro zu erwirtschaften nach 3,4 Mrd. Euro im vergangenen Jahr.

Das erzielte Halbjahresresultat sei eine gute Basis, dies zu erreichen. "Die Wahrscheinlichkeit, dieses Ziel zu übertreffen, ist mit dem starken Halbjahresergebnis gestiegen", sagte er. Um dies zu schaffen, muss die Munich Re in der laufenden zweiten Jahreshälfte mindestens 1,6 Mrd. Euro netto verdienen. Zur Erinnerung: Im dritten Quartal 2022 hatte der Hurrikan "Ian" das Ergebnis des Konzerns verhagelt.

Die Munich Re profitiert von dem Markttrend steigender Raten für Versicherungsdeckungen. Das ver­- schafft dem größten Rückversicherer der Welt wachsende Margen im Kerngeschäft. In der jüngsten Vertrags- erneuerungsrunde zum 1. Juli setzte der Dax-Konzern um 5,1% gestiegene Preise durch.

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